Leverkusen. Julian Brandt hält Bayer Leverkusen für stärker als in der vergangenen Saison. Dabei hat die Werkself Führungsspieler verloren. Der Check.
Die WM in Russland hat bei Deutschlands Nationalspielern einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen, bei Julian Brandt allerdings ist das Gefühl nicht ganz so eindeutig. Der blonde Offensivspieler aus Leverkusen kam beim Vorrunden-Aus des Weltmeisters zu drei Kurzeinsätzen, traf dabei zweimal den Pfosten, hinterließ generell einen guten Eindruck – und betont als einer der DFB-Kicker mit den besten Perspektiven: „Eine WM kann süchtig machen.“
Die eine Extra-Woche Urlaub, die ihm Bayer-Trainer Heiko Herrlich zusätzlich zu den üblichen 21 Tagen gewährte, hat Brandts Lust auf die Zukunft weiter befeuert. Nun will der 22-Jährige, der die Ferien wegen seiner regelmäßigen Auftritte bei großen Turnieren in den vergangenen Jahren (Olympia 2016, Confed Cup 2017, WM 2018) strecken durfte, seine Energie erst mal wieder bei den Rheinländern ausleben. Die verpassten im Mai am letzten Spieltag haarscharf die Champions League – und peilen Europas Kaviar-Liga nun als Ziel für diese Saison an.
Sportdirektor: Boldt für Völler
Zudem wolle man aber auch Pokalsieger werden – sagt Bayer-Instanz Rudi Völler (58). Der frühere Stürmer hat seinen Job als Sportdirektor im Sommer an den 22 Jahre jüngeren Jonas Boldt übergeben und ist zum Geschäftsführer Sport aufgestiegen. Boldt greift gern die Vertragsverlängerungen der Jungstars Julian Brandt und Jonathan Tah noch mal auf: „Beide haben sich zu uns bekannt, weil sie merken, dass in Leverkusen etwas entsteht.“ Ob das für Leon Bailey und seinen nun bis 2023 gültigen Vertrag auch gilt oder die Verlängerung lediglich eine mögliche Ablösesumme für den begehrten Jamaikaner in die Höhe treiben soll?
Der Bundesliga-Check
Deutschland ist ein Land mit 82 Millionen Bundestrainern. Einige von ihnen sitzen in der Sportredaktion Ihrer Zeitung und tippen den Ausgang der neuen Bundesligasaison. Wer Meister wird, wer absteigt, wissen wir natürlich nicht. Aber bis zum ersten Spiel am 24. August zwischen den Bayern und Hoffenheim beleuchten wir täglich einen Klub und vervollständigen die Tabelle. Ob wir Experten sind? Das wissen wir erst am 18. Mai 2019.
Wie Boldt zeichnet auch Julian Brandt ein Faible für offensive Ansagen aus. Die Verpflichtungen des brasilianischen Offensivjuwels Paulinho (18/kam für 18,5 Millionen Euro von Vasco da Gama) und des Defensivmanns Mitchell Weiser (24/für 12 Millionen Euro von Hertha BSC) verstärken den Hang. „Wir haben zwar Spieler mit Führungsqualitäten verloren“, kommentiert Brandt das Karriere-Ende von Angriffs-Ikone Stefan Kießling und den Wechsel von Torhüter Bernd Leno zu Arsenal. „Aber wir haben uns qualitativ verbessert.“
Brandt: In der Liga ist für Leverkusen alles möglich
Der aktuelle Kader erinnere ihn an frühere Jahre, als der Werksklub regelmäßig in der Königsklasse mitmischte. „Mit der aktuellen Mannschaft ist noch mehr drin“, tönt Brandt, der glaubt: „In der Liga ist alles möglich – auch wenn man den Übergegner Bayern hat.“
Leverkusen hat seine dünne Offensive mit dem schwedischen WM-Viertelfinalisten Isaac Thelin etwas flexibilisiert. Es gibt allerdings Verletzungssorgen. Torhüter Lukas Hradecky muss wegen der Nachwirkungen einer Kiefer-Operation noch pausieren.
Beim 1:0-Sieg in der ersten Pokalrunde beim Oberligisten Pforzheim zog sich Julian Baumgartlinger einen Innenbandriss im Knie zu. Der Österreicher fällt zum Start in Gladbach am Samstag (18.30 Uhr/Sky) aus. Ein weiteres Problem für Bayer: Jung-Nationalspieler Benjamin Henrichs will zum AS Monaco wechseln.
Unser Tipp: Platz 3