München. Zwei Zugänge gehörten beim 3:1-Erfolg über Bayer Leverkusen zu den ersten Gewinnern beim FC Bayern. Doch längst nicht alles lief beim FCB gut.

Mats Hummels, 28, steht in den Katakomben der Allianz-Arena, stützt sich mit dem rechten Bein an einer Wand ab und schaut auf sein Handy. Dabei wirkt der Münchner Weltmeister ziemlich gequält. Was ihn während des 3:1-Auftakterfolges gegen Bayer Leverkusen am Freitagabend zur frühzeitigen Aufgabe gezwungen hat? Hat ein Muskel seinen Dienst verweigert? Ging die Puste aus? „Nein, nein“, antwortet der Abwehrspieler, „mein Magen hat sich gemeldet. Und das ziemlich ordentlich. Irgendwann ging es dann leider nicht mehr.“

Als Hummels’ Magen streikte, Trainer Carlo Ancelotti den Abwehrspieler deshalb vorzeitig in die Kabine schickte, kam die bis dahin ziemlich ordentliche Abwehr in Unordnung. Trotz eines aussichtslosen 0:3 beschloss Bayer Leverkusen, den Rekordmeister mit Angriffswellen zu überrollen. Und der Meister schwamm.

19 Torschüsse gegen Bayern

19 Torschüsse, so viel nie zuvor bei einem Heimspiel in der Ära Ancelotti, feuerten die Bayer-Profis auf das Münchner Tor ab. TV-Experte Oliver Kahn fand das bemerkenswert: „Da muss man lange zurückgehen, um ein Spiel zu finden, in dem die Bayern so viele Chancen zugelassen haben. Ancelotti wird sich Gedanken machen müssen.“

So erklärt Schiedsrichter Stieler den Videobeweis

Schiedsrichter verlassen in der Regel fluchtartig das Stadion, ohne Fragen zu beantworten. Der Fifa-Unparteiische Tobias Stieler (36) machte am Freitagabend eine Ausnahme. Vielleicht lag es auch daran, dass die Premiere des Videobeweises glückte und Bayern gegen Leverkusen ein Elfmeter zugesprochen wurde.

Herr Stieler, Sie haben in der fraglichen Situation, als Leverkusens Charles Aranguiz im Strafraum Robert Lewandowski niederriss, nicht gepfiffen. Was geschah danach?

Tobias Stieler: Ich habe die Situation nicht zu 100 Prozent sehen können. Vom Gefühl her dachte ich mir, dass da etwas nicht in Ordnung war. Aber um einen Strafstoß zu pfeifen, muss man sich absolut sicher sein.

Und dann …

Stieler: ... habe ich über mein Headset sofort Kontakt aufgenommen zum Videoassistenten Jochen Drees.

Sind sie froh, dass alles so reibungslos geklappt hat?

Stieler: Wie wäre es denn gewesen, wenn ich den Elfmeter nicht gepfiffen hätte? Dann hätte ich mich 30 Minuten damit beschäftigt, wäre in die Kabine gegangen und alle hätten gesagt: Du hast eine Fehlentscheidung getroffen.

Gefällt Ihnen der Videobeweis?

Stieler: Ich bin sogar begeistert. Wir Schiedsrichter sind nicht perfekt, wir machen Fehler. Wenn Fehler dann in dieser Weise korrigiert werden, ist das eine super Sache. (Thomas Gassmann)

Bayerns Torsteher Sven Ulreich, der einige Male glänzend parieren musste, wusste nicht so recht, ob er sich freuen oder ärgern sollte. Einerseits war Manuel Neuers Stellvertreter glücklich darüber, dass er einen ziemlich guten Tag erwischt hatte. Aber er war auch ziemlich angefressen darüber, dass ihn seine Vorderleute in vielen Situationen alleine ließen. „Klar war ich sauer“, gestand der Mann, der nächste Woche Manuel Neuer wieder den Vortritt lassen muss, „wir waren einfach zu weit weg von den Gegnern, es fehlte bei uns die Aggressivität.“

Bedenklich war auch, dass der Rekordmeister keinerlei Dominanz ausstrahlte. Lediglich 51 Prozent Ballbesitz besaß das Team Ancelottis. Es ist der tiefste Wert seit Langem und zeigt deutlich auf: Auch der Kombinationsmotor läuft trotz des Auftakterfolges noch lange nicht rund.

Aber natürlich gab es auch Gewinner bei den Bayern. Niklas Süle marschierte fröhlich pfeifend in die verregnete Münchener Nacht und strahlte. „Ja, ich hatte Gänsehaut“, gestand der bärenhafte Nationalspieler und meinte damit den Moment nach seinem ersten Treffer für die Bayern.

Salihamidzic denkt positiv

Die feine Flanke hatte ihm ein Mann vorgelegt, den Süle aus gemeinsamen Hoffenheimer Zeiten sehr gut kennt und dem nur wenige Experten zutrauten, einmal eine Schlüsselrolle im Starensemble der Bayern zu spielen. Aber Sebastian Rudy, der ablösefrei den Weg nach München gefunden hat, spielte ballsicher und vorausschauend. Der ständig Unterschätzte war der Gewinner des Bundesliga-Freitags und darf sich große Hoffnungen machen, auch in Zukunft die Fäden im Mittelfeld zu ziehen.

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Dass auch der Franzose Corentin Tolisso zu den Ausrufezeichen gehörte, machte den Abend für die Bayern trotz der kritischen Zwischentöne versöhnlich. Der Neuzugang von Olympique Lyon erzielte seinen ersten Treffer für den Rekordmeister. Manager Hasan Salihamidzic wollte sich angesichts dieser frohen Botschaften seine gute Stimmung nicht verderben lassen. „Was sollen wir über die negativen Dinge reden?“, fragte er, „ich denke nur positiv.“