Bremen. Alexander Nouri steigt bei Werder Bremen zum Cheftrainer auf. Die Vereinsführung vertraut dem bisherigen Interimscoach - und doch gibt es Anzeichen von Zweifeln.
Alexander Nouri schlenderte im Sonnenschein zum Auslaufen, beschwingt und bester Laune, die Trainingshütchen in der linken Hand. Der 37-Jährige wusste um 9.30 Uhr bereits, was drei Stunden später auch verkündet wurde: Der Interimstrainer steigt bei Werder Bremen zum Cheftrainer auf. Er erhält die Chance seines Lebens.
"Er hat in den vergangenen Wochen gezeigt, dass er die Mannschaft erreicht, und hervorragende Arbeit geleistet. Wir sind zu der Entscheidung gekommen, dass er die Gelegenheit bekommen soll, seine begonnene Arbeit fortzusetzen", sagte Werders Sportdirektor Frank Baumann am Sonntag am Weserstadion. Er gab Nouri einen Vertrag bis zum Saisonende, was auch Ausdruck eines Restzweifels ist.
"Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass in unserem Anforderungsprofil der Punkt Erfahrung eine wichtige Rolle spielt. Wir wussten, dass Alexander Nouri und sein Team sehr gute Arbeit leisten, aber in diesem Punkt können sie natürlich noch keine Garantien geben", sagte Baumann. Der 37-Jährige habe in seinen drei Spielen überzeugt, zudem sei schlicht auch kein besserer Kandidat auf dem Markt gewesen: "Wir haben niemanden gefunden, der uns im Gesamtpaket mehr überzeugt hat als Alexander Nouri. Im Fußball ist es manchmal auch ratsam, Gelegenheiten zu ergreifen, dem Bauchgefühl zu folgen."Dieses Gefühl sagt: Nouri ist der Richtige. Er hat in den vergangenen Wochen quasi einen Crashkurs gemacht. Niederlage gegen den FSV Mainz 05 nach Führung bis zur 87. Minute (1:2), Sieg gegen den VfL Wolfsburg trotz Rückstands bis zur 86. Minute (2:1). Am Samstag das 2:2 (0:1) bei Darmstadt 98 nach Rückstand und dann Führung bis zur 73. Minute. Mehr geht fast nicht in den ersten drei Spielen als Bundesliga-Trainer.
Auch Skripnik war eine interne Lösung
"Es ist eine große Herausforderung, aber wir werden sie gemeinsam erfolgreich bestehen. Ich möchte Demut vorleben", sagte Nouri, der das Amt von Viktor Skripnik übernommen hatte. Auch der Ukrainer war eine interne Lösung gewesen. "Bisher hat es riesigen Spaß gemacht. Ich freue mich sehr auf die Aufgabe", sagte Nouri während seiner Pressekonferenz am Sonntagmittag: "Es geht um die Sache und nicht um mich.
"Zumindest eine Stimmungswende hat er bereits bewirkt. Die Fans stehen hinter Nouri, die Spieler sprachen sich ebenso bemerkenswert deutlich für ihn aus. "Wir arbeiten sehr, sehr gut zusammen", sagte Kapitän Clemens Fritz: "Er hat uns Mut zugesprochen, stellt uns gut ein und macht einen guten Job." Serge Gnabry fügte hinzu: "Wir treten mehr als Einheit auf. Wir haben sehr vom Trainer profitiert."
Auch in Darmstadt kam Werder nach einem Rückstand zurück. In einer desolaten ersten Halbzeit hatte Antonio Colak für 98 per Foulelfmeter (19.) getroffen, den Theodor Gebre Selassie mit einem Foul an Jérôme Gondorf verursacht hatte. "Wir haben erst in der zweiten Halbzeit angefangen zu spielen", sagte der starke Gnabry, der nach dem Tor von Lamine Sane (51.) zur Führung traf (67.).Es reichte nicht zum Sieg, weil Colak (73.) noch einen Volleyschuss versenkte. Doch es reichte aus, um Frank Baumann von Alexander Nouri zu überzeugen. (sid)