Dortmund. . Der Bundesligagipfel dauert 90 Minuten und eine Liveübertragung sechs Stunden. In der Regie und am Expertentisch ist Präzisionsarbeit gefragt.

Als das Flutlicht erloschen ist, herrscht im Sky-Truck noch einmal Hochbetrieb. So riesig das graue Ungetüm auf zehn Rädern unter der Osttribüne des Dortmunder Stadions auch wirkt, so eng wird es drinnen, wenn das Topspiel der Fußball-Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und Bayern München in seine zweite Nachspielzeit geht. Ohne Spieler natürlich, wenngleich man die Trainer Pep Guardiola und Thomas Tuchel angesichts der Torlosigkeit im Samstagabendspiel nur zu gerne zum Rapport bestellt hätte.

Nah dran, ohne im Stadion zu sein

Statt über Taktik zu diskutieren, checken Produktionsleiter, Ablaufredakteure und Moderatoren bei ihrer Abschlussbesprechung, ob alle Schalten funktioniert haben, die Einspieler korrekt waren, die Analyse-Informationen bei den Experten angekommen sind. Alles lief wie geschmiert. Der BVB und die Bayern konnten mit dem 0:0 gut leben – der Münchener Bezahlsender erst recht. In 1,87 Millionen Haushalten plus den Kneipen war am frühen Samstagabend der Fernseher eingeschaltet, um den Liga-Gipfel zu verfolgen. 5,5 Millionen Zuseher, die bei allem Trubel auf dem Rasen aber nicht mitbekamen, was nötig ist, um beim Duell der besten deutschen Mannschaften stadionähnliche Atmosphäre genießen zu können, ohne live auf den Rängen zu sein.

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Die Fußballer jagen 90 Minuten über den Platz, eine Liveübertragung dauert von der Ablaufbesprechung bis zum Abspann nach der Expertenanalyse sechs Stunden. Marcel Reif sitzt in der Maske, Yvette Jack pudert ihm das Gesicht und fragt, was sie ihm in die Haaren machen solle. „Eine Bürste würde ich mir in die Haare machen“, antwortet der Kommentator und grinst. Christoph Metzelder reicht Reif eine Weste, damit sein Kollege oben auf der Pressetribüne nicht frieren muss.

Experten erfahren nur grob die Gesprächsthemen

Metzelder selbst redet sich gemeinsam mit Lothar Matthäus und Dietmar Hamann eine Stunde vor der Partie (18.30 Uhr) warm. Moderator Sebastian Hellmann will schlagfertige Experten und verrät daher im Vorfeld nur grob die Gesprächsthemen. Auch Deutschlands Rekordnationalspieler mag den offenen Schlagabtausch. „Das Spannendste ist, gar nicht zu wissen, was der andere von sich geben wird“, betont Matthäus, während nahe der Südtribüne die Feldreporter Ecki Heuser und Stefan Hempel noch die Trainer interviewen.

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Wenn auf dem Stadionrasen mit dem Anpfiff die Hektik zunimmt, atmen Sendungsleiter Tibor Szilasi und sein Führungs-Team durch. Bis zu 150 Kollegen hat der Sender im Einsatz, das Bildsignal des Spiels sendet aber die von der Deutschen Fußball-Liga beauftragte TV-Firma Sportcast. Mit eigenen Kameras werden nur Bilder für Superzeitlupen eingefangen. Wie vor einem DJ-Pult mit mehr als 30 Monitoren an der Wand sitzt Szilasi im Regiewagen im Stadion Rote Erde, Bildmischerin Miriam Keeb blendet im geeigneten Moment effektvoll Spielerstatistiken ein, die zehn Mitarbeiter in einem weiteren Truck zur Verfügung stellen.

Das nächste Ziel steht schon fest

Um 20.21 Uhr ist das 0:0 durch den Abpfiff besiegelt. Für die Journalisten geht die Arbeit weiter. Heuser interviewt Thomas Müller, am Expertentisch schwärmt Hamann von zwei Teams, die zu den Top 5 in Europa gehören. Matthäus rätselt derweil, ob der FC Bayern für Mario Götze der richtige Verein ist. Um 21 Uhr werden die Kameras ausgeschaltet, es geht zur Abschlussbesprechung. Weil alle aufeinander abgestimmt sind, trifft sich die Topspiel-Crew in gleicher Besatzung Samstag für Samstag. Bei der Abfahrt des Trucks ist das nächste Reiseziel also schon klar: München, wo die Bayern am Samstag um 18.30 Uhr im Abendspiel Werder Bremen empfangen und dreieinhalb Stunden vorher das gleiche Spiel von vorne beginnt.