Wolfsburg. Die VW-Krise hat den VfL Wolfsburg erreicht. Der Pokalsieger legt den bis zu 40 Millionen Euro teuren Neubau des Nachwuchsleistungszentrums auf Eis.
Trotz der weiter gesicherten Unterstützung von Volkswagen bekommt nun auch der VfL Wolfsburg die Auswirkungen der Krise beim angeschlagenen Mutterkonzern zu spüren. Den geplanten Neubau des Nachwuchsleistungszentrums für bis zu 40 Millionen Euro musste der Fußball-Bundesligist vorerst stoppen. "Ich denke, es ist zu verstehen, dass man das jetzt zumindest erstmal aussetzt", bestätigte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs der Deutschen Presse-Agentur entsprechende übereinstimmende Medienberichte.
"Wir waren noch lange nicht soweit, dass man hätte sagen können, das Projekt wird umgesetzt. Aber natürlich ist das derzeit nicht der Moment zu investieren. Da muss man Vernunft walten lassen", erläuterte Allofs die Entscheidung, die die VfL-Geschäftsführung gemeinsam mit dem Aufsichtsrat des Clubs getroffen hatte. In dem Kontrollgremium sitzen auch hochrangige Manager des VW-Konzerns.
VW stellt Unterstützung für VfL nicht in Frage
Volkswagen drohen wegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte Strafen in Milliardenhöhe. Der Konzern kündigte daher am Dienstag eine Investitionskürzung in Höhe von einer Milliarde Euro an. Davon betroffen ist das Fußball-Engagement von VW aber zunächst nicht.
Der neue Konzernchef Matthias Müller hatte in der Vorwoche jedoch angekündigt, auch die Investitionen im Fußball überprüfen zu wollen. Dies soll aber in erster Linie das Sponsoring des DFB-Pokals und von 16 Proficlubs betreffen. "Wir steuern auf finanziell schwierige Zeiten hin und stellen uns die Frage, von welchem Engagement Volkswagen welchen Nutzen hat. Der VfL Wolfsburg ist dabei aber gar kein Thema", sagte VW-Konzernsprecher Hans-Gerd Bode der "Sport-Bild".
Nike-Deal könnte VfL unabhängiger von Volkswagen machen
VW unterstützt den deutschen Vizemeister und Pokalsieger jährlich mit einer Summe im hohen zweistelligen Millionenbereich. Laut Medienberichten liegt diese derzeit bei rund 80 Millionen Euro. Schon in der Vorwoche hatte VfL-Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz auf die "besondere Verantwortung" des Mutterkonzerns für den Club hingewiesen. "Dieses strategische Engagement wird immer angemessene Unterstützung erfahren, auch wenn Volkswagen intensiv alle Ausgaben und deren Nutzen prüft", hatte das VW-Vorstandsmitglied gesagt. Dennoch ist fraglich, ob in naher Zukunft im VfL-Aufsichtsrat Großtransfers wie in diesem Jahr die Weltmeister André Schürrle und Julian Draxler für zusammen knapp 70 Millionen Euro noch genehmigt werden.
Um zumindest etwas unabhängiger von VW zu werden, könnte dem Champions-League-Teilnehmer der bevorstehende Ausrüstervertrag mit Nike helfen. Laut "Kicker" ist der Deal über zehn Jahre für insgesamt bis zu 80 Millionen Euro bereits nahezu perfekt. Der Club wollte dies bislang nicht bestätigen. "Wir sind in guten Gesprächen mit Ausrüstern und hoffen, bald einen Abschluss präsentieren zu können", sagte VfL-Marketing-Geschäftsführer Thomas Röttgermann der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" lediglich. (dpa)