Karlsruhe/Hamburg.. Auch nach dem spät geglückten Klassenerhalt in Karlsruhe zeigt der Hamburger Trainer mehr Leidenschaft als die Spieler in der gesamten Saison.
Irgendwann in der Nacht strandete Bruno Labbadia in „Erika’s Eck“ am Hamburger Schlachthof. Dort gibt es ab Mitternacht Frühstück, und die Öffnungszeiten erstrecken sich von 17 Uhr am Nachmittag bis 14 Uhr am nächsten Tag. Also genau der richtige Ort für Fußballtrainer, die außerhalb der üblichen Zeiten etwas zu feiern haben. Ob Labbadia dort „Herzblut und Leidenschaft“ begossen hat, die er bei dem Millionen-Team des Hamburger SV entdeckt hat, dem im Abstiegskampf und in der Relegation das Wasser bis zum Hals stand, oder das große Glück, wieder einmal in letzter Sekunde der Zweiten Liga entgangen zu sein, ist nicht im Detail bekannt. Es war wohl von beidem etwas.
Euphorischer Beiersdorfer will Labbadia Denkmal bauen
Labbadia blickte melancholisch in die Kamera, mit der morgens um halb sechs ein Foto aufgenommen wurde, das später in sozialen Netzwerken auftauchte. Neben dem 49-Jährigen Fußballlehrer saß der Vorstands-Vorsitzende Dietmar Beiersdorfer, der nach dem Hamburger 2:1-Sieg nach Verlängerung beim Zweitliga-Dritten Karlsruher SC versprach, in einen Baumarkt zu eilen und Labbadia ein „Denkmal“ zu bauen.
Der Trainer badete in Euphorie. „Ich glaube an diesen Verein und diese Stadt. Es steckt in beiden so viel Potenzial“, sagte er und hielt überall emotionale Lobesreden, die so nicht vielen eingefallen wären. Alle anderen Hanseaten wischten sich Angstschweiß von der Stirn. Was in ihm steckt, bewies Labbadia in den vergangenen sechs Wochen als „Feuerwehrmann“, der nun zum Entwicklungshelfer eines wankenden Riesen der Fußballbranche werden muss.
„Unfassbar, was die Mannschaft geleistet hat“
„Unfassbar, was die Mannschaft geleistet hat. Der Druck war enorm, was sie geschafft hat gigantisch“, meinte Labbadia und entschuldigte sich bei seiner Familie, „weil ich in den letzten Wochen kein Familienvater sein konnte“. Das kann Labbadia nun nachholen, er tauscht die Familie im Gegensatz zu seiner Mannschaft nicht zur Hälfte aus. Dass man ihn am 14. Juni auf der HSV-Mitgliederversammlung als großen Retter feiern wird, ist so sicher wie das nächste Hochwasser. Der vierte HSV-Trainer der gerade beendeten Saison kann so ziemlich alles verlangen, wenn er den neuen HSV plant. „Er ist unser Glücksfall“ meinte Stürmer Pierre-Michel Lasogga glückstrunken, und Vorstands-Chef Dietmar Beiersdorfer schwärmte: „Bruno hat einen herausragenden Job gemacht, wir alle sind total beeindruckt.“
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Selbst beim Jubeln zeigte Labbadia mehr Leidenschaft als sein Team in einer langen verkorksten Saison. Er wälzte sich im teuren Anzug auf dem Rasen, sprang Reportern und Beiersdorfer mitten im Live-Interview in die Arme und brüllte seine Erleichterung martialisch in die Nacht hinaus. „Was wir gezeigt haben, beweist, dass es im Fußball nicht immer nur um Geld geht“, sagte Labbadia. Genau darum aber wird es jetzt doch wieder gehen. „Alte“ teure Spieler müssen weg, und Labbadia muss neue hungrige finden, die genug Punkte holen, damit der HSV in einem Jahr nicht ein drittes Mal in Folge die „Hölle“ Relegation erleben muss.