Hagen. . Im dramatischen Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga stehen jedem der fünf Vereine noch direkte Duelle bevor. Die Wissenschaft erklärt, wer im Vorteil ist.

Drei Spiele sind es noch, dann stehen die Entscheidungen: Wer steigt ab, wer geht aus diesem dramatischen Abstiegskampf als Sieger hervor. Derzeit streiten sich fünf Verein um zwei rettende Plätze: der Hamburger SV, der SC Paderborn, der SC Freiburg, Hannover 96 und der VfB Stuttgart. Hamburg und Freiburg treffen am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) direkt aufeinander.

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Wer hat die besten Chancen? Das fragen wir Prof. Dr. Daniel Memmert, Leiter des Instituts für Kognitions- und Sportspielforschung an der Deutschen Sporthochschule in Köln sowie Mit-Autor des neuen Buches „Der Fußball. Die Wahrheit. Fußballspiele werden im Kopf entschieden“.

Hamburg hat den Trainer in dieser Saison vier Mal gewechselt, Freiburg kein Mal. Wer hat es besser?

Daniel Memmert: Wir wissen aus sportwissenschaftlichen Studien, dass Trainerentlassungen längerfristig keinen Einfluss haben. Bei solchen Studien werden für gewöhnlich die 15 Spiele vor und nach der Trainerentlassung betrachtet. Dabei gibt es keinen signifikanten Unterschied zwischen davor und danach.

Und kurzfristig? Kann es helfen, den Trainer zu wechseln?

Memmert: Studien gibt es dazu nicht. Aber in Hamburg ist jetzt zu beobachten, was es bringen kann. Bruno Labbadia setzt auf anderes Personal als seine Vorgänger, hat damit nun zwei Siege in drei Spielen eingefahren. Das verstärkt das Vertrauen der Mannschaft in seine Arbeit und eine Art Wir-Gefühl entsteht, in dem die Spieler das umsetzen, was der Trainer vorgibt. Das ist psychologisch ein guter Faktor.

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Wie wichtig ist das Restprogramm?

Memmert: Das ist auch ein Faktor. Paderborn und Freiburg haben das schwerste Restprogramm. Freiburg spielt gegen zwei direkte Konkurrenten und gegen die Bayern. Die sind zwar Meister, aber das Spiel gegen Freiburg ist ihr letztes Heimspiel. Sie werden sich gut von ihrem Publikum verabschieden wollen.

Und Paderborn?

Memmert: Mit Wolfsburg und Schalke tritt der Klub gegen deutlich höhere Qualität an, am letzten Spieltag geht es gegen Stuttgart, für das es ebenfalls noch um alles geht.

Das Finale ist immerhin ein Heimspiel. Sind Heimspiele kein Vorteil?

Memmert: Doch, grundsätzlich ist das richtig. Aber eine Studie der Kollegen in Münster zeigt, dass in extrem wichtigen Spielen, in denen es für beide Mannschaften um unglaublich viel geht, häufiger die Auswärtsmannschaft gewinnt.

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Woran liegt das?

Memmert: Das liegt daran, dass im Umfeld des Vereins – zum Beispiel bei den Fans, in den Medien, bei den Spielerfrauen – eine große Erwartungshaltung an die Spieler entsteht. Nach dem Motto: Das ist ein Heimspiel, ihr habt den Vorteil, es ist eure Pflicht, dieses Spiel zu gewinnen. Diese Pflicht kann zur Last werden. Das nennt man: Versagen unter Druck. Die Gastmannschaft kann befreiter, gelöster spielen.

Welche Rolle spielt die aktuelle Form? Hannover kommt im Sturzflug in den Tabellenkeller, Paderborn klettert gerade heraus.

Memmert: Die Existenz von positiven Läufen lässt sich sportwissenschaftlich nicht belegen. Wer zweimal gewinnt, hat nicht die größere Wahrscheinlichkeit, auch ein drittes Mal zu gewinnen.

Aber…

Memmert: Aber es gibt so etwas wie eine Negativspirale, Freiburg und Hannover befinden sich scheinbar in einer solchen. Und da raus zu kommen, ist sehr schwierig.

Was sagt nun die Wissenschaft: Wer steigt ab, wer darf in die Relegation?

Memmert: Die Wissenschaft kann natürlich auch nicht hellsehen, aber wenn ich ein Fazit ziehen sollte: Die besten Karten hat wohl der HSV, deutliche schlechtere haben Hannover, Freiburg und Paderborn.