Paderborn. Der SC Paderborn hat im Heimspiel gegen Tabellenführer Bayern München eine 0:6-Niederlage hinnehmen müssen. Doch im Stadion herrschte Jubel-Stimmung.

In der Halbzeit rückte das vielköpfige Rasenpflegeteam mit seinen Garteninstrumenten an. Die Halme im Paderborner Stadion sollten innerhalb von 15 Minuten für die zweite Hälfte in die richtige Position gebracht werden. Der Trupp fand genug Arbeit vor, allerdings begrenzte sich sein Einsatzgebiet auf die Spielhälfte, die der SCP verteidigt hatte. Dort hatte das Spiel – wie zu erwarten war - vornehmlich stattgefunden. Dort war es schon entschieden worden. 2:0 für den FC Bayern München.

Dabei hatten die Ostwestfalen keineswegs eine miserable Halbzeit hingelegt. Mit einem defensiven Doppelriegel aus fünf Männern ganz hinten und vier weiteren davor probierte Trainer Andre Breitenreiter, die Räume vor dem eigenen Tor eng zu machen und die Fähigkeiten der bajuwarischen Einzelkönner zu sabotieren. Das funktionierte nicht einmal schlecht. Präzise formuliert: Es funktionierte prächtig.

Ein lichter Augenblick bringt Bayern in Fahrt

Münchens Mittelfeld-Stratege Xabi Alonso trug gemächlich die Angriffsbemühungen vor, die sehr regelmäßig im Defensiv-Dickicht versandeten. Wie schon in der Champions League gegen Schachtjor Donezk (0:0) am Dienstag tat sich der Tabellenführer und Meister in diesem ungleichen Duell tüchtig schwer, in den gegnerischen Strafraum zu gelangen oder dort gar Gefahr zu produzieren. Paderborn beschränkte sich auf die Defensivarbeit und wurde für jeden gewonnen Zweikampf von den eigenen Fans gefeiert.

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Fast eine halbe Stunde lang hatte Weiß den Ball und sah nichts als Schwarz. Dann reichte ein einziger lichter Augenblick, um das Paderborner System lahm zu legen: David Alaba passte den Ball flach in die Spitze, wo ihn Arjen Robben direkt, gefühlvoll, sehenswert weiterhob in den Lauf von Robert Lewandowski. Der Stürmer lief allein auf Lukas Kruse zu und ließ dem Torwart keine Chance. 0:1 nach 24 Minuten. An der Stimmung auf den Rängen änderte das nichts: Die Paderborner Fans feierten das erste Heimspiel ihres Klubs gegen die roten Riesen. Wenn Geschichte geschrieben wird, ist das Ergebnis egal. Der frühere Dortmunder Lewandowski erhöhte 13 Minuten später auf 2:0. Franck Ribery hatte nachgesetzt und mit einer flachen Hereingabe von der linken Seite den Polen freigespielt. Zwei Chancen, zwei Tore, eiskalte Klasse.

Robben macht das halbe Dutzend voll

Nach beendeter Rasenpflege änderte sich wenig am bisherigen Bild. Nur Paderborn wagte sich nun zweimal kurz nach vorn und sorgte für ein wenig Aufsehen, als Elias Kachunga erst im letzten Moment von Holger Badstuber abgegrätscht wurde und Alban Meha aus 50 Metern versuchte, den weit aus seinem Tor geeilten Manuel Neuer zu überlisten. Vergeblich. Stattdessen: wieder München. Nach einer Flanke von der linken Seite brachte Florian Hartherz den heranrauschenden Arjen Robben am Fünfmeterraum zu Fall. Ein Pfiff, zweifache Bestrafung: Der Paderborner sah die Rote Karte, Robben verwandelte den folgenden Elfmeter zum 3:0 (63.).

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war alle Hoffnung auf einen erfreulicheren Nachmittag in Ostwestfalen dahin. Franck Ribery setzte eine abgefälschte Flanke aus 16 Metern ins Paderborner Tor (72.). Der soeben erst eingewechselte Mitchell Weiser überlupfte den etwas übermotiviert aus seinem Tor stürmenden Lukas Kruse zum fünften Treffer (78.). Und Arjen Robben machte das halbe Dutzend nach einer flachen Hereingabe von Ribery perfekt. Schlimmer wurde es nicht mehr für den SCP. Und die Fans? Die besangen ihre Spieler.