München. Rekordumsatz, größter Sportverein der Welt und Ovationen für den inhaftierten Uli Hoeneß: Bei der ersten Jahreshauptversammlung nach der Präsidenten-Ära von Hoeneß hat sich der deutsche Fußball-Rekordmeister am Freitag groß gefeiert.
Mit einem Rekordumsatz des Konzerns von 528,7 Millionen Euro sowie mit einem Anstieg der Mitglieder auf 251 315 stießen die Münchner in neue Dimensionen vor. Damit sind die Bayern nun vor Benfica Lissabon (235 000) der größte Club weltweit. "Praktisch wurde der FC Bayern auch noch Weltmeister", erinnerte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge an den DFB-Triumph von Brasilien mit kräftig Bayern-Personal.
Nach der Jahreshauptversammlung vor einem Jahr mit reichlich Tränen von Hoeneß ("Ich werde dem FC Bayern dienen, bis ich nicht mehr atmen kann") und jeder Menge Pathos bestritten die Münchner diesen November-Abend mit weitaus weniger Emotionen. Aber Thema war der wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilte ehemalige Präsident natürlich trotzdem. Nach knapp einer Stunde kam Hoeneß-Nachfolger Karl Hopfner auf den inhaftierten Bayern-Macher, auf dessen Rückkehr Mitglieder und Vereinsobere als Freigänger im Januar hoffen.
"Wenn die entsprechenden Justizstellen nun ihr Einverständnis geben, dann könnte Uli Hoeneß im neuen Jahr Freigänger werden und in unserer Nachwuchsabteilung eine Anstellung erhalten", betonte Hopfner. Der inhaftierte Präsident wurde mit anhaltendem Beifall der 2421 Mitgliedern und einigen "Uli"-Rufen bedacht. Ohne Gegenstimme wurden die Präsidien um Hopfner und Hoeneß entlastet.
Stolz berichtete Rummenigge von den vielen Erfolgen des Teams von Trainer Pep Guardiola, wie der Meisterschaft im Rekordtempo oder dem Sieg bei der Club-WM. "Kein Verein hat mehr Spieler zu dieser Weltmeisterschaft abgestellt als Bayern München", sagte Rummenigge wenige Meter vom überdimensionalen Vereinswappen, drei Pokalen der Fußballer und einer Trophäe der Basketballer entfernt. Über Hoeneß äußerte er sich nur humoristisch, als es um die Facebook-Anhänger des FC Bayern geht - solche Foren sind nicht Hoeneß' Welt.
Die Spieler, Guardiola und Sportvorstand Matthias Sammer nahmen in der Vorbereitung auf das Bundesliga-Spiel in Berlin nicht an der Versammlung teil. "Pep ist ein Segen für den FC Bayern. Ich werde alles dafür tun, dass dieser Trainer und Mensch so lange wie möglich in München bleibt", kündigte Rummenigge an. Guardiola hat einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016.
Kein Henkelpott, kein Hoeneß, aber weiter imposante Bilanz-Werte. "Unser FC Bayern steht heute sowohl sportlich als auch wirtschaftlich auf einem Fundament, wie wir es noch nie hatten", sagte Finanzvorstand Jan Christian Dreesen. Der Konzerngewinn betrug beim Rekordumsatz unter dem Strich 16,5 Millionen Euro. "Des weiteren sind wir mit 405 Millionen Euro Eigenkapital Weltspitze. Und dazu noch die Nachricht, dass die Allianz Arena abbezahlt ist - und damit endgültig dem FC Bayern gehört!" 346 Millionen Euro hatten die Münchner seinerzeit für das WM-Stadion bezahlt.
Im Geschäftsjahr vom 1. Juli 2013 bis zum 30. Juni 2014, der ersten Saison unter Guardiola, stiegen auch die Personalkosten weiter. Nach 202,8 Millionen Euro im Jahr zuvor betrug dieser Posten diesmal 215 Millionen Euro. "Steigende Umsätze gibt es nicht, ohne etwas dafür zu investieren", betonte Dreesen. Neben Mannschaft und Trainerteam ist in dieser Zahl "alles, was sich tummelt beim FC Bayern" eingerechnet. Es bleibt "unsere eiserne Maxime", so Dreesen: Der Club gibt nicht mehr aus als er einnimmt.
Mit knapp 99 Prozent Zustimmung wurde die Vereinssatzung in verschiedenen Punkten angepasst. Künftig sollen zum Beispiel nicht mehr nur unbescholtene Personen, sondern alle Personen, die die Ziele des Vereins unterstützen, als Mitglied aufgenommen werden können. Das habe nichts mit Uli Hoeneß zu tun, sagte Vizepräsident Dieter Mayer. "Uli Hoeneß muss nicht in unseren Club aufgenommen werden, weil er seit Jahrzehnten Mitglied in unserem Club ist. Er wird auch immer Mitglied in unserem Club bleiben."