Düsseldorf. Fortunas Mittelfeld-Rückkehrer Axel Bellinghausen hat zweieinhalb Jahre für den Bundesliga-Sonntagsgegner FC Augsburg gespielt. Zum Rückrundenauftakt zählt die Verbundenheit jedoch nicht. Bellinghausen will undbedingt siegen und mit Fortuna die Klasse halten.
Axel Bellinghausen lässt zum Rückrundenstart die Puppen tanzen! Das könnte man vortrefflich nachstellen. Zweieinhalb Jahre hat der Fortuna-Rückkehrer schließlich für den FC Augsburg gekickt. Und aus seiner Zeit in der Fuggerstadt ein gutes Verhältnis zu Klaus Marschall gepflegt, dem Chef der berühmten Puppenkiste von der Spitalgasse. Kater Mikeschs Marionette aus Holz hat der 29-jährige Mittelfeldkicker zwar an die Mama weitergegeben. „Urmel aus dem Eis und Jim Knopf mit einem rot-grün-weißen FCA-Schal plus original Bindfäden haben bei mir in der Wohnung aber einen Ehrenplatz“, versichert Bellinghausen. Da hätte man den Eingangssatz ja tatsächlich mal bildlich nachstellen können – zum Rückrundenstart gegen seinen FCA am 20. Januar in der Arena.
Bellinghausen wollte bei Fortuna am Anfang zu viel
Jim Knopf jedenfalls, der kleine Lummerland-Assistent von Lokführer Lukas, war ein Geschenk der Gastgeber im Hinspiel. Die Punkte sicherten sich die Fortunen. Zweimal Vorlage Kruse, zweimal Torabschluss Schahin: 2:0! „Viel mehr positives habe ich für das Spiel nicht übrig“, gesteht Bellinghausen. Das rot-weiße Comeback des Junioren- und Viertliga-Fortunen früher Jahre missglückte. „Ich habe kein Hehl daraus gemacht“, betont der Blondschopf, „dass der Wechsel zurück an den Rhein trotz einer tollen Rückrunde und der Bundesliga-Rettung mit Augsburg die richtige Entscheidung war. Ich stand mir in Düsseldorf aber anfangs selbst im Weg, wollte zu viel.“
Bellinghausen macht nach einer durchwachsenen Vorbereitung im Nachhinein eine Schlüsselszene beim Erstrundenpokalspiel in Burghausen (1:0-Sieg durch ein Tor von Stefan Reisinger) aus. „Andrey Voronin hat mich da vor der Pause mustergültig freigespielt. Ich bin allein auf den Torwart zugesteuert. Wenn das Ding reingeht, läuft vielleicht manches anders, eben günstiger für mich.“ Bellinghausen versemmelte die Chance, bekam später kaum noch ein Bein auf den Boden. Und wurde auch ein wenig zur Enttäuschung für sich selbst.
Cheftrainer Norbert Meier erkannte das Dilemma nach dem ersten Bundesliga-Spiel. „Der Axel“, vermutete Meier schon Ende August in Augsburg richtig, „läuft Gefahr, zu überdrehen.“
Achtelfinalsieg im DFB-Pokal brachte Bellinghausen zurück in die Spur
Beim später überraschend geretteten FCA der vergangenen Rückrunde habe er „einen Scheißball nach dem anderen durch die Beine von drei Gegenspielern in Serie durchgesteckt. Jetzt konnte ich nicht einmal mehr richtig stoppen“. Eine schwere Situationen für einen wie Bellinghausen, der über seine energiegeladenen Vorstöße, sowie seine Fitness und auch über Soli sein Spiel definiert. All dies fluppt nicht. Trotz bestens aufgebauter Vorbereitungsfitness im Sommer.
Coach Meier nahm „Bello“ beim 0:0 in Stuttgart am dritten Spieltag aus der Startelf. Mit Ausnahme des 0:1 in Mainz musste der Mittelfeldrackerer bis zum Pokal-Achtelfinale gegen Mönchengladbach am 31. Oktober in die Warteschleife. Mit dem 1:0-Verlängerungssieg hatte er sich im linken Mittelfeld, als Tandem mit Außenverteidiger Johannes van den Bergh, wieder empfohlen. Gradlinig, einfach, laufstark, ohne Schnörkel. Oder, wie der Profi herausstreicht: „Ich bin nicht mehr so unsinnig gelaufen.“
Gut, spielerische Defizite verbauen dem Linksfuß manchmal bessere Noten. Daran lässt sich arbeiten. Um die Notenvergabe aufzugreifen: Bellinghausen denkt ohnehin eher im Team als egoistisch. „Natürlich müssen wir im ersten Spiel gegen Augsburg gewinnen. Auch wenn es mir dann für meine ehemaligen Kollegen leid tun würde. Dass Fortuna in der Bundesliga bleibt, geht jedoch vor. Und wir müssen unser Brett von neun Punkten Vorsprung auf Platz sechzehn dick halten. Hoffenheim und Wolfsburg können jederzeit aufdrehen und dann mächtig aufholen.“
Bellinghausen will Experten von Fortuna überzeugen
Düsseldorf 2012 und Augsburg 2011 sieht Bellinghausen in einer ähnlichen Position. „Vor anderthalb Jahren haben auch die meisten Experten gesagt, das mit Augsburg in der Bundesliga wird ja eh nichts. In der Rückrunde haben wir dann alle am Limit gespielt, den Rückstand auf den Rettungsplatz noch aufgeholt. Aber anders ging’s eben nicht. Mit Fortuna würde ich gern im Mai allen Experten wieder eine lange Nase drehen.“
Wie’s funktioniert, weiß Bellinghausen jedenfalls. Vielleicht lässt er ja Urmel und Jim Knopf nach der Rettung sogar mal für die Mannschaft tanzen.