Düsseldorf.

Sparsamkeit bestimmte – notgedrungen – die Einkaufspolitik der Fortuna vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Manager Wolf Werner stand vor einem ausgesprochen schwierigen Spagat: Die Mannschaft benötigte eine Vielzahl von Verstärkungen, aber dafür stand nur eine bescheidene Summe Geld zur Verfügung. Dass nach den Querelen um das Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC Berlin zudem lange Zeit niemand wusste, in welcher Liga die Düsseldorfer spielen würden, machte die Sache zusätzlich kompliziert.

Am Ende standen Trainer Norbert Meier insgesamt 17 Neulinge für den „runderneuerten“ Kader zur Verfügung – wofür Werner nicht einmal ganz zwei Millionen Euro investiert hatte. Ablösefrei waren beispielsweise Spieler gekommen wie Nando Rafael, Du-Ri Cha, Axel Bellinghausen oder Leon Balogun.

Aber ganz kurz vor der Abreise zum Trainingslager ins niederländische Doorwerth kam doch noch ein „richtiger“ Star. Andrey Voronin, Nationalspieler aus der Ukraine. Der 33-jährige Stürmer war 2010 vom FC Liverpool zu Dynamo Moskau gewechselt, wo er allerdings nach Querelen mit dem Trainer zuletzt nur noch auf der Bank gesessen hatte. Sein Einkommen bei den Russen: Ungefähr drei Millionen Euro pro Saison – netto, versteht sich. Dynamos Management stimmte schließlich einem Ausleih-Geschäft zu: Die Fortuna zahlte rund 500 000 Leihgebühr an den Verein und nochmals die gleiche Summe als Gehalt an den Spieler. Machte summa summarum eine Million Euro – und das klang nicht einmal viel für einen Spieler aus der Preisklasse der internationalen Top-Kicker.

Meier kannte Voronin aus der Gladbach-Jugend

Zwar galt Voronin als schwierig, doch Norbert Meier kannte ihn bestens aus der Jugend von Borussia Mönchengladbach, wo er ihn einst entdeckt und gefördert hatte. Was Meier indessen nicht wusste, vielleicht auch nicht wissen konnte: Voronin waren die Erfolge der letzten Jahre derart zu Kopf gestiegen, dass er einen Hang zum Größenwahn entwickelt hatte.

Nach Düsseldorf kam er mit dem Anspruch, gleich „Chef“ im Team zu sein. Seine Pässe entlockten dem staunenden Publikum in der Tat „Aaahs“ und „Ooohs“ in Serie – doch das Problem war: Sie verfehlten die Mitspieler meist um wenige Zentimeter. Voronin lamentierte, Voronin forderte eine andere Spielweise: Innerhalb kurzer Zeit geriet er im Team ins Abseits. Als Meier ihn im Pokalspiel gegen Gladbach erstmals nicht berücksichtigte, die Fortuna dann auch noch mit 1:0 gewann, hatte der Star seinen Führungsanspruch restlos verloren.

Voronin wurde zur „Skandalnudel“: Während er krank geschrieben war, wurde er in den Rudas-Studios im Hafen beim Feiern gesichtet, er zeigte Fotografen den „Stinkefinger“, er kapselte sich völlig ab. Ein Nasenbeinbruch im Trainingslager vor dem Rückrundenstart war der Beginn einer langen Ausfall-Serie: Nach monatelanger Genesungs-Phase meldete er sich wegen eines Hühnerauges ab, zuletzt fehlte er wegen einer Erkältung. Und als sich die Mannschaft nach dem Abstieg zur Abschiedsfeier traf, war Voronin schon weg.