Köln/Düsseldorf. 14 Jahre mussten die Fans auf ein rheinisches Derby zwischen dem 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf warten. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf das seit Wochen ausverkaufte Zweitligaspiel am Sonntag in Köln. Doch statt des Fußballs rückt immer mehr das Thema Sicherheit in den Vordergrund.
Das erste rheinische Derby zwischen den beiden Erzrivalen 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf seit über 14 Jahren elektrisiert die Massen. Die Angst vor Zwischenfällen trübt allerdings die Vorfreude, nachdem Ultras beider Klubs in den vergangenen Tagen die Stimmung mächtig aufgeheizt und ein Horrorszenario heraufbeschworen haben. Aus Angst vor Ausschreitungen hat Fortuna-Kapitän Andreas Lambertz seiner Mutter sogar verboten, zum Gipfeltreffen der beiden Aufstiegsfavoriten der 2. Fußball-Bundesliga am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und im Live-Ticker auf WAZ.de) in die "verbotene Stadt" zu fahren.
"Ich hoffe, dass alles friedlich bleibt. Man darf sich necken, Rivalität ist in Ordnung und lustig, aber es darf nicht ausarten", sagte Lambertz. Vor dem 55. Duell zwischen den Kickern der beiden Karnevalshochburgen im seit Wochen ausverkauften Tollhaus RheinEnergie-Stadion nach 5210 Derby-freien Tagen scheint die Sorge mehr als berechtigt, wie die vielen Appelle der Klub-Verantwortlichen und auch der Polizei verdeutlichen.
Kölner Polizei kritisiert geplanten Marsch der Fortuna-Fans
Angeblich wollen sich nicht nur 6000 Ticketinhaber aus der Landeshauptstadt Richtung Dom aufmachen, sondern auch einige Tausende Düsseldorfer ohne Eintrittskarte. Deshalb fürchten die Sicherheitskräfte auch weniger Auseinandersetzungen unter den 50.000 Fans in der gut gesicherten Arena als viel mehr Krawalle außerhalb des Stadions.
Die Kölner Polizei hat vor allem den geplanten Düsseldorfer Fanmarsch vor dem Match kritisiert. "Wir werden den Marsch in seiner jetzigen Form nicht tolerieren. Wenn Rettungswege nicht mehr befahrbar sind, ist das nicht akzeptabel", sagte Pressesprecherin Dorothee Goebel.
Provokationen auf beiden Seiten
Düsseldorfer Ultras haben angekündigt, vom Bahnhof Ehrenfeld zum Stadion laufen zu wollen. Diese Strecke sei jedoch nicht nur "eine der Hauptzufahrtsstraßen zum Stadion", so die Polizei, sondern auch für Rettungsfahrzeuge von Bedeutung. Die Düsseldorfer Ultras hatten den Fandialog zuvor scharf kritisiert und wollen den Marsch wie geplant durchziehen.
Ein Teil der Uneinsichtigen hat sogar angekündigt, in einem speziellen T-Shirt zum Derby zu marschieren. Auf dem weißen Hemd ist das Konterfei des Kölner Geißbocks mit dem Schriftzug "Opfer" aufgedruckt. Zudem wurde ein Flyer aufgelegt, auf dem die Hohenzollernbrücke in Trümmern liegt. Ebenso geschmacklos ist der Kölner Konter in Form eines Plakates mit Boxhandschuhen und der Aufforderung: "Alle Kölner auf die Straße! Düsseldorf aus der Stadt boxen."
Klub-Bosse von Fortuna und Köln mahnen Fans zur Besonnenheit
"Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um ein friedliches Derby zu gewährleisten", verspricht FC-Präsident Werner Spinner, der aber auch weiß: "Man kann trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nie ausschließen, dass sich ein paar Idioten irgendwo auf dem Weg zum Stadion oder davon weg verabreden und prügeln wollen." Sein Düsseldorfer Pendant Peter Frymuth kündigte vor diesem Hintergrund an: "Wir werden mit allen zu Gebote stehenden Mitteln gegen diejenigen vorgehen, die glauben, sich außerhalb der Norm bewegen zu müssen."
Auch Kölns neuer Sportvorstand Jörg Schmadtke, pikanterweise gebürtiger Düsseldorfer und ehemaliger Fortuna-Profi, appelliert an die Fans: "Ich kann nur aufrufen: unterstützen - gerne und lautstark. Aber Gewalt, Bengalos und Diffamierungen, das alles hat rund um dieses Spiel nichts zu suchen."
122 gewaltbereite Fans erhalten vorab Platzverweise
Fortuna-Trainer Mike Büskens betont: "Es soll ein Event werden, zu dem du ohne Sorgen auch mit deinen Kindern hingehen kannst." Die Polizei hat für Sonntag insgesamt 122 Bereichsbetretungsverbote ausgesprochen. 88 gewaltbereite Fans des 1. FC Köln und 34 Fortunen dürfen sich an diesem Tag nicht im Umkreis des Stadions und in der Kölner Innenstadt aufhalten.
Unabhängig irgendwelcher Sicherheitsbedenken freut sich der neue FC-Trainer Peter Stöger auf seine Heimpremiere. "Ich finde die Kombination erstes Heimspiel der Saison, mein erstes Heimspiel und das erste Derby seit zig Jahren super", sagte der Österreicher, "es wäre schön, nach dem 1:1 in Dresden den ersten Saisonsieg zu landen."
Kölner "nur mit drei Punkten zufrieden"
Dass die Düsseldorfer, die zum Auftakt beim 1:0 gegen Cottbus Selbstvertrauen getankt haben, bei einer witzigen Aktion bereits vor dem Anpfiff in der Domstadt diverse Punkte auf dem ö in dem Wort Köln "geklaut" haben, lässt die FC-Profis kalt. "Wenn es die Düsseldorfer nötig haben, zwei Punkte zu klauen - bitte. Wir sind nur mit drei Punkten zufrieden", stichelte der gebürtige Kölner Marcel Risse. (sid)