Gelsenkirchen. Mitten in Gelsenkirchen liegt ein weltbekannter Imbiss, bei dem auch die Schalke 04-Profis nicht Nein sagen können.
Würstchen brutzeln auf dem Grill, es zischt. Ihr Geruch hängt in der Luft und mischt sich mit dem scharfen Duft des Pommes-Gewürzes. Fünf Tische stehen in dem kleinen Imbiss in der Theodor-Ott-Straße in Gelsenkirchen, es ist Spieltag: Schalke 04 empfängt in drei Stunden die SV Elversberg – und die Besucher von „Curry Heinz“ sind überzeugt: S04 holt den Dreier!
Richter lebt seinen Traum
Carsten Heinz Richter, den jeder hier nur Curry-Heinz nennt, und seine Frau Nicole stehen an der Theke und nehmen Bestellungen auf. Richter lebt seinen Kindheitstraum, wie er sagt – seit 2008 führt er den Imbiss. Mit Riesenerfolg: 2010 wurde seine Currywurst als beste Deutschlands ausgezeichnet. Als einer seiner Kunden den Imbiss betritt, lächelt Curry-Heinz und nennt ihn beim Vornamen – der neue Gast ist Stammkunde.
Sie quatschen über das anstehende Spiel. Curry-Heinz fragt nach den Plänen für den Abend. „Heute muss ich mir wieder das Leiden im Stadion ansehen“, antwortet der Gast lachend. Auch die anderen Besucher tragen die Vereinsfarben Königsblau und Weiß in Form von Schals, Mützen und Trikots, so wie immer, wenn sie zur Arena gehen. Trotz des schlechten Wetters laufen die Fans den Kilometer, der „Curry Heinz“ von der Arena trennt. Sie tippen alle auf einen Sieg, aber besonders überzeugt ist trotzdem keiner. „Das wird doch sowieso wieder nichts“, kommentiert ein Fan.
Sogar Gäste aus China kommen
Direkt hinter der Tür befindet sich eine schwarze Wand, an der sich schon viele Gäste verewigen durften. Viele von ihnen sind von weit her gekommen. „Sogar Gäste aus China, die in der Nähe Urlaub machen, sind schon hier gewesen, um die Currywurst zu probieren“, erzählt Curry-Heinz. In Gelsenkirchen ist die Bude sowieso bekannt, und vor einem Heimspiel der Mannschaft kommen viele Fans her.
Am Ende des großen Raums ist der persönliche Schalke-Altar des Inhabers aufgebaut. „In Gelsenkirchen ist man halt Schalker“, bekennt sich Curry-Heinz zu dem Verein. In einer Glasvitrine liegt unübersehbar ein Paar unterschriebene Torwarthandschuhe von Ralf Fährmann. Daneben reihen sich mehrere Paare Fußballschuhe von weiteren königsblauen Helden auf. Auch diese sind alle signiert. Rechts hängen Dutzende Bilderrahmen mit bekannten Gästen des Imbisses.
Wie der Besitzer erzählt, kommen nicht nur Profis der aktuellen Mannschaft hierher, sondern auch Schalke-Legenden wie Mike Büskens und Youri Mulder. Links hängt ein großes Plakat mit der Aufschrift „An Gott kommt keiner vorbei! … außer Stan Libuda!“ In Schwarz-Weiß hat er den Ball am Fuß.
Einen Lieblingsschalker zu nennen, fällt den Gästen im ersten Moment mehr als leicht – wenn er aus der Vereinshistorie kommt. Als sie einen aus dem aktuellen Kader nennen sollen, herrscht Stille. „Da gibt es keinen“, melden sich gleich mehrere zu Wort und die Diskussion über den Kader breitet sich über alle Tische aus.
Gesicht aus dem Fanshop
Imbiss und Schalke sind immer eng verbunden. Nicht nur Spieler kommen her, sondern auch der Stadionsprecher, Teile des Trainerteams und andere, die auf Schalke etwas zu sagen haben. „Manchmal erkennt man sie gar nicht, aber sie sind eigentlich alle ganz cool“, erklärt Curry-Heinz. „Erst vor ein paar Stunden saß der Stadionsprecher genau dort.“ Er zeigt auf einen Tisch mit vier Stühlen. Außerdem werden die Spielerneuvorstellungen für das Radio direkt vor seinem Schalke-Altar gedreht.
Treue Schalker, die bisher noch nicht im „Curry Heinz“ essen waren, könnten das Gesicht des Besitzers aus dem Schalke-Fanshop kennen. Curry-Heinz ist der Kerl in dem „Ugly Christmas Sweater“, wenn man den Onlineshop öffnet. Die jugendlichen Gäste lachen. „Ihr lacht jetzt. Wartet, ich hole mein Handy“, sagt Curry-Heinz beim Aufstehen und zeigt auf seinem Handy die Fotos des Online-Shops herum.
Die Currywurst schmeckt allen Gästen sehr gut, deshalb kommen sie regelmäßig her. „Anders kann ich es nicht“, kommentiert Curry-Heinz lachend, während er die nächste Bestellung vorbereitet. Neben der normalen Currywurst mit Pommes und Mayo empfiehlt ein Gast die scharfe Jalapeno-Soße und ein kühles Bierchen.
Im Imbiss findet man noch eine weitere Spezialität des Hauses, die von Curry-Heinz selbst erfunden wurde. In den Fernsehsendungen „Die Höhle der Löwen 2021“ und „Die leckerste Idee Deutschlands 2022“ präsentierte er seine Curry-Streich-Wurst. Ein Brotaufstrich zum Frühstück in drei Geschmackssorten – Normal, Jalapeno und Habanero.
Das Zweitliga-Spiel am Abend schmeckt den königsblauen Anhängern dann weniger, sondern den Gästen der SV Elversberg, die mit 2:1 auf Schalke gewinnen. Die Skeptiker haben Recht behalten.