Essen. Finanzvorstand Peter Peters hat eine Ausgliederung der Fußball-Abteilung beim FC Schalke 04 nicht kategorisch ausgeschlossen. Ein Kommentar.
Erst kürzlich hat Clemens Tönnies, der mächtige Aufsichtsratsvorsitzende des FC Schalke 04, kraftvoll betont, Schalke sei „Tradition und Emotionalität“ – und das solle auch so bleiben. Die Fans verstehen darunter auch, dass Schalke ein eingetragener Verein bleiben müsse. Eingetragener Verein: Das klingt nach Unabhängigkeit.
Deshalb wird das Thema „Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft“ auf Schalke nur mit Feuerschutzhandschuhen angefasst. Ist nämlich ein ganz heißes Eisen. Tönnies erklärte, den derzeitigen Status stärken zu wollen („Und wenn wir irgendwann der letzte eingetragene Verein in der Bundesliga sind“). Er dachte aber auch laut darüber nach, dass die Finanzverbindlichkeiten weitgehend getilgt werden könnten, wenn jedes der 132.000 Schalker Mitglieder doch mal 1000 Euro spenden würde.
Schalke wird auf Konkurrenten wie Wolfsburg und Hoffenheim reagieren müssen
„Absurd!“, tönten viele der Angesprochenen. Nun ja, vielleicht wollte Tönnies genau diese Reaktion herausfordern. Um seine Schalker auf einen kaum vermeidbaren Wandel vorzubereiten. Der Verein wird über kurz oder lang darauf reagieren müssen, dass die neuen Konkurrenten Wolfsburg und Hoffenheim, bald auch Leipzig und Ingolstadt heißen. Sich zu öffnen und Investoren ins königsblaue Boot zu holen, heißt nicht automatisch, seine Seele zu verscherbeln. Man wird ja auch nicht dazu gezwungen, sich einem einzigen Geldgeber an den Hals zu werfen.
Andere Klubs haben längst bewiesen, dass die Ausgliederung der Profi-Abteilung kein Teufelswerk sein muss, niemand zeigt doch derzeit beispielsweise abwertend mit dem Finger auf Borussia Mönchengladbach. Der Mehrheitsanteil bleibt durch die 50+1-Regel ohnehin beim Verein. So oder so: Schalke wird Schalke bleiben, ein solcher Klub wird immer deutlich mehr Herzensangelegenheit sein als die vielen anderen hochgezüchteten Emporkömmlinge. Denen aber wird man allein mit Romantik und Tradition sportlich und finanziell irgendwann nicht mehr auf Augenhöhe begegnen können.