Ganz Schalke schwärmt nach 2:1-Sieg von Leon Goretzka
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Lesezeit: 12 Minuten
Gelsenkirchen. Er kämpfte, grätschte, rackerte: Leon Goretzka war der beste Schalker Feldspieler beim 2:1 gegen Mainz 05. Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.
Er schoss kein Tor, er legte keins vor - er leitete nicht einmal eins ein. Und doch war Leon Goretzka nach dem 2:1-Erfolg des FC Schalke 04 im Spiel gegen den FSV Mainz 05 der Matchwinner. "Eigentlich ist es falsch, den einen oder anderen herauszuheben", sagte Schalke-Manager Horst Heldt und ergänzte: "Aber Leon Goretzka verdient ein Sonderlob, weil er für mich persönlich richtig überragend gespielt hat."
Das lag nicht nur an einer besonders gelungenen Balleroberung. "Man hat die Szene im Kopf, als er sechs Spieler gejagt hat, bis er den Ball erobert hatte. Da hat sich das ganze Stadion erhoben. Man sollte das aber nicht auf diese Szene reduzieren. Er war sehr fleißig, griffig, zweikampfstark", schwärmte Trainer André Breitenreiter. Auch Mitspieler wie Torwart Ralf Fährmann hoben den Mittelfeldspieler heraus.
Goretzka neuer U21-Kapitän
Für Goretzka endeten zwei erfolgreiche Wochen. Zunächst wurde er zum Kapitän der deutschen U21 ernannt, dann stand er bei beiden U21-Siegen in der Startelf - nun folgte eine Gala-Vorstellung im königsblauen Trikot. "Ich habe immer gesagt, dass die Vorbereitung mir sehr, sehr gut getan hat, ich mich fit fühle, jeden Weg gehen kann. Das sieht man dann auf dem Platz", erklärte Goretzka. Seine eigene Einsatzfreude fand er sogar fast übertrieben: "Im Nachhinein war ich manchmal etwas kopflos. Aber ich war hochmotiviert, wollte, dass man das sieht." Botschaft angekommen.
Auf Schalke wissen es die Anhänger traditionell sehr zu schätzen, wenn sich Spieler leidenschaftlich reinhauen. Gegen Mainz erkannten die Fans früh, dass ihr Team unbedingt siegen wollte. Der Funke sprang vom Rasen auf die Ränge über – und wieder zurück. „Als es eng wurde, war es wichtig, dass der Rückhalt da war und wir durch die Fans gepusht wurden“, sagte Goretzka.
Draxler-Verlust soll kompensiert werden
Die ohnehin erkennbar willigen Spieler ließen sich von der Begeisterung der Zuschauer anstecken, zumal vor allem die jungen Schalker Profis auch beweisen wollten, dass sich der Verlust von Julian Draxler an den VfL Wolfsburg kompensieren lässt. Auf der für ihn ungewohnten Draxler-Position dribbelte sich Max Meyer durch – vor allem in der ersten Halbzeit auffallend. „Es ist lange her, dass Max und ich zusammen in der Startelf gestanden haben“, sagte Goretzka. „Durch den Abgang von Jule war das möglich.“
Goretzka überzeugte auf der Doppel-Sechs neben Johannes Geis. Mittelfeld-Konkurrent Pierre-Emile Höjbjerg, kurz vor Schluss der Transferperiode vom FC Bayern ausgeliehen, saß 90 Minuten lang auf der Bank. Zu Höjbjergs Verpflichtung äußerte sich Goretzka nur kurz: "Es steht mir nicht zu, irgendwelche Entscheidungen von der Manager-Seite zu kommentieren."
Apoel Nikosia und VfB Stuttgart warten auf Schalke
In den nun beginnenden englischen Wochen wird ohnehin jeder Mann gebraucht. Schon am Donnerstag tritt Schalke in der Europa League bei Apoel Nikosia auf Zypern an (21.05 Uhr/Live bei uns im Ticker), bevor es am Sonntag zum VfB Stuttgart geht (15.30 Uhr/ Live bei uns im Ticker). Beruhigend für Trainer André Breitenreiter, dass sich ihm auch ohne Julian Draxler attraktive Alternativen anbieten, ohne dass Talente wie Leon Goretzka, Max Meyer und Leroy Sané verheizt werden müssen.
Von Andreas Ernst, aufgezeichnet in der Mixed Zone
Mittelfeld-Konkurrent Pierre-Emile Höjbjerg, kurz vor Schluss der Transferperiode vom FC Bayern ausgeliehen, saß 90 Minuten lang auf der Bank. Zu Höjbjergs Verpflichtung äußerte sich Goretzka nur kurz: "Es steht mir nicht zu, irgendwelche Entscheidungen von der Manager-Seite zu kommentieren."
Die Schalker Stimmen zum Spiel
André Breitenreiter (Trainer FC Schalke 04): "Wir haben eine Mannschaft gesehen, die keine Zweifel hat aufkommen lassen, wer gewinnen soll. Die Mannschaft hat in den ersten 30 Minuten ein Feuerwerk abgebrannt an Einsatzbereitschaft, Laufstärke, Wille, Herz, Leidenschaft. Wir sind zu vielen klaren Torchancen gekommen und sind uns alle einig, dass das Spiel in der ersten Halbzeit hätte entschieden sein müssen. Doch man schießt Mainz nicht aus dem Stadion. Diese Mannschaft hat eine große Qualität gegen den Ball und im Umschaltspiel. Ab der 30. Minute hat sie das gezeigt und sich belohnt mit dem 1:1. Ich habe den Jungs in der Halbzeit gesagt, dass kein Weg daran vorbeigeht, dass wir dieses Spiel gewinnen. Egal wie. Natürlich war das Spiel ausgeglichener. Trotzdem waren die Chancen klar auf unserer Seite. Ich bin einfach nur froh, dass sich insbesondere Klaas-Jan Huntelaar belohnt hat mit dem Siegtreffer. Es kann aber auch anders ausgehen. Kurz vor Schluss gab es ein, zwei brenzlige Situationen – und steht es 2:2. Wir sind noch lange nicht am Ende. Das war der erste Schritt in die richtige Richtung. Das ist über weite Phasen des Spiels der Fußball, den ich mir vorstelle."
Breitenreiter über die Fans: "Was ich auch super finde ist, dass sich das ganze Stadion kurz vor Schluss erhebt. Das ist die Bestätigung, die wir wollen. Die Zuschauer sind aufgestanden, weil sie eine Mannschaft gesehen haben, die gefightet hat bis zum Letzten, die nicht aufgegeben hat, jedem Ball nachgegangen ist."
Horst Heldt (Manager FC Schalke 04): "Es war ein richtiges Spektakel, was wir abgeliefert haben. Ich denke, dass wir verdient gewonnen haben. Wir haben in den ersten 25 Minuten angefangen wie die Feuerwehr, was so auch lange nicht mehr der Fall gewesen ist. Wir hätten eigentlich schon verdientermaßen 3:0 in Führung gehen müssen. Wir haben nach dem verschossenen Elfmeter nachgelegt und sind verdient in Führung gegangen. Wir haben aber den Ausgleich bekommen aus einem eigenen Einwurf. Das darf uns so nicht passieren. Wir hätten nach dem 2:1 schnell das dritte Tor machen müssen. So wurde es spannend. Wir wollten ein Spektakel liefern, das haben wir bis zur letzten Minute geliefert."
Klaas-Jan Huntelaar (FC Schalke 04): "Das Spiel war super. Wir waren gut drin, haben Bälle gefordert, Druck gemacht, man hat viel Leidenschaft und Herz auf dem Platz gesehen. Die Fans haben das auch honoriert. Es ist schön, dass man am Ende gewinnt. Wir wollten nicht auch das zweite Heimspiel mit einem Unentschieden beenden. Dieses Spiel war wichtig – wir konnten auf den 14. Platz zurückfallen oder auf den 5. Platz klettern. Auf dem 5. Platz ist es viel leichter. Du musst in der Bundesliga gut anfangen."
Huntelaar über die Europa League: "Die Motivation ist immer groß. Europäisch zu spielen ist etwas, was man sich durch eine ganze Saison verdient. Natürlich wollen wir lieber in der Champions League spielen, aber das ist in Deutschland nicht leicht – dieses Jahr wird es auch nicht so leicht. Wir wollen erst einmal durch die Gruppe kommen, Schritt für Schritt. Vor ein paar Jahren waren wir im Viertelfinale. Das versuchen wir wieder."
Leon Goretzka (FC Schalke 04): "Ich habe nicht viele Spiele erlebt, wo wir in den ersten 20, 30 Minuten solche Torchancen hatten. Wir sollten mitnehmen, dass wir unsere Chancen besser nutzen. Unsere Fans sind einmalig. Es ist kein Geheimnis, dass man eine besondere Atmosphäre in diesem Stadion hat. Das war auch heute so. Auch als es eng wurde, ist es wichtig gewesen, dass der Rückhalt da war und wir durch die Fans gepusht wurden."
Goretzka über seine Leistung: "Wir haben in der Rückrunde 13/14 gute Spiele gemacht, da habe ich gute Leistungen gezeigt. Aber seitdem ich von der Verletzung zurück bin, war es mit Sicherheit das beste Spiel."
Goretzka über Rückenwind durch die U21-Binde: "Es ist immer eine Ehre, für Deutschland aufzulaufen und dann noch die Binde am Arm zu tragen. Man braucht die aber nicht, um auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen. Ich gehöre in der U21 zu den erfahrenen Spielern, das hätte ich auch so gezeigt."
Goretzka über die schützende Hand von André Breitenreiter: "Klar sind wir sehr, sehr jung. Aber wir haben schon ein, zwei Saisons gespielt, gerade hier auf Schalke viel miterlebt. Damit werden wir schon fertig. Eine schützende Hand ist schön, letztendlich sind wir in der Eigenverantwortung gefordert."
Schalke feiert 2:1-Heimsieg
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So analysieren die Mainzer die 1:2-Niederlage beim FC Schalke 04
Martin Schmidt (Trainer FSV Mainz 05): "So muss eine Heimmannschaft auftreten, wie sich Schalke in den ersten 25 Minuten präsentiert und uns vor riesige Probleme gestellt hat. Diese Startattacke war auch das, was den Sieg verdient macht für Schalke, auch wenn wir am Schluss einen Punkt hätten klauen können. Das wäre der Leistung des Gegners aber nicht gerecht geworden. Was wir mitnehmen ist ganz klar unsere Reaktion, auch nach dem Tor. Wir haben unsere Umschaltszenen gesucht, kamen gegen einen guten Gegner zu unseren Chancen, konnten ausgleichen. In der zweiten Halbzeit machen wir einen doofen Defensivfehler in einem Moment, in dem wir das Spiel ein bisschen im Griff hatten, die Außenvorstöße einbremsen konnten, uns allmählich auf den Nackenschlag vorbereiten wollten. Wir konnten den Rückstand aber nicht mehr drehen, auch wenn wir das am Schluss mit zwei, drei Riesenchancen noch hätten bewerkstelligen können. Von den acht Halbzeiten in dieser Saison haben wir nur zwei verloren. Sowas nehmen wir mit, auch unsere Laufleistung, die Kilometer-Werte, die Athletikwerte, Sprints, hochintensive Läufe. Diese Werte haben wir wieder alle gewonnen. Deshalb ist die Leistung heute, obwohl wir verloren haben, nicht schlecht."
Loris Karius (FSV Mainz 05): "In den ersten 30 Minuten hat uns der Mut gefehlt. Erst danach haben wir zu unserem Spiel gefunden. Der Ausgleich war glücklich. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel völlig offen gestaltet, haben unsere Dinger aber leider verdaddelt. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen."
Christian Clemens (FSV Mainz 05): "Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Wir hatten am Ende zwei, drei riesige Chancen – mit viel Glück machen wir das 2:2."
Yunus Malli (FSV Mainz 05): "Wir waren am Anfang nicht richtig da, haben viele Zweikämpfe verloren, hatten große Probleme. Es darf nicht passieren, dass wir erst nach einem Gegentor wach werden. Bei Standards waren wir anfällig, aber die haben auch ein paar Riesen drin. Danach ist unser Plan aufgegangen. Chancen waren da."
Harald Strutz (Präsident FSV Mainz 05): "Das war ein beherzter Auftritt der Mannschaft."
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