Mönchengladbach. In der Hinrunde erarbeitete sich Schalke-Torwart Lars Unnerstall durch überragende Leistungen den Stammplatz. Doch im Jahr 2012 zeigt er Schwächen. In Mönchengladbach verschuldete er das dritte Gegentor. Vertreter Timo Hildebrand brennt auf seine Chance.

Lars Unnerstall stellt sich eigentlich immer. Ob Schalke gewonnen hat oder verloren: In der Mixed Zone beantwortet der 1,99-Meter-Hüne stets geduldig alle Fragen, redet auch mal Klartext und wirkte immer selbstbewusst („Ich will jetzt weiter die Nummer eins sein, und ich will auch nächste Saison die Nummer eins sein. Wenn ich diesen Wunsch nicht hätte, dann hätte ich den falschen Job“). Am Samstag, nach der 0:3-Demütigung der Schalker im Bundesliga-Gipfel bei Borussia Mönchengladbach, schlich auch der Torwart mies gelaunt durch die Mixed Zone, an allen vorbei. Bisher flog er unbekümmert durch die Liga, überraschte alle Königsblauen, war die unumstrittene Nummer eins. Doch dieser Status bröckelt. Denn im Jahr 2012 konnte Unnerstall seine Form in den vier Bundesligaspielen nicht bestätigen.

Fehler beim Pokal-Aus in Mönchengladbach

Doch was heißt 2012? Unnerstalls Mini-Krise begann noch im vergangenen Jahr. Kurz vor Weihnachten. Ausgerechnet in Mönchengladbach. Mit 1:2 lag Schalke im DFB-Pokal-Achtelfinale zurück, drängte auf den Ausgleich, als Unnerstall den Ball außerhalb des Strafraums klären wollte. Doch er verdribbelte sich, verlor den Ball an Marco Reus. Der erzielte problemlos das 3:1 für Gladbacher, zum ersten Mal hatte der bis dahin nahezu fehlerlose Unnerstall (21) ein Gegentor ganz allein verschuldet. Trotzdem blieb Unnerstalls DerWesten-Notenschnitt nach 15 Pflichtspielen in der Hinrunde bei 2,64 - Bestwert aller Schalker.

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Ganz klar, dass er auch als Nummer eins in die Rückrunde ging. Im ersten Spiel gegen Stuttgart (3:1) wurde er wenig geprüft. In Köln (4:1) fand Unnerstall mit Verspätung ins Spiel. Erst flog ein Abstoß ins Seitenaus (3.), dann traf Lukas Podolski (4.) für den FC. Mit einem Flachschuss ins rechte Eck. Ein Tor, dass nicht auf Unnerstalls Kappe geht, das er an einem überragenden Tag - wie er sie in der Hinrunde häufig hatte - verhindert hätte. Eine Woche später, beim Spiel gegen Mainz (1:1), flog wieder ein Abstoß ins Aus, in der 14. Minute. Diesmal waren die Folgen schlimmer, denn die Mainzer nutzten den Angriff durch Zidan zum Führungstor. Und dann kam das Spiel in Mönchengladbach. Beim 0:1 durch Marco Reus reagierte Unnerstall nicht, bei Arangos Freistoß zum 0:3 stand er völlig falsch. Kurz vor Schluss ließ er einen harmlosen Schuss von Reus nach vorn abprallen. Quittung von DerWesten: Note 5 - von RevierSport gab's sogar die 5-.

Keine Torwart-Kritik von Horst Heldt

Unnerstalls Fehler beim dritten Gegentor bestätigte Schalke-Manager Horst Heldt: "Das habe ich ähnlich gesehen." Zur großen Torwart-Kritik setzte Heldt aber nicht an: "Die beiden Tore vorher fand ich schlimmer." Und doch dürfte Schalke-Trainer Huub Stevens seinen Torwart nun besonders beobachten. Mit dem Ball am Fuß hat Unnerstall  Schwächen, die von Woche zu Woche mehr auffallen. Ein Rückhalt ist er auch nicht mehr, beim Herauslaufen fehlt ihm inzwischen ab und an das richtige Timing.

Und dann sitzt seit Beginn der Rückrunde Timo Hildebrand als Vertreter auf der Bank - im Jahr 2011 nahm dort meist Mathias Schober den Platz ein. Hildebrand schweigt, brennt aber auf seine Chance. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus, bisher hatte er nur eine Gelegenheit, sich zu empfehlen. Die nutzte er aber bravourös, bekam von DerWesten beim 3:0-Europa-League-Erfolg in Haifa die Note 2, wehrte einen Elfmeter ab.

Am Donnerstag spielt Schalke wieder in der Europa League, diesmal in Pilsen (19 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Es ist nicht undenkbar, dass Hildebrand die nächste Chance bekommt.