Gelsenkirchen.. Schalke möchte den Kader noch weiter reduzieren, und Jose Manuel Jurado bleibt ein Kandidat dafür. Dabei hätte er im Jahr eins nach Raúl sogar eine Perspektive. Als Saisonziel fasst Schalke wieder die Champions League ins Visier.

Für Jose Manuel Jurado, das muss man wohl so feststellen, hätte es besser kommen können. Als die Schalker Spieler am Sonntag zum Start in die neue Saison ihren alljährlichen Besuch bei ausgewählten Fan-Klubs abhielten, musste er bis nach München fliegen – in der Verlosung wären auch Kurz-Trips nach Gelsenkirchen oder Wanne-Eickel gewesen, aber da hatten verdiente Spieler wie Christian Fuchs oder Ralf Fährmann offenbar mehr Glück. Jurado war also zusammen mit Team-Betreuer Reiner Kübler und seinem spanischen Landsmann Sergio Escudero den ganzen Tag unterwegs nach München zu den „Isar-Schalkern“, was aber auch einen Vorteil hatte: Er konnte ausgiebig über das nachdenken, was ihm Manager Horst Heldt am Samstag zum Trainingsstart ins Stammbuch geschrieben hatte.

Die Botschaft war eindeutig: Nach seinem geplatzten Wechsel zu Atletico Madrid gehört Jurado natürlich weiterhin zum Schalker Kader, aber er wird seine Einstellung gewaltig überdenken müssen, wenn er in seinem dritten Jahr auf Schalke mehr als eine Nebenrolle einnehmen will. „Schön spielen allein reicht nicht“, sagte Heldt: „Jose ist in der Lage, viel zu liefern, aber er muss auch dazu bereit sein – wenn er das nicht hinbekommt, wird er auch im dritten Jahr bei uns scheitern.“ Der Tonfall, so viel steht fest, hat sich im Umgang mit dem teuren Mittelfeldspieler verschärft. Es sei gar nicht die Frage, ob Trainer Huub Stevens den Spieler noch einmal in die Spur bekommen würde, betonte Heldt, sondern der Impuls dazu müsse vor allem von Jurado selbst kommen.

Konkretes Interesse gibt es nur für Annan

Jurado ist einer von fünf Spielern im derzeit 29 Profis umfassenden Kader, die Schalke eigentlich gerne noch abgeben würde – die aber beim Trainingsstart auf der Matte standen, weil sie noch laufende Verträge haben. Die anderen sind die im Vorjahr an verschiedene Klubs ausgeliehenen Anthony Annan (Vitesse Arnheim), Vasileios Pliatsikas (MSV Duisburg) und Edu (Besiktas Istanbul) – sowie das ewige Talent Alexander Baumjohann. Ein konkretes Interesse gibt es derzeit nur für Annan: Bei seinem schon lange geplanten Transfer nach Arnheim ist jedoch ein Zeitverzug eingetreten, da der neue Vitesse-Trainer Fred Rutten erst seit einer Woche im Amt ist. Zehn Spieler hat Schalke ohnehin schon abgegeben.

Der große Kader ist immer noch eine Altlast von Felix Magath, zu dessen Zeiten Schalke bisweilen ja über 40 Spieler unter Vertrag hatte. Magath pflegte damals mit den überzähligen Profis einen rigorosen Umgang: Er schickte sie in die zweite Mannschaft. Das prominenteste Beispiel ist Albert Streit, der beinahe zwei Jahre lang als Regionalliga-Spieler ein fürstliches Gehalt kassieren durfte. Ein ähnliches Abschieben müssen die Spieler heute aber kaum fürchten: Alle hätten einen Anspruch darauf, „dass wir mit ihnen vernünftig umgehen“, betont Schalkes Manager. Und gerade für Jurado könnte sich ja im Jahr eins nach Raúl durchaus auch noch eine Perspektive ergeben. „Dass er über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt, steht außer Frage“, weiß auch Heldt.

Ein kecker Blick nach ganz oben

Satte 13 Millionen Euro hat Schalke vor zwei Jahren für den Spanier bezahlt – im Vergleich dazu nimmt sich das, was sich die Gelsenkirchener in diesem Sommer auf dem Transfermarkt gönnen, bescheiden aus: Die externen Neuzugänge Roman Neustädter und Tranquillo Barnetta, die am Samstag ihren Einstand auf Schalke gaben, kamen jeweils ablösefrei.

An den Ambitionen der Schalker ändert das aber nichts, die sind unverändert hoch. „Natürlich wollen wir wieder ins internationale Geschäft und gerne in die Champions League“, betont Trainer Huub Stevens. So wirklich festlegen mag er sich freilich noch nicht – erst einmal will er sich einen Überblick verschaffen, was alles drin steckt im Schalker Kader. Klar ist für Stevens nur, dass sich neben den Bayern und dem BVB auch diesmal eine Überraschungsmannschaft an der Tabellenspitze finden wird, und da lächelt er sogar ein wenig keck: „Vielleicht sind wir es.“

Die Schalke-Übersicht - 29 Spieler im Kader

Zugang: Roman Neustädter (Borussia Mönchengladbach), Tranquillo Barnetta (Bayer Leverkusen)

Spieler, die aus der U19 aufrücken: Sead Kolasinac, Philipp Hofmann

Zuletzt ausgeliehene Spieler, die zurückkehren: Vasileios Pliatsikas, Edu, Anthony Annan.

Abgänge: Raúl (Al Sadd), Peer Kluge (Hertha BSC Berlin), Tim Hoogland (ausgeliehen an den VfB Stuttgart), Mathias Schober (beendet seine Karriere), Levan Kenia (Zenit St. Petersburg), Hans Sarpei (Ziel unbekannt), Ciprian Deac (war an Rapid Bukarest ausgeliehen, wird an CFR Cluj verkauft), Mario Gavranovic (war an Mainz 05 ausgeliehen, wird an FC Zürich verkauft), Jan Moravek (war an den FC Augsburg ausgeliehen - und bleibt auch dort)

Zukunft fraglich: Klaas-Jan Huntelaar (könnte für 20 Millionen Euro gehen)

Diese Spieler können gehen: Alexander Baumjohann, Jose Manuel Jurado, Vasileios Pliatsikas, Edu, Ciprian Marica

Dieser Spieler wird gehen: Anthony Annan

29 Spieler stehen bei Schalke unter Vertrag:

Tor: Ralf Fährmann (2015), Timo Hildebrand (2014), Lars Unnerstall (2013)

Abwehr: Joel Matip (2016), Kyriakos Papadopoulos (2015), Christian Fuchs (2015), Sead Kolasinac (2015), Sergio Escudero (2014), Benedikt Höwedes (2014), Christoph Metzelder (2013), Atsuto Uchida (2013)

Mittelfeld: Roman Neustädter (2016), Julian Draxler (2016), Tranquillo Barnetta (2015), Marco Höger (2015), Jermaine Jones (2014), Jose Manuel Jurado (2014), Anthony Annan (2014), Lewis Holtby (2013), Christoph Moritz (2013), Alexander Baumjohann (2013), Vasileios Pliatsikas (2013)

Sturm: Jefferson Farfan (2016), Chinedu Obasi (2015), Teemu Pukki (2014), Philipp Hofmann (2014), Klaas-Jan Huntelaar (2013, kann aber für 20 Millionen Euro gehen), Ciprian Marica (2013), Edu (2013)