Gelsenkirchen. In der Hinrunde war der Stürmer absoluter Stammspieler. Zuletzt kam er nur noch von der Bank. Was er zu seiner Joker-Rolle sagt.
Marius Bülter überlegte einige Augenblicke, wie er seine Antwort formulieren soll. Ob er nach zuletzt drei Spielen ohne Einsatz in der Startelf Wut im Bauch gehabt habe, wurde er nach dem 2:1-Sieg von Schalke 04 gegen Jahn Regensburg gefragt. „Man ist nie zufrieden, wenn man nicht spielt“, sagte er dann diplomatisch und grinste. „Aber sicherlich war da auch ein bisschen Wut dabei“, ergänzte der 28 Jahre alte Stürmer.
Es war Bülter anzumerken, dass ihm die Rolle als Einwechselspieler in den vergangenen Wochen absolut nicht gefallen hat. Deshalb in der Öffentlichkeit schlechte Stimmung verbreiten, wollte der Stürmer allerdings auch nicht. Er müsse die Entscheidungen des Trainers „leider akzeptieren“, erklärte er. Einfach sei es für ihn aber nicht gewesen. „Man kann sauer auf den Trainer sein, das ist ganz normal“, sagte Bülter. „Aber in der Mannschaft herumzustänkern, bringt niemandem etwas.“
Marius Bülter lobt den "Spirit" der Schalker Mannschaft
Als einer der Führungsspieler der Mannschaft hat der 28 Jahre alte Sommer-Zugang von Union Berlin zuletzt versucht, mit gutem Beispiel voranzugehen, wie er erklärt hat. Obwohl er unzufrieden war, wollte er im Training vorangehen, „weiter Gas geben und die Kollegen motivieren“. Auch seine Konkurrenten um einen Platz in der ersten Elf. „Der Spirit in der Mannschaft ist riesig. Wir arbeiten alle auf ein großes Ziel hin. Wenn es da bei einem persönlich nicht läuft, muss man sich zurückstellen“, betonte er.
Nachdem Bülter in der Hinrunde noch gesetzt war und mit sechs Toren und sieben Vorlagen zum Jahreswechsel noch Top-Scorer der Schalker war, bekamen in den ersten drei Ligaspielen 2022 Marvin Pieringer oder Darko Churlinov den Vorzug in der Offensive. „Es war für mich natürlich nicht einfach, aber ich habe mich wirklich für Marvin gefreut, dass er sich in Aue endlich mal für sein gutes Spiel belohnt hat“, sagte Bülter mit Blick auf den 5:0-Sieg in der vor zwei Wochen. Sein 22 Jahre alter Konkurrent um den Platz neben Simon Terodde im Angriff sei ein „super Typ“, der sich Erfolgserlebnisse „einfach verdient“ habe.
Bülter sieht sich auf Schalke als Führungsspieler
Das allerdings ändert wenig an Bülters Selbstverständnis, ein Führungsspieler auf Schalke zu sein. Und die Wut, die er am Samstag wegen des erneuten Bankplatzes in sich trug, hat ihn offenbar beflügelt – und den Königsblauen zum Sieg verholfen. Beim Spielstand von 0:1 wurde der Stürmer gegen Regensburg eingewechselt. Schon wenige Sekunden danach konnte er den Ausgleich durch Simon Terodde vorbereiten. Per Kopf verlängerte er eine Flanke von Marcin Kaminksi auf den Top-Stürmer. „Es war mein erster Ballkontakt“, erklärte Bülter die Szene.
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Viel besser hätte er sich als Joker nicht zurückmelden können: „Das ist genau das, was man sich vornimmt, wenn man reinkommt.“ Schon beim Warmlaufen sei er von der guten Stimmung in der Arena motiviert worden. Dass die 10.000 Fans in der Arena lautstark seine Einwechslung gefordert haben, hat Bülter „gepushed“, wie er sagte. „Wenn dann direkt die erste Aktion gut verläuft, kommt das Selbstvertrauen. Ein schönes Gefühl.“
Marius Bülter hofft auf Startelf-Einsatz gegen Fortuna Düsseldorf
Und für den 28-Jährigen wurde es sogar noch besser. Denn auch den Siegtreffer zum 2:1 konnte er vorbereiten, indem er einen Freistoß von Thomas Ouwejan auf Malick Thiaw verlängerte. Der 20 Jahre alte Verteidiger (ebenfalls eingewechselt) köpfte den Ball schließlich aus kurzer Entfernung ins Tor. „Ich freue mich für Malick, dass er endlich sein erstes Saisontor gemacht hat. In der Mannschaft wurde er schon ein bisschen damit aufgezogen, dass er noch nicht getroffen hatte, jetzt hat er es geschafft“, sagte Bülter. „So war es für uns beide ein versöhnlicher Abschluss.“
Obwohl er die Rolle des Jokers gegen Regensburg nahezu perfekt ausfüllte, hofft Marius Bülter am kommenden Wochenende im Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) auf eine erneute Chance in der Startelf. „Ich werde in der Trainingswoche Gas geben. Dann wird man sehen“, sagte er. Mit seinen Vorlagen Nummer acht und neun in der laufenden Spielzeit hat er in jedem Fall beste Argumente gesammelt, um Trainer Dimitrios Grammozis womöglich von sich zu überzeugen.