Rheda-Wiedenbrück. Jupp Schnusenberg, ehemaliger Schalker Vorstandsvorsitzender, wird an diesem Dienstag 80. Er ist dem Klub noch verbunden: “Ich leide mit Schalke“

Ganz zum Schluss des Gesprächs erzählt Jupp Schnusenberg noch eine Geschichte, die an Rudi Assauer erinnert und ein bisschen unglaublich klingt. Aber ja, Schalke habe Assauer einmal sogar irgendwie durch die Arena fliegen lassen - in den guten Zeiten war halt nichts unmöglich. Und Josef Schnusenberg, den alle immer nur Jupp genannt haben, hat diese Zeiten mitgemacht. Bis 2010 war der Mann aus Rheda-Wiedenbrück Vorstandsvorsitzender von Schalke 04 - an diesem Dienstag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Als wir uns am Tag davor am Telefon unterhalten, dreht es sich natürlich um Schalke - aber vor allem auch um ihn. “Ausgezeichnet” gehe es ihm gesundheitlich; dass man ihn auf Schalke lange nicht mehr gesehen hat, liegt am Gebot dieser Zeit. Geisterspiele, nun ja, die kann man sich im Fernsehen anschauen. Was nicht bedeutet, dass ihn die Königsblauen kalt lassen, ganz im Gegenteil. “Ich leide mit Schalke”, versichert Jupp Schnusenberg. Schließlich ist er als stellvertretender Ehrenvorsitzender immer noch hoch dekoriert in diesem Verein - nur halt nicht mehr unmittelbar involviert.

Strahlende Zeit auf Schalke: Stadionbau, Vizemeister, Pokalsieger

Jupp Schnusenberg, der selbständiger Steuerberater ist, kam 1994 als Finanzfachmann nach Schalke. Schatzmeister, welch nette Beschreibung, nannte man das in diesen Zeiten. Später wurde er Finanzvorstand und löste schließlich 2007 Gerd Rehberg als Vorsitzenden des Vorstands ab - seit seinem Ausscheiden drei Jahre später 2010 nominiert Schalke keinen Präsidenten mehr.

Zwar waren die Zeiten auch damals nicht immer nur goldig, aber zumindest waren sie strahlend königsblau. “Wir haben das Stadion gebaut und waren mehrfach Vizemeister und Pokalsieger - insgesamt kann man kaum mehr erreichen”, sagt Schnusenberg. Eigentlich fehlte nur der Gewinn der Deutschen Meisterschaft, der 2001 und 2007 möglich gewesen wäre. Bitter war’s in beiden Jahren: 2001 durch Markus Merk, 2007 durch eigenes Schalker Versagen, vor allem beim Spiel in Dortmund.

Schnusenberg hält sich mit Kritik an der Schalker Führung zurück

Wenn man überlegt, wie nah Schalke damals dran war und wo der Klub heute steht, dann können einem die Tränen in die Augen schießen. Es muss schon eine Menge schiefgelaufen sein, und Jupp Schnusenberg könnte gewiss einiges dazu sagen, aber das ist heute nicht seine Art. “Ich fürchte, manche Dinge sind hausgemacht”, sagt er nur: “Aber ich halte mich mit Kritik lieber zurück.”

Als er selbst noch am Ruder war, pflegte er die direkte ostwestfälische Art. Schnusenberg konnte explodieren, wenn Schalke unterstellt wurde, dass das Geld mal wieder vorne und hinten nicht reichen könnte. Unvergessen bleibt seine Aussage, dass Schalke eines Tages “im Geld schwimmen” würde, wenn nur erst die Arena einmal abbezahlt sei.

Josef Schnusenberg lebt in Rheda-Wiedenbrück.
Josef Schnusenberg lebt in Rheda-Wiedenbrück. © Rottmann/FFS | Unbekannt

Oft ist er dafür belächelt worden, doch im Kern steht der Finanzfachmann noch heute dazu. “Als die Last der Tilgung für die Arena bezahlt war, hätte es eigentlich so sein müssen”, sagt Schnusenberg: “Und wenn es nicht notwendig gewesen wäre, auf dem Vereinsgelände wieder neu zu investieren, wäre meine Aussage zu 100 Prozent richtig gewesen.”

Clemens Tönnies nennt Schnusenberg "einen Freund"

Ohne Zweifel hat dieser Jupp Schnusenberg eine ganz starke Schalker Epoche mit großen Erfolgen und herausragenden Persönlichkeiten entscheidend mitgeprägt. Nach Schalke gekommen ist er übrigens über die Tönnies-Brüder, mit denen er zuvor bereits geschäftlich verbunden war. Clemens Tönnies, den langjährigen S04-Chef, nennt er auch heute noch “einen Freund” und sagt: “Dass er auf Schalke aufgehört hat, kann ich zu einem gewissen Grad verstehen.”

Aber es war eben nicht nur Clemens Tönnies, mit dem dieser Jupp Schnusenberg auf Schalke über viele Jahre an einem Strang gezogen hat - es waren noch viele andere mehr. “Wir hatten einfach eine tolle Truppe, auch menschlich”, schwärmt Jupp Schnusenberg: “Die Konstellation im Vorstand mit Peter Peters, Rudi Assauer, Gerd Rehberg und mir hat einfach gepasst, weil sich jeder auf seinen Part konzentriert hat.” Alle verstanden etwas von ihrem Geschäft. Und: Alle hatten Schalke verstanden und wussten, was dieser Klub ist.

Schnusenberg zufrieden mit seinem Schalker Wirken

Es waren richtig gute königsblaue Zeiten. Oder wie es Jupp Schnusenberg anlässlich seines 80. Geburtstags, den er im Kreis seiner Familie feiert, ausdrückt: “Mit meiner Zeit auf Schalke bin ich sehr zufrieden.”

Das darf er auch sein.