Gelsenkirchen. Tomasz Hajto steht für eine glorreiche Schalke-Zeit. Er blickt kritisch auf die Gegenwart und teilt Erinnerungen an Manager Rudi Assauer.
Mittlerweile ist er TV-Experte für den polnischen Sender ‚Telewizja Polsat‘, doch für die Fans des FC Schalke 04 ist Tomasz Hajto noch immer eine Legende. Der mittlerweile 48-Jährige wurde in seinen vier Jahren auf Schalke zweimal Pokalsieger und ist einer der legendären „Meister der Herzen“. In der Sport-Bild sprach der frühere Abwehrspieler über die teils lustige Vergangenheit auf Schalke und die schwierige Gegenwart.
So hatten Hajto und seine Mitspieler in der Saison 2001/2002 ihrem Trainer Huub Stevens einen Streich gespielt. „Wir besorgten uns Aufkleber für ein Taxi. Damit beklebten wir den Mercedes von unserem damaligen Trainer, es sah täuschend echt aus. Stevens kam aus der Kabine, ging daran vorbei, suchte sein Auto, dachte es sei geklaut worden. Wir beobachteten das Ganze vom Kabinenfenster aus und lachten uns kaputt. Irgendwann hatte er auf seinen Autoschlüssel gedrückt und kapiert, was passiert war. Stevens kam in die Kabine und rief meinen Namen. Er wusste, wer dahintersteckt und war eine Woche sauer auf mich. Wir haben viel Mist gebaut.“
Schalke: Hajto erinnert an Rudi Assauer
Viele schöne Erinnerungen an die damalige Zeit verbindet Hajto auch mit Manager Rudi Assauer. Der hatte ihn im Jahr 2000 vom MSV Duisburg nach Schalke gelockt. Hajto: „Rudi hat das Besondere dieses Klubs wie kein anderer transportiert. Ich war bei ihm zu Hause, überall war das Schalke-Logo, auf der Bettwäsche, sogar auf den Handtüchern im Bad. Wegen des ,04‘ im Vereinsnamen hat er gesagt: ,Wenn ich etwas trinke, nehme ich vier Schluck…‘ Rudi ist leider nicht mehr unter uns, aber seine Sprüche bleiben für immer.“
Auch die Fürsorge des Schalke-Managers für sein Team hat Hajto nie vergessen. „Oft hat Assauer uns aber auch durch seine Gesten berührt. So überreichte er nach dem letzten Spiel vor der Winterpause jedem Spieler einen Umschlag mit 3000 Euro, sozusagen als Weihnachtsgeschenk. Nach dem gewonnenen Pokal-Halbfinale gegen Stuttgart kam er spontan in die Kabine und sagte, dass es für jeden 15.000 Mark gäbe. Wir waren wie seine Kinder, haben bedingungslose Zuneigung gespürt und wären deshalb für Rudi und die Fans auf dem Platz gestorben.“
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Genau das vermisst Hajto beim FC Schalke der Gegenwart. „Als Neuzugang hast du bei der Saisoneröffnung vor 100.000 Fans die Vereinshymne gesungen. Ich denke, heute kennen vielleicht drei Spieler den Text. Schalke 04 hat eine außergewöhnliche Geschichte, darüber musst du dich als Neuzugang genau informieren.“ Doch nicht nur beim Spielerpersonal haderte es nach Hajtos Ansicht in jüngster Vergangenheit. „Für viele Leute, die zuletzt in Führungspositionen waren, ist Schalke zu groß. Wenn man in drei, vier Transferperioden die falschen Entscheidungen trifft, landet man auch als so großer Verein in der 2. Liga.“
Genau das habe dem früheren Publikumsliebling „im Herzen sehr wehgetan. Ich liebe diesen Verein, habe zu Hause sogar ein Schalke-Zimmer mit Trikots, Fotos und Erinnerungsstücken. In der Vergangenheit haben Menschen wie Rudi Assauer so viel Herzblut in diesen Verein gesteckt, ein Super-Stadion gebaut, eine sensationelle Infrastruktur geschaffen, und in zwei Jahren wird das alles auf den Müll geschmissen und zerstört.“ (fs)