Gelsenkirchen. Der Aufstieg des FC Schalke 04 hat mit Mut, Leidenschaft und Vernunft zu tun. Eine besonnene Klubführung verantwortet den Erfolg. Ein Kommentar.

Ein Jahr ist erst vergangen, seit dieser Verein mausetot zu sein schien. Eine blutleere Mannschaft war jämmerlich abgestiegen. Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies und Finanzvorstand Peter Peters waren zurückgetreten, fünf Trainer mit ihren Rettungsversuchen gescheitert. Der Tiefpunkt war erreicht, als einige durchgeknallte Fans die Spieler um die Arena jagten. Sogar Mike Büskens, damals noch Co-Trainer, wurde körperlich attackiert. Unfassbar.

Auch Dimitrios Grammozis hat seinen Anteil am Schalke-Erfolg

Danach fehlte vielen Menschen, ob sie Anhänger waren oder neutrale Beobachter, die Fantasie, wie man so einen Totalschaden zügig wieder reparieren können sollte. Doch im Verein gab es neue Führungskräfte, die nicht aufgeben wollten, die mit Mut einen radikalen Neubeginn wagten. Sportvorstand Peter Knäbel holte sich Rouven Schröder als Sportdirektor an seine Seite, die beiden machten sich sofort an die Arbeit: Sie entrümpelten das Aufgebot, stellten es komplett neu auf. Sie schleppten viele leistungswillige Spieler ran, die als Typen perfekt zu Schalke passen. Trainer Dimitrios Grammozis, das sollte man nicht vergessen, fügte die neuen Profis zu einer Einheit zusammen, auch das war wertvoll: Kein Schalke-Fan musste sich mehr für seine Mannschaft schämen.

Schalke ist aufgestiegen, Darko Curlinov feiert.
Schalke ist aufgestiegen, Darko Curlinov feiert. © Unbekannt | firo

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Christina Rühl-Hamers stimmte sich als Finanzchefin perfekt mit den sportlich Verantwortlichen ab. Das Credo: keine unkalkulierbaren Risiken mehr. Noch immer plagen Schalke mehr als 180 Millionen Euro Schulden. Im Januar kam ein neuer Vorstands-Chef hinzu, der sofort ins eiskalte Wasser springen musste: Wie Bernd Schröder gemeinsam mit dem von Axel Hefer mit Bedacht geführten Aufsichtsrat kurz nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine die Trennung von Gazprom hinbekam – Hut ab.

Schalke ist wieder da, wo Schalke hingehört

Als aber der Aufstieg kaum noch realistisch erschien, machten die Sportchefs ihr Meisterstück: Sie installierten Mike Büskens als Cheftrainer bis zum Saisonende. Mit seinem Herzblut, aber auch mit kluger Strategie lotste er das Team von Sieg zu Sieg. Ohne ihn wäre Schalke nicht aufgestiegen. Dass er alle anderen lobt und sich selbst nicht so wichtig nimmt, zeigt seine Größe.

Es wird nicht leicht in der neuen Saison. Aber erst einmal ist Schalke wieder da, wo Schalke hingehört.