Nürnberg. Nach der 1:4-Packung in Nürnberg spuckte kein Spieler des FC Schalke 04 große Töne Richtung BVB. Während der ungeliebte Nachbar die Meisterschaft fast perfekt machen kann, wollen die Königsblauen den dritten Platz verteidigen. Jermaine Jones lobte sogar den Schalker Intimfeind Kevin Großkreutz.
Sie hätten pfeifen können – und
niemand hätte sich beschwert. Doch die Fans des FC Schalke 04 sangen und sangen und sangen.
Dass die Königsblauen beim 1. FC Nürnberg mit 1:4 (0:3) untergingen: geschenkt.
Dass S04 eine furchtbare Leistung zeigte: egal. Für die mitgereisten
Schalker unter den 44 000 Zuschauern zählte nur noch eins: das Derby am Samstag
gegen den mutmaßlichen Deutschen Meister Borussia Dortmund (15.30 Uhr, live im
DerWesten-Ticker).
Schalke-Torjäger Huntelaar geht es um "den Vorsprung auf Gladbach"
Doch während sich die Fans mit
den diversen Schmähgesängen schon einstimmten, klangen die Spieler in der Mixed
Zone demütig und kleinlaut. Weil sie nach dem Debakel sauer auf ihre eigene
Leistung waren – und weil sie natürlich genau wussten, dass der BVB den FC
Bayern mit 1:0 besiegt hatte. Deshalb sagten sie nicht „Wir versauen dem BVB
die Meisterschaft“. Oder „Bei uns gibt’s für die aus Lüdenscheid nichts zu
holen“. Oder „Wir hauen die weg.“ Nein, bei den Schalkern klang das eher so wie
bei Torjäger Klaas-Jan Huntelaar: „Samstag ist ein neues Spiel. Wir sind vier
Punkte vor Gladbach und den Vorsprung wollen wir behalten.“ Oder wie bei Torwart
Lars Unnerstall: „Wir werden alles dafür geben, um den Fans und der Stadt den
Derbysieg zu schenken.“ Und der Ex-Dortmunder Christoph Metzelder verwies auf
eine Statistik als Motivations-Hilfe: „Wir treten gegen die beste Mannschaft
an. Aber wir sind sehr heimstark.“ Jermaine Jones ging am Mittwoch in der
„Sport Bild“ sogar auf Kuschelkurs zum Schalker Intimfeind Kevin Großkreutz:
„Der Jubel von Kevin gegen Gerald Asamoah (im Pokalspiel gegen Fürth, Anmerkung
der Redaktion) war nicht okay. Aber ich nehme Kevin das nicht übel, mir sind Typen,
die klar für etwas stehen, sogar lieber.“
Respekt. Demut. Kuschelkurs. Die
Zeit der großen Derby-Töne sind auf Schalke erst einmal vorbei. Der
schwarz-gelbe Rivale, seit 24 Bundesligaspielen unbesiegt, hat Schalke auch in
dieser Saison klar distanziert. Bei der 0:2-Niederlage im Hinspiel war Schalke
chancenlos und Trainer Huub Stevens bezeichnete seine Elf als
„Schülermannschaft“. Und in vier von fünf Spitzenspielen gegen
Bayern München (0:2, 0:2) und Borussia Mönchengladbach (0:3 in der Rückrunde,
1:3 im DFB-Pokal) sah S04 ebenfalls nicht gut aus.
Nun könnte Borussia Dortmund ausgerechnet
in Gelsenkirchen den entscheidenden Schritt Richtung Titel schaffen. Der BVB
und Kevin Großkreutz jubeln in der Arena? Das ist der Albtraum aller Schalker.
Manager Horst Heldt hofft, dass die Spieler in Nürnberg
lethargisch wirkten, weil sie sich schon auf das Derby konzentriert haben:
„Das kann sein. Mir ist das auch passiert in meiner Karriere. Wir haben das
Derby vor der Brust, das müssen wir anders gestalten und davon bin ich
überzeugt.“
Mindestens drei Änderungen in der Startelf der Schalker
Anders wird auch die Aufstellung
der Schalker. Stevens schonte in Nürnberg die Außenverteidiger Christian Fuchs
und Atsuto Uchida. Außerdem ließ er Jefferson Farfan - der im Hinspiel fehlte - in der ersten Hälfte
nur auf der Bank. Alle drei dürften gegen den BVB beginnen. Doch nicht nur das:
Eigentlich hätte Stevens auch Christoph Metzelder den Flug nach Nürnberg
erspart, wenn nicht kurzfristig Benedikt Höwedes wegen einer Grippe ausgefallen wäre. Heißt: Stevens plant am Samstag mit Metzelder. Es deutet sich also eine
defensive Ausrichtung an. Verteidigt Metzelder neben Kyriakos Papadopoulos in der Viererkette,
würden Jermaine Jones und Joel Matip die Doppel-„6“ bilden.
Christoph Metzelder jedenfalls
machte den Fans am Ende dann doch noch Mut: „Es gibt keine Mannschaft, die
unbesiegbar ist. Wir wissen, was das Spiel für die Fans bedeutet. Für manche ist es
wichtiger, das Derby zu gewinnen als einen Titel zu holen.“ Doch auch Metzelder weiß
genau, dass Schalke eine Menge zu verlieren hat: das zweite Derby in einer Saison,
den komfortablen Vorsprung auf Borussia Mönchengladbach und das Selbstvertrauen
für die dann noch bleibenden drei Spiele.
So könnte Schalke spielen: Unnerstall-Uchida, Papadopoulos, Metzelder, Fuchs-Jones, Matip-Farfan, Raúl, Holtby-Huntelaar.