Magdeburg/Gelsenkirchen.. Schalkes Trainer Huub Stevens muss seinen Kader noch ein bisschen ausmisten. Kandidaten sind Vasileios Pliatsikas, Alexander Baumjohann, Anthony Annan, Philipp Hofmann und René Klingenburg. Und was wird aus Kapitän Benedikt Höwedes?

Ein freier Sonntag, ein freier Montag, ein freier Dienstag. Erst am Mittwoch um 16 Uhr wird es bei den Bundesliga-Fußballern des FC Schalke 04 weitergehen. Ein bisschen Zeit zum Nachdenken also. Das wird Lewis Holtby, wenn überhaupt, nach dem 5:0-Sieg beim Regionalligisten 1. FC Magdeburg in allerbester Laune tun, war er doch an fast jedem Tor beteiligt. Und der 21-Jährige braucht sich auch keine Sorgen zu machen, ob er dabei sein wird, wenn die Profis der Königsblauen am kommenden Samstag (4. August) ins Trainingslager nach Kärnten fahren werden und es darum geht, das Stammpersonal für die Saison 2012/13 zu bestimmen.

Wenn man so will, darf sich Lewis Holtby zumindest schon als kleiner Gewinner dieser Saisonvorbereitung fühlen. Und wenn er so locker ins Mikrofon quatscht, wird sein Trainer Huub Stevens sicher gerne zuhören. Er ist eben ein Spaß-Fußballer. „Wenn der Anpfiff ertönt, vergisst der Körper meistens, wie kaputt man eigentlich von den vielen Einheiten ist“, sagte er nach dem Erfolg in Sachsen-Anhalt.

Er ist auch davon überzeugt – wohl auch wegen des großen Konkurrenzkampfes –, dass alle Spieler weiterhin sehr engagiert und mit großer Spannung und Anspannung weitermachen werden. „Wir haben noch viel vor“, sagte Lewis Holtby in Magdeburg, „und mit Udinese Calcio noch einen sehr attraktiven Gegner während des Trainingslagers vor der Brust.“ Gespielt wird am 5. August (Sonntag) um 15.30 Uhr im Wörthersee-Stadion. Um auf Lewis Holtbys gute Laune zurückzukommen: Er präsentierte allen Nutzern seines Facebook-Profils: „Meine neuen arbeitsschuhe:-))).. Geile Boots!!“ Dazu gab es, selbstverständlich auch ein Foto.

Von guter Fußball-Laune dürften andere Schalker jedoch weit entfernt sein. Alexander Baumjohann (Vertrag bis 2013), der sich beim 0:1 gegen den AC Mailand am Dienstagabend jedoch auch nicht aufgedrängt hatte, und Anthony Annan (Vertrag sogar bis 2014) zum Beispiel durften die Reise nach Magdeburg nicht einmal mitmachen. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass dieses Duo auf den Österreich-Ausflug verzichten muss; ebenso wie die Deutschen A-Jugend-Meister Philipp Hofmann und der ohne Profi-Vertrag ausgestattete René Klingenburg, die bereits am Samstag im Testspiel der Schalker Regionalliga-Mannschaft gegen den FSV Frankfurt II (2:0) mitgewirkt haben. Und auch für Vasileios Pliatsikas dürfte kein Platz sein. Der 24-Jährige Grieche, der zum Probetraining in Belgien war, könnte zum KRC Genk wechseln, sofern sich die Klubs einigen. Sein Vertrag bei den Königsblauen läuft noch ein Jahr.

Schalke2007: Fritz-Walter-Medaille in Gold

Vor der Drei-Tage-Pause ließ Trainer Huub Stevens seine Spieler am Samstag aber noch eine ordentliche Zwei-Stunden-Einheit absolvieren – und zwar schon um 10 Uhr, nachdem es nach dem 5:0 am Freitag noch am selben Abend mit dem Flugzeug zurückgegangen war. Drei Tage nach der nächsten Einheit wird es dann ins zweite Trainingslager der Saisonvorbereitung gehen. Und dieses Trainingslager könnte gerade für Benedikt Höwedes, den Schalker Kapitän der vergangenen Saison, ein ganz wichtiges werden. „Er muss zehn Prozent mehr bringen, damit wir wieder die gewohnte Höwedes-Qualität erleben“, hatte Huub Stevens schon vor vier Wochen gesagt, nachdem Deutschland bei der Europameisterschaft rausgeflogen war und Benedikt Höwedes nicht eine Minute gespielt hatte.

Aber reichen dem 24-Jährigen zehn Prozent mehr? Reichen dem U-19-Europameister von 2009 und Träger der Fritz-Walter-Medaille in Gold von 2007 zehn Prozent mehr, um wieder der Benedikt Höwedes zu werden, der er schon einmal war? Nein. Um an die Qualität seiner tollen Saison 2009/10 neben Kapitän Marcelo Bordon heranzukommen, die mit einem Innenverteidiger-Platz im deutschen WM-Kader hätte belohnt werden müssen, müsste Schalkes Nummer 4 mehr als zehn Prozent zulegen.

Es spricht nicht für ihn, dass es bei der Suche nach einem Platz für ihn in der Schalker Startelf gar nicht mehr so sehr um einen Innenverteidiger-Posten, sondern eher um den des rechten Verteidigers geht, weil Kyriakos Papadopoulos – der beste Zweikämpfer der Europameisterschaft – und Joel Matip anscheinend locker an ihrem Kapitän vorbeigezogen sind. Und: Sead Kolasinac ist auch kein Schlechter. Und: Christoph Metzelder kann es auch noch.

Heldt und Huntelaar sprechen

Dass die vergangene Saison trotz der Champions-League-Qualifikation für ihn Haken hatte, beschreibt Benedikt Höwedes, der am vergangenen Montag wieder eingestiegen ist, auf seiner Homepage so: „Als ich zu meinem ersten Training auf den Platz kam, wurde ich mit warmem Applaus empfangen. Das tat unheimlich gut. Vor allen Dingen nach einer Saison, die für mich persönlich nicht so ganz optimal gelaufen ist. Immer wieder wurde ich durch Verletzungen zurückgeworfen und musste mich zurück in die Mannschaft kämpfen.“ Dabei wertet er das beziehungsweise sein EM-Erlebnis überhaupt nicht negativ. „Obwohl ich im gesamten Turnier nicht eine Minute zum Einsatz gekommen bin“, schreibt er, „war es eine tolle Erfahrung. Klar hatte ich mir mehr Einsatzzeit erhofft, und mein Anspruch ist auch viel höher, aber meine Karriere als Nationalspieler hat ja gerade erst begonnen.“ Acht Länderspiele stehen zu Buche.

Um diese Karriere im Trikot mit dem Adler jedoch fortzuführen, muss Benedikt Höwedes spielen. Fußball spielen. „Den Grundstein dafür“, so formuliert er es, „muss ich allerdings bei Schalke legen.“ Mit dem Ziel, das er bei der EM nicht erreicht hat, nämlich an Lars Bender vorbeizuziehen, als Jerome Boateng gesperrt war. Jetzt scheint es so, als müsse er Atsuto Uchida verdrängen, weil in der Innenverteidigung kein Platz mehr für ihn ist. Anders als der Japaner konnte Benedikt Höwedes, dessen Vertrag bis 2014 läuft, am Freitag keine Spielpraxis sammeln. Er blieb zu Hause. Ebenso wie auch Klaas-Jan Huntelaar und Manager Horst Heldt. Dieses Duo soll die Zeit zu intensiven Gesprächen genutzt haben.