Stegersbach.. Christian Fuchs ist genau der Typ, den Schalke 04 brauchte: eine Verstärkung für die linke Seite und zudem ein offener, freundlicher Kerl. Für die bevorstehende Saison hat sich der Österreicher einiges vorgenommen.

Die ganze Familie war da. Die Eltern, die Schwiegereltern, die Schwester – dazu ein paar Freunde: Christian Fuchs, der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft und neue Linksverteidiger des FC Schalke 04, hatte viel Spaß beim 3:1-Testspielsieg gegen den russischen Erstligisten FC Anzhi Makhachkala in Bad Waltersdorf. Am Tag danach sitzt der frühere Bochumer und Mainzer auf der Terrasse des Teamhotels in Stegersbach und zieht hochzufrieden eine Zwischenbilanz seines Einstiegs auf Schalke: „Ich habe mich sehr schnell zurechtgefunden“, sagt er. „Die Integration war überhaupt kein Problem. Die Spieler haben es mir allerdings auch leicht gemacht, ich bin sehr gut aufgenommen worden. Auch von den Fans, das ist mir wichtig.“

Die Saisoneröffnung hat ihn tief beeindruckt – so etwas hatte er auch als 41-maliger österreichischer Nationalspieler mit entsprechender internationaler Erfahrung zuvor noch nie erlebt. „100 000 Leute sind zum Start gekommen, das ist ein Wahnsinn“, sagt er. „Diese Fans sind wirklich einzigartig.“

Es läuft richtig gut für ihn – nur seine Schwester Michaela konnte er nicht zufrieden stellen. Die ist nämlich Raul-Fan und hatte inständig darauf gehofft, sich mit dem spanischen Idol fotografieren lassen zu können. Das aber konnte in Bad Waltersdorf nicht einmal ihr Bruder organisieren: Wo Raul ist, ist auch in Österreich immer eine Menschentraube. Könnte ein Originaltrikot von Raul der Schwester vielleicht als Entschädigung dienen? „Sie soll meines anziehen“, sagt Christian Fuchs und lacht sich dabei schlapp.

Der 25-Jährige ist genau der Typ, den Schalke brauchte: eine gezielte Verstärkung für die bis dahin stets unterschiedlich und selten optimal besetzte linke Abwehrseite, und zudem noch ein offener, freundlicher Kerl, der auch einiges zur Pflege des Teamgeistes beitragen wird. „Er ist sicher ein Gewinn für uns“, urteilt Trainer Ralf Rangnick schon jetzt. „Aber wir haben ja auch keinen Unbekannten geholt.“

Christian Fuchs hatte sich nach seiner Unterschrift unter den bis 2015 datierten Vertrag euphorisch über seinen neuen Klub geäußert („Schalke ist großes Kino“), jetzt fühlt er sich zunehmend bestätigt und sieht bereits deutliche Fortschritte bei der Arbeit des gesamten Teams: „Es passt schon, langsam greifen die Räder ineinander“, meint er. „Und der Spaß kommt auch nicht zu kurz – so muss es sein.“

Beim Testspiel gegen die Russen am Donnerstagabend präsentierte sich Fuchs in seiner 45-minütigen Einsatzzeit in einer bereits erstaunlich guten Verfassung: Mustergültig war nicht nur seine Flanke zum Führungstor von Klaas-Jan Huntelaar, sondern er bestach auch durch sicheres Passspiel, Kampfstärke und Einsatzfreude.

Er hat sich einiges vorgenommen für die bevorstehende Saison, vor allem sollen die Königsblauen nicht noch einmal in der Bundesliga so weit zurückfallen wie in der vergangenen Spielzeit. „Die hat den Ansprüchen von Schalke nicht entsprochen, das war Schalke nicht würdig“, stellt er klar fest. „Schalke gehört unter die Top-5, das haben wir uns zum Ziel gesetzt.“

Die Schalker hoffen, dass Christian Fuchs zum Aufstieg in höhere Kategorien der Liga auch mit einigen seiner berühmten scharfen Freistöße beitragen wird. Eine Gefahr für jeden Gegner sind zudem auch seine weiten Einwürfe, die er wie Flanken den Strafraum bringt. Wie er das hinbekommt, will er nicht verraten. „Mit Spinat?“, wird er augenzwinkernd gefragt. Diese Art von Humor gefällt ihm, er antwortet spontan: „Genau! Mein großes Vorbild ist Popeye, der Seemann!“