Gelsenkirchen.. Schalkes Trainer Breitenreiter erkennt spielerische Fortschritte und lobt die Entwicklung der Jungen. Aber er fordert mehr von den Etablierten.
Zwei Tage genießen Schalkes Profis noch ihren Urlaub – dann geht mit dem Trainingslager in Florida die Arbeit wieder los. Für Trainer André Breitenreiter die zweite Stufe bei der Entwicklung der Mannschaft: Bei seinem Amtsantritt im Sommer hat er versucht, Schalke auf dem Platz neu aufzustellen und auch wieder die Freude zu wecken – jetzt muss es weitergehen. „Ich bin nicht unzufrieden mit dem ersten halben Jahr”, sagte er nach der Hinrunde. Breitenreiters Bilanz fällt überwiegend positiv aus.
- Die spielerische Entwicklung: „Unsere Spielidee ist sehr, sehr schnell verinnerlicht worden. Sonst wäre der beste Start in der Bundesliga seit 44 Jahren nicht möglich gewesen”, sagt Breitenreiter. Sein Vorgänger Roberto Di Matteo setzte auf Ergebnisfußball und hinterließ eine leblose Mannschaft – in diesem Jahr versucht Schalke zumindest wieder, die Spiele aus eigener Initiative zu entscheiden. Der Plan war: Dem Gegner den Ball früh abluchsen und daraus gefährlich werden. Das Tor zum 1:0-Sieg in Hamburg, als Leon Goretzka sich im Mittelfeld den Ball eroberte und Leroy Sané im Strafraum in Szene setzte, war das klassische Beispiel, wie es funktionieren soll. Allerdings wurden solche Aktionen insgesamt zu selten zu Ende gespielt. Breitenreiter: „Unser Spiel ist sehr laufintensiv, und ich finde auch, dass wir in der Spieleröffnung Fortschritte gemacht haben – wir sind sehr schnell im letzten Drittel des Spielfeldes. Da fehlen uns allerdings noch Lösungen.” Ein Ansatz für die Rückrunde
- Die Talente: Schalke hat die drittjüngste Mannschaft der Liga (Durchschnittsalter 25,1 Jahre) – „die jungen Spieler haben sich hervorragend entwickelt”, sagt Breitenreiter. Das trifft insbesondere auf Leroy Sané (19), Max Meyer (20) und Leon Goretzka (20) zu, die alle einen großen Leistungssprung gegenüber dem Vorjahr gemacht haben. Auch Neuzugang Johannes Geis (22) fällt in diese Rubrik. Pierre-Emile Höjbjerg (20) spielte zu schwankend, Sead Kolasinac (22) legte zum Ende der Serie zu, während Kaan Ayhan (21) und Marvin Friedrich (20) stagnieren – sie kamen auch deswegen kaum zum Einsatz, weil die Mannschaft im Mittelfeld schon jung genug besetzt ist. Breitenreiter will die jungen Spieler nicht überfordern, „wir müssen sie auch entlasten können”. Auch deswegen will er fürs Mittelfeld Neuzugänge.
- Das Gerüst des Teams: Dem Trainer ist die Mannschaft noch zu unausgewogen, zu wenige Spieler sind echte Anführer. „Wir haben Führungsspieler mit Ralf Fährmann und Benedikt Höwedes, die verbal vorangehen”, sagt er: „Ich erwarte aber auch von anderen, dass sie in die Bresche springen, wenn Widerstände auftreten.” Die jungen Mittelfeldspieler kann er damit nicht gemeint haben – eher schon Routiniers wie Klaas-Jan Huntelaar und Dennis Aogo. Breitenreiter möchte, dass „die etablierten Spieler mehr Einfluss auf die Mannschaft nehmen.”
- Das Umfeld: Eines der wichtigsten Ziele war vor der Saison die Versöhnung mit den Fans – dahinter macht „Breite“ schon einen Haken: „Wir haben die Gunst der Fans zurückgewonnen.” Ein Miteinander wie bei den Heimsiegen gegen Hertha und Hannover hat es auf Schalke in der Tat lange nicht mehr gegeben. Breitenreiter hat in seinem ersten halben Jahr aber auch schon bemerkt, wie stimmungsabhängig das gesamte Umfeld auf Schalke ist.
- Die Verletzungsmisere ist gestoppt: In der vergangenen Saison hatte Schalke zeitweilig eine zweistellige Zahl mit verletzten Spielern. Jetzt gab es zwar immer noch lange Ausfälle, aber das waren entweder noch Verletzungen aus der Vergangenheit (Giefer, Uchida, Höwedes) oder Unglücksfälle im Spiel (Nastasic, Höger). „Wir haben nur eine kleine Muskelverletzung gehabt, trotz unseres laufintensiven Spiels”, bilanziert Breitenreiter: „Auch da ist eine deutliche Entwicklung zu sehen.”
- Die Formkurve: Ganz sicher fehlte Schalke die Konstanz. Der Saisonstart war viel besser als erwartet („da hat die Mannschaft fast über ihre Verhältnisse gespielt”), dann gab es den tiefen Einbruch im Oktober/ November, ehe sich das Team zum Schluss auch mit unspektakulärem Ergebnisfußball (etwa beim Sieg gegen Hoffenheim) ins Ziel rettete. André Breitenreiter weiß: „Wir müssen auf Dauer mehr Konstanz in unser gesamtes Spiel bringen.” Das ist einer der Ansätze für die Rückrunde.