Gelsenkirchen. Joel Matip spielte 16 Jahre lang für den FC Schalke 04, im Sommer heuert der Leistungsträger beim FC Liverpool an – dem Klub des Ex-BVB-Trainers Jürgen Klopp.

Es war, welch Zufall, ein rotes Leibchen, das Joel Matip beim Training am Montagnachmittag trug. Der Abwehrspieler des FC Schalke, seit 2000 ein Königsblauer, gab gestern bekannt, dass er am Saisonende ablösefrei zum FC Liverpool wechselt – zu den „Reds“, den Roten. Zum Klub des Ex-Dortmunder Trainers Jürgen Klopp.

Matip bekommt einen Vierjahresvertrag in Liverpool. Nur drei Monate läuft er für Schalke noch auf. Fast eine Winzigkeit, wenn man bedenkt, dass der gebürtige Bochumer seit 16 Jahren Schalker ist. Acht Jahre alt war er 2000.

Matip: "Zeit, etwas Neues zu probieren"

„Die Entscheidung ist mir alles andere als leicht gefallen, weil ich mich hier eigentlich immer wohl gefühlt habe“, beteuert Matip. Anders als sein Nebenmann in der Viererkette, Benedikt Höwedes, der seinen Vertrag kürzlich bis 2020 verlängerte, möchte er nun einen Tapetenwechsel. „Es ist Zeit, etwas Neues zu probieren und ins Ausland zu gehen“, meint Matip.

Ende Januar hatte er sich entschieden. Nicht gegen Schalke, sondern für eine neue Herausforderung. Mit dem Kopf, aber vor allem aus dem Bauch heraus – und nun freut er sich auf das, was da im Sommer kommt: „Ein Traditionsverein in einer super Liga“, sagt Matip über den FC Liverpool.

Den Klub mit der berühmten Kop-Tribüne hat der Defensivspezialist „schon immer aus der Ferne verfolgt“. Nicht erst, seit Jürgen Klopp an der Anfield Road das Sagen hat – pikanterweise ein ehemaliger Dortmunder, aber eben auch ein Deutscher. „Ich glaube, das hilft mir“, schätzt Matip. Und auch mit der körperbetonten Spielweise auf der Insel werde er gut zurecht kommen, ist er sicher Mehr noch: Dass Liverpool in der Abwehrzentrale Schwächen hat, ist Matip nicht entgangen. 36 Gegentore hat das Klopp-Team in 26 Spielen kassiert. „Ich glaube schon, dass ich eine Schlüsselrolle spielen kann“, sagt der sonst bescheidene Deutsch-Kameruner.

Schalke kassiert keine Ablöse für Matip

Auf Schalke war und ist er schließlich Leistungsträger. Sein Weggang wird als Verlust gesehen. „Wir sind traurig und auch ein bisschen enttäuscht, dass wir es nicht geschafft haben, den Vertrag zu verlängern“, sagte Manager Horst Heldt gestern. Am Geld sei es jedoch nicht gescheitert. „Wir sind an die Schmerzgrenze gegangen“, verriet der Sportvorstand. Schon seit Mai 2015 hatte er Gespräche mit Matip und dessen Berater geführt – vergeblich. „Er hat eine Grundsatzentscheidung getroffen, und die ist zu respektieren.“

Fast tragisch aus Sicht des Bundesligisten ist, dass es keine Ablöse für das Eigengewächs gibt. Matips Marktwert wird von Transfermarkt.de auf 18 Millionen Euro geschätzt. „Für uns war wichtig, dass Joel so lange wie möglich bei uns bleibt. Es ging nicht darum, mit ihm Geld zu machen“, behauptet Heldt, der Angebote im Sommer und in diesem Winter ausschlug. Auf die Qualitäten Matips wollten die Verantwortlichen in der Rückrunde nicht verzichten.

Matip erfüllt sich Kindheitstraum

Gemeinsam mit André Breitenreiter werde er nun besprechen, wie mit dem Abgang umzugehen sei. „Die Qualität in der Mannschaft ist immer noch hoch“, sagt Heldt. Vielleicht hat sein designierter Nachfolger dazu eine andere Meinung: Christian Heidel muss jetzt Matips Nachfolger finden.

Matip wird den Mainzer nicht mehr kennenlernen. Denn nach 16 Jahren bei Schalke 04 ist in diesem Sommer für ihn „genau der richtige Zeitpunkt“ gekommen, um den nächsten Schritt zu gehen. Finanziell dürfte sich der Transfer ja auch auszahlen.

Mit seinem Wechsel nach England erfüllt sich der 24-Jährige aber auch einen Kindheitstraum. „Es war immer mein Ziel, nicht nur in der Bundesliga, sondern irgendwann auch in der Premier League zu spielen“, verrät Matip.

Und zwar in einem roten Trikot.