Gelsenkirchen.. Einen Sieg im Achtelfinalhinspiel gegen Real Madrid trauen Schalke wohl nur die Wenigsten zu. Doch die Königsblauen fühlen sich in der Königsklasse gegen die Königlichen gerüstet. Seit acht Spielen ist Schalke ungeschlagen. Und vor Deutschland haben die Madrilenen immer Respekt.
Madrid ist nicht Valencia. Refat, der Barkeeper im Gelsenkirchener Hotel Maritim, wundert sich noch heute, wie sich die Stars des Valencia CF im Frühjahr 1997 unmittelbar vor dem Uefa-Pokal-Spiel auf Schalke beim Essen im Hotel mit Brathähnchen und Kartoffelbrei vollstopfen konnten - und das, obwohl die Spanier ihren eigenen Koch mit nach Deutschland gebracht hatten. “Das”, sagt der Barkeeper, “konnte ja nicht gutgehen.” Schalke gewann als krasser Außenseiter mit 2:0 gegen das Team aus Valencia, das damals nur so mit Stars gespickt war. Aber Valencia ist nicht Madrid.
Zwar hatte auch Real Madrid seinen eigenen Koch mitgebracht, als der spanische Nobel-Klub am Dienstag im Essener Atlantic-Hotel sein Quartier aufschlug, um sich auf das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ ZDF und in unserem Live-Ticker) bei Schalke 04 einzustimmen. Die Königlichen im Revier. Doch Extrawürste gab es nicht - sagt einer, der es wissen muss: Alexander Jobst hat bei Real Madrid und bei der Fifa gearbeitet, ehe er als Marketing-Vorstand zu Schalke 04 wechselte. Zumindest würden sich die Königlichen nicht erhabener gebärden “als andere Mannschaften, die sich professionell auf ein wichtiges Spiel vorbereiten.” Nicht mal ihren eigenen Mannschaftsbus mit dem Vereinslogo hatten die Spanier mit nach Deutschland gebracht. Das Gefährt, aus dem Cristiano Ronaldo und Co. kletterten, trug ein Dortmunder Kennzeichen…
Real und Ronaldo in Essen
Millionen-Mann Bale steht im Schatten von Cristiano Ronaldo
Wer Real nicht erkennt, dem ist ohnehin nicht zu helfen: So tickt wohl dieser Klub. Für Real Madrid ist das Spiel auf Schalke ein Zwischenschritt zum geplanten “Decima”: Dem zehnten Gewinn der europäischen Vereins-Krone. Für Schalke hingegen ist es schlicht: Das Spiel der Spiele. Noch nie zuvor in ihrer Vereingeschichte haben die Königsblauen eine Partie gegen die Königlichen ausgetragen, jetzt gibt es gleich zwei: An diesem Mittwoch und am 18. März im legendären Bernabeu.
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Fast hätte man es übersehen, dass bei Real Madrid auch der vermeintlich teuerste Spieler der Welt mitspielt: Zwischen 91 und 101 Millionen Euro - je nachdem, welcher Quelle man glaubt - ließ sich Präsident Florentino Perez im Sommer den Waliser Gareth Bale (24) kosten. Trotzdem steht der Stürmer im Schatten von Cristiano Ronaldo, der Glanz, Glamour und Aufmerksamkeit auf sich zieht. “Real hat eine unglaubliche Mannschaft”, schwärmt Schalkes Trainer Jens Keller. Wie er die in ihrem Tun stoppen will, das ist die Frage.
Mehr als 33 Stundenkilometer schnell soll dieser Ronaldo mit dem Ball am Fuß sprinten können. Wenn man ihm denn den Platz dazu lässt. Doch was er nicht mag, sind: Gegenspieler, die ihm eng auf den Füßen stehen. Und weil Schalke alles, aber auch alles in dieses Spiel vor ausverkauftem Haus werfen will, wird sich Ronaldo auf eine nette Begleitung gefasst machen können: “Natürlich muss auch faire Härte dabei sein”, beschreibt Manager Horst Heldt: “Wenn wir brav sind, haben wir keine Chance.”
Vor deutschen Mannschaften haben die Madrilenen immer Respekt
Es ist das Hoffen auf das, was Jens Keller “ein kleines Wunder” nennt: Dass man einen Tag erwischt, an dem alles passt, dass man über sich hinaus wächst und den übermächtig scheinenden Gegner auf dem falschen Fuß erwischt. So wie im Vorjahr Borussia Dortmund, das die Königlichen in der Gruppenphase erst mit 2:1 schlug und dann im Halbfinale mit 4:1 sogar demütigte. Irgendwie nicht schlecht, dass Schalke nun einen in seinen Reihen hat, der damals zu den Dortmunder Helden zählte: Verteidiger Felipe Santana. “Das war ein besonderer Abend”, erinnert sich der Brasilianer: “Da hat sich gezeigt, dass auch eine solche Mannschaft wie Real einmal versagen kann.”
Schalke wähnt sich bereit, seit acht Spielen gab es keine Niederlage mehr. Trotzdem, vermutet Keller, werde sich Madrid vor Schalke “nicht in die Hosen machen”. Kann eine Real-Mannschaft überhaupt Angst vor Schalke haben? Sie kann. Glaubt zumindest der Ex-Madrilene Alexander Jobst: “Vor deutschen Mannschaften haben sie immer Respekt.” Tatsächlich hat Real Madrid von 25 Europapokalspielen in Deutschland nur ein einziges gewonnen: Im September 2000 in Leverkusen (3:2).
Ist Madrid etwa doch ein bisschen wie Valencia?