Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Jens Keller war nach der 1:6-Klatsche gegen Real Madrid stinksauer. “Leider sind uns Fehler über Fehler passiert“, sagte Keller. Manager Horst Heldt und die Spieler fanden immerhin lobende Worte für die Fans der Königsblauen in der Arena. Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.

Die meisten Spieler des FC Schalke 04 rannten in der Mixed Zone an allen Journalisten vorbei und schauten stur geradeaus. Joel Matip? Jefferson Farfan? Ralf Fährmann? Sead Kolasinac? Leon Goretzka? Max Meyer? Nichts sagten sie nach dem 1:6-Debakel im Champions-League-Achtelfinale gegen Real Madrid. Die Spieler, die dann noch stehenblieben, sprachen (in dieser Reihenfolge) meist von "Fehlern" und einem "Weltklasse-Gegner", der "Fehler gnadenlos ausnutzt". Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.

Jens Keller (Trainer FC Schalke 04): "Wir haben bis zum 0:1 zwölf Minuten lang gut gespielt. Direkt danach müssen wir durch Julian Draxler das 1:1 erzielen. Leider sind uns Fehler über Fehler unterlaufen. Schon vor dem 0:1 waren wir nicht aggressiv genug, das 0:2 und 0:6 entstehen nach klaren Fehlern von uns. Eine Mannschaft wie Real nutzt das gnadenlos aus. Aber wir hatten heute eine wahnsinnig junge Mannschaft auf dem Platz, am Ende mit zwei A-Jugendspielern, dazu noch Julian Draxler, Joel Matip und Sead Kolasinac. Die jungen Spieler nehmen mit, dass man auf diesem Niveau noch weniger Fehler machen darf. Leider haben wir ein paar Verletzte. Kolasinac und Boateng mussten raus, Neustädter hat was am Knie, auch Santana hat Probleme. Und dann auch noch dieses Scheißspiel."

Keller über Cristiano Ronaldo: "Er geht mit einem unheimlichen Tempo auf einen Spieler drauf, kann links wie rechts abschließen. Er ist nicht umsonst Weltfußballer des Jahres."

Horst Heldt (Manager FC Schalke 04): "Wir haben die ersten zwölf Minuten mehr als ordentlich mitgespielt, hatten - vom Publikum berauscht - eine gute Phase. Da war die linke Seite oftmals frei, weil Cristiano Ronaldo nicht so der Defensivkünstler ist. Die ersten beiden Tore, die wir bekommen haben, waren vermeidbar. Da haben wir Madrid eingeladen. Nach dem ersten Tor hatten wir zudem eine Riesenchance zum Ausgleich, die muss Julian Draxler einfach nutzen. Wir haben zu viele Fehler produziert, das ist von einer Weltklasse-Mannschaft gnadenlos ausgenutzt worden. Wenn man feststellt, dass nichts zu holen ist, muss man das Ergebnis abhaken und sehen, dass man nicht noch mehr Tore bekommt. Dieser Lernprozess muss stattfinden. Ich muss nicht nach dem 0:5 weiter alles riskieren. Das haben wir gemacht, das ist ärgerlich."

Heldt über die Fans: "Unser Publikum war weltklasse, ähnlich wie die Spieler von Real Madrid. Das ist das, was Schalke auszeichnet und diesen Verein besonders macht. Dafür kann ich mich nur bedanken. Alles andere werden wir in Ruhe aufarbeiten und dann im Rückspiel sehen, dass wir uns ordentlich aus der Champions League verabschieden.

Heldt über den Vergleich zwischen Schalke und Real: "Real ist bestückt mit enormer Qualität. In der Offensive sind sie sehr stark, so ein Gareth Bale kostet nicht umsonst 100 Millionen, und Ronaldo ist im Eins-gegen-Eins nicht zu verteidigen - das hat man beim Tor mit dem achtfachen Übersteiger gesehen. Wir müssen sehen, dass wir kompakter stehen, uns gegenseitig noch mehr unterstützen."

Heldt über Real Madrid: "Wir haben leider gegen eine Mannschaft gespielt, die zu den Favoriten gehört. Real war sehr fokussiert, man hat schon beim Warmmachen gespürt, dass sie ein Ziel vor Augen hatten. Sicherlich enteilen einige Mannschaften in Europa im Moment, die andere Voraussetzungen haben. Allerdings drücken auch Real Madrid ein paar Verbindlichkeiten. Ich weiß nicht, wie die das geregelt bekommen bei 500 Millionen Euro Verbindlichkeiten einen für 100 Millionen Euro holen. Aber es regt sich keiner auf, weil sich jeder an dem Glanz erfreut. Ich lese da wenig Kritik, was alles in Ordnung oder nicht in Ordnung ist."

So analysieren die Schalke-Spieler Höwedes, Boateng, Huntelaar und Draxler das 1:6 gegen Real Madrid

Benedikt Höwedes (Kapitän FC Schalke 04): "Uns sind heute definitiv unsere Grenzen aufgezeigt worden. Es hört sich blöd an, aber in der Anfangsphase haben wir sehr gut mitgehalten, haben spielerisch gut dagegengehalten, hatten richtig gute Möglichkeiten. Leider haben wir sie nicht genutzt. Mit der ersten Chance fällt das 1:0 für Real Madrid. Wenn man sieht, dass jede Kleinigkeit bestraft wird, das 3:0 und 4:0 fällt, ist klar, dass nicht jeder vor Selbstvertrauen strotzt. Dann gehen die Köpfe nach unten, weil man mit sich und der Teamleistung unzufrieden ist. Dass der Traum, den man versucht zu leben, im Achtelfinale gegen Real Madrid zu spielen, so dermaßen in die Hose geht, ist eine bittere Erfahrung."

Höwedes über Ronaldo: "Er ist überall rumgelaufen, am wenigsten auf meiner Position. Er hat eindrucksvoll bewiesen, warum er der beste Spieler der Welt ist. Er hat Tore gemacht, hat einen wahnsinnigen Antritt."

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Kevin-Prince Boateng (FC Schalke 04): "Wir müssen das Spiel ganz schnell abhaken. Wir haben gegen eine Übermacht gespielt, ganz klar die Grenzen aufgezeigt bekommen. Das müssen wir runterschlucken und verdauen. So schwer fällt das nicht. Wir haben in der Kabine schon geredet. Man muss einfach mit sehr viel Respekt sehen, dass wir gegen eine Mannschaft gespielt haben, die klar, klar besser ist. In den ersten 20 Minuten haben wir gut dagegengehalten, hatten zwei gute Torchancen, haben die nicht gemacht. Real nutzt unsere Fehler eiskalt aus, das ist der Unterschied. Wir hatten viele junge Spieler auf dem Platz, die so ein Spiel noch nie gespielt haben. Da mache ich keinen Vorwurf. Jeder hat alles probiert, das muss man anerkennen."

Boateng über die Zuschauer: "Wenn man 90 Minuten unsere Fans hört, kann man das Spiel trotzdem genießen. Wir müssen uns bei den Fans entschuldigen, 6:1 ist sehr, sehr hoch. Es macht einen aber trotzdem stolz, wenn die Wand hinter einem steht.

Klaas-Jan Huntelaar (FC Schalke 04): "Wir haben nach dem ersten Gegentor direkt die große Chance zum 1:1. Die müssen wir machen. Insgesamt haben wir zu viele Fehler gemacht. Wenn man alle sechs Tore anschaut, gehen die meisten auf unser Konto. Man hat gesehen, dass Real sofort nach der Balleroberung den Ball in die Tiefe spielt. Jetzt müssen wir uns auf die Liga konzentrieren. Für mich ist es egal, ob wir 6:1 oder 1:0 verlieren. Wir müssen jetzt einfach weitermachen."

Huntelaar über sein Tor: "Ich wollte volle Kanne drauf- und die Wut rausschießen."

Julian Draxler (FC Schalke 04): "Wir haben uns viel vorgenommen, haben aber zu viele individuelle Fehler gemacht. Eine Mannschaft wie Real Madrid nutzt das natürlich aus. Da war der Klassenunterschied offensichtlich. Kämpferisch haben wir uns nichts vorzuwerfen. Aber es ist schwer, gegen Real in die Zweikämpfe zu kommen, weil der Ball immer rollt. In der Halbzeitpause haben wir uns noch vorgenommen, ein, zwei Tore zu machen, damit wir im Rückspiel noch eine Chance haben. Real hat aber den Platz eiskalt ausgenutzt."

Draxler über seine Chance: "Das 1:1 muss ich machen. Aus fünf Metern muss der Ball rein."

So analysieren Carlo Ancelotti und Gareth Bale von Real Madrid das Spiel

Carlo Ancelotti (Trainer Real Madrid): "Das war eine perfekte Nacht! Wir haben ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Die zwei schnellen Tore haben uns in die Karten gespielt. Danach konnten wir kontern und das typische Real-Madrid-Spiel aufziehen. Beim Stand von 1:0 hat Iker Casillas eine unglaubliche Parade gegen Julian Draxler gezeigt. Diese Situation war sehr wichtig, denn danach haben wir das 2:0 erzielt und hatten danach viele Räume."

Ancelotti über das Rückspiel: "Das Rückspiel werden wir sehr seriös angehen. Trotz des deutlichen Vorsprungs haben wir weiterhin großen Respekt vor dem FC Schalke 04. Zudem sind wir unseren Fans im Estadio Santiago Bernabeu eine gute Leistung schuldig, schließlich bezahlen sie viel Geld, um das Spiel live zu verfolgen."

Gareth Bale (Real Madrid): "Wir wussten, dass es ein schwieriges Spiel wird. Aber wir waren perfekt vorbereitet. Man sieht auf dem Platz, dass die Mannschaft zusammenhält. Das ist der Schlüssel dafür, dass Real Madrid stärker geworden ist."