Gelsenkirchen.. Sie hatten nicht den Hauch einer Chance: Der FC Schalke 04 wurde im Achtelfinale-Hinspiel der Champions League regelrecht zerlegt. Mit 6:1 gewannen die Königlichen am Ende. Dabei hatten Julian Draxler schon in der Anfangsphase eine astreine Chance. Am Ende blieb es fast die einzige Schalker Gelegenheit im ganzen Spiel.
Sie raufen sich noch ärgerlich die Haare, die meisten der Zuschauer in der Gelsenkirchener Arena. Oder sie stehen mit staunenden Mündern vor ihren Sitzschalen. Die einen kneifen sich, um aus diesem bösen Traum zu erwachen, aber sofort. Die anderen sehen ihre Vorahnungen bestätigt. Als mitten hinein in diese düstere Gemengelage der Moment fällt, der alles wieder erhellen könnte, der das Königsblau des FC Schalke 04 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid wieder zum Strahlen brächte.
Plötzlich steht Julian Draxler alleine vor dem spanischen Torwart Iker Casillas. Einen Meter, zwei Meter. Und der Ball fliegt ihm passgenau vor die Füße. DEN muss er machen, denkt die gesamte Arena. Doch Draxler scheitert an Casillas – und den Nachschuss aus etwa fünf Metern jagt Schalkes Max Meyer ebenso freistehend über das Tor. Es bleibt beim vorläufigen 1:0 für die Spanier, welches Karim Benzema in der 13. Minute erzielte. Dass die Königsblauen aus dem Ruhrgebiet vor dem Aus in der Königsklasse stehen, damit hatten schon viele gerechnet. Dass sie am Ende mit 1:6 (0:2) unterliegen, war jedoch ein Schock.
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Gewiss scheint es unfair zu sein, den traurigen, den desaströsen Ausgang des so sehnsüchtig erwarteten Abends an Julian Draxler und der vergebenen Großchance festzumachen. Nach einer neunwöchigen Verletzungspause auf Grund eines Sehnenrisses im Oberschenkel feiert der 20-Jährige sein Comeback ausgerechnet gegen diese Übermannschaft aus Spanien. Aber so viel Hoffnung die Schalker mit seiner Rückkehr verbanden, so viel Hoffnung hatten sie auch, dass gegen das Starensemble um Cristiano Ronaldo vielleicht doch eine Überraschung drin ist.
Und umso enttäuschter schauten sie dem Treiben auf dem Rasen zu. So wie Draxler kaum auffiel, so wie der Jungstar - den in der Hinrunde der Bundesliga seine knapp 50 Millionen Euro teure Ausstiegsklausel derart belastete, dass er seine Form verlor - wenig malochte gegen die feinen Füße der Gäste, so traten auch seine Nebenspieler auf. Besonders die Schalker Abwehr offenbarte eklatante Schwächen, obwohl sie in der nationalen Liga zuletzt so sattelfest agierte.
Heldt fordert "weniger Fehler am Samstag" bei Bayern
FC Schalke 04 gegen Real Madrid, das war nicht nur ein Klassenunterschied. „Das war deutlich“, gab Julian Draxler nach dem Spiel zerknirscht zu.
Denn gestern Abend zeigte sich, dass die aktuelle Mannschaft der Spanier wenig mit der gemeinsam zu haben scheint, gegen die in der vergangenen Saison Borussia Dortmund glorreiche Triumphe feierte. Wie die Madridistas in Gelsenkirchen in puncto Effektivität, Passicherheit und Spielkultur auftraten, wird auch der FC Bayern München als Mit-Konkurrent um die Krone in Europa ziemlich genau beobachtet haben.
Gegen den Spitzenreiter der Bundesliga treten die Königsblauen bereits am kommenden Samstag an. Ob sie die höchste Niederlage auf internationalem Parkett bis dahin verdaut haben? Das bleibt abzuwarten. „Ich erwarte, dass wir am Samstag weniger Fehler produzieren“, sagte Manager Horst Heldt.
Eins allerdings dürfte erneut gelten. Statisten beim Auftritt großer Stars erhalten nur eine oder zwei Möglichkeiten, sich in den Vordergrund oder wenigstens in eine Nebenrolle zu spielen. Und diese müssen sie nutzen. So wie Draxler in dieser richtungsweisenden 14. Minute der Real-Show an einem am Ende königsgrauen Abend.