Heldts Schalke-Abgang steht fest - Tönnies setzt auf Heidel
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Gelsenkirchen. Horst Heldt wird den FC Schalke 04 verlassen - nur der Zeitpunkt ist noch offen. Der Mainzer Christian Heidel soll Heldts Nachfolger werden.
Als im La-Ola-Club am Samstag um 19.15 Uhr die letzte Runde eingeläutet wurde und wenig später Herren vom Sicherheitsdienst in dunklen Anzügen zum raschen Aufbruch mahnten, wussten die VIPs, die schon lange dabei sind, um den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Schalke: Früher wäre nach solchen Siegen wie dem 2:1 gegen Hertha BSC die Sperrstunde im gemütlichen Clubheim an der Geschäftsstelle aufgehoben worden – inzwischen wird die Arena zugesperrt. Was aber immer noch genau wie früher ist: Erfolg schützt auf Schalke nicht vor Verlierern und enttäuschten Gesichtern.
Ein solches konnte Horst Heldt nicht verbergen – man hatte es sogar schon in der Halbzeitpause beobachten können. Da sah man den Schalker Manager nämlich im intensiven Meinungsaustausch mit Vereinschef Clemens Tönnies, und spätestens am Sonntag wurde deutlich, dass die beiden Herren nur noch eines miteinander zu bereden haben: Es wird lediglich der Zeitpunkt gesucht, der zur Trennung zwischen dem Manager und dem Fußball-Bundesligisten führt.
Heldt erklärte in der Sendung „Doppelpass“ auf Sport 1: „Ich habe meine Entscheidung getroffen, der Verein hat vielleicht auch schon seine Entscheidung getroffen. Ich werde mich in dieser Woche mit Clemens Tönnies zusammensetzen und dann werden wir sehr schnell bekanntgeben, wie es weitergeht.“ Nach Informationen dieser Zeitung steht fest: Heldt und Schalke werden sich trennen – wie schnell, wird auch davon abhängen, wann Christian Heidel zusagt und die Freigabe von seinem Verein Mainz 05 bekommt. Dass Tönnies auf den 52-Jährigen setzt, gilt als sicher.
Mainz berät sich
Bereits an diesem Montagabend wollen die Mainzer darüber beraten, wie sie sich das Prozedere vorstellen. Heidel hat noch einen Vertrag bis 2017 – ob er diesen im Sommer 2016 beendet oder bereits zur Winterpause der laufenden Saison oder sogar noch eher, gilt es zu ergründen. Heldt am Sonntag mit spitzer Zunge: „Wir haben ein Festgeldkonto und Schalke 04 wäre in der Lage, eine Ablösesumme an Mainz zu zahlen.“
Das Konto rührt auch daher, dass Heldt aus dem Verkauf von Julian Draxler an den VfL Wolfsburg 36 Millionen Euro (plus vier Millionen Boni) herausgeschlagen hat. Mehr Geld hat Schalke nie zuvor für einen Spieler bekommen.
Schon am Samstagabend betonte Heldt gegenüber dieser Zeitung: „Ich bin hier aufrecht hereingekommen und gehe auch aufrecht wieder heraus – nur den Zeitpunkt wird man sehen.“ Er war um Fassung bemüht, wirkte aber angeschlagen. Denn an diesem Tag war die Entscheidung gefallen. Geahnt hatte Heldt es schon früher.
Gespräch mit Schalke-Boss Tönnies
Natürlich wusste Heldt seit der vergangenen Saison und dem nun für ihn persönlich folgenschweren Fehlgriff mit Roberto Di Matteo, dass er unter Beobachtung arbeitet. Im vertrauten Kreis hat er gesagt, er hätte es nachvollziehen können, wenn man ihn „im Sommer rausgeschmissen“ hätte. Schalke hatte damals versucht, Mönchengladbachs Max Eberl zu bekommen – Heidel ist also nicht die erste Wahl.
Eberl, mit dem Heldt gut kann, lehnte damals Verhandlungen strikt ab und bekannte sich loyal zu seinem Arbeitgeber – inzwischen hat Borussia Mönchengladbach die Vertragslaufzeit des 42-Jährigen ausgedehnt und dessen Bezüge angehoben. Heldt verriet am Sonntag, dass ihn Eberl dafür nun zum Essen einladen muss. Den launigen Vorschlag, dass ihm auch Heidel nun womöglich bald ein Essen schuldig ist, schlug er aber aus: „Es gibt Leute, mit denen geht man gerne essen und es gibt Leute, da bleibt man lieber zu Hause. Christian Heidel versteht sein Handwerk, aber wahrscheinlich wird er auch nicht unbedingt mit mir zum Essen gehen wollen.“ Eine Einschätzung, die viel aussagt. Rein menschlich kann Heldt mit vielen, die in Mainz groß wurden, ob sie nun Tuchel oder Heidel heißen, wenig anfangen.
Marco Höger bleibt ein Schalker
In dieser Woche wird Heldt nun noch den Vertrag mit Marco Höger verlängern, um diesem nach seinem Kreuzbandriss Sicherheit zu bieten – gar nicht mal auszuschließen, dass es eine seiner letzten Amtshandlungen für Schalke sein wird. Am Samstagabend, nach dem irren Sieg gegen Hertha BSC, sagte er angesichts der „Inbrunst und Emotionalität“ in der Arena: „Es macht mich stolz.“ Früher hätte Schalke danach die halbe Nacht durchgefeiert.
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