Marl. Die Königsblauen besichtigten das Marler Bergwerk Auguste Victoria. “Fast alle hier sind Schalke-Fans“, freute sich Klaas-Jan Huntelaar. “Die haben uns erklärt, dass sie sich immer zuerst über Schalke unterhalten und dann erst über die Arbeit.“ Der Niederländer bekam einen Glücksbringer geschenkt.
„Raúl verlängert unter Tage.“ Diesen Satz hätte Mario Schott von der Grubenwehr des Bergwerks Auguste Victoria heute gerne in der Zeitung gelesen. Der Bergmann wird sich noch ein bisschen gedulden müssen, bis die Tinte unter dem neuen Vertrag des Schalker Stürmerstars trocken ist. Auch wenn Schott anderes behauptete: „Ich habe das gerade mit ihm eingestielt. Raúl hat gar nicht gemerkt, dass er mir ein Autogramm auf seinem neuen Vertrag gegeben hat. Jetzt ist es passiert.“
Die Stimmung unter den Bergleuten bei der Schalker Einheit „unter Kumpeln“ im Marler Bergwerk Auguste Victoria gestern Nachmittag jedenfalls war bestens.
Ganz anders als die bei einigen Schalker Profis offenbar. Der Großteil verzog sich nach der Rückkehr aus 1078 Metern Tiefe flugs Richtung Kaue. Nur die üblichen Verdächtigen blieben stehen, um die vielen Fragen der vielen Journalisten zu beantworten. Selbstverständlich in kompletter Bergmannskluft.
Unnerstall lehnte Schaps ab
Lars Unnerstall beispielsweise antwortete auf die Frage, ob die Mannschaft unter Tage noch enger zusammengerückt sei, sehr treffend: „Im Aufzug schon. Wir waren mit 16 Leuten darin.“ Den obligatorischen Schnaps nach einer Grubenfahrt lehnte der Torwart ab: „Ich glaube, dann dürften die meisten von uns nicht mehr fahren.“
Ein paar Meter dahinter hielt Jürgen Smandzich mit einem Kollegen von der Grubenwehr die Stellung. Er beobachtete gerade das hektische Geschehen, als er seinen Kollegen anstupste und sagte: „Pass auf. Was ist der Unterschied zwischen einem Schalker und einem Gesellen?“ Der Mann in der knallorangenen Uniform zuckte mit den Schultern. Smandzich trat einen Schritt vor und erklärte: „Der Geselle kann noch Meister werden!“ Beide lachten.
Schalke unter Tage
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Ein Glück, dass ein Bergmann, der die Schalker auf dem fast zweistündigen Trip auf Bauhöhe 702 begleitet hatte, diesen Kalauer überhört hatte. Er hatte sich nämlich gleich nach Verlassen des Förderkorbs eine gebastelte Meisterschale mit der Aufschrift „Schalke – Deutscher Meister 2012“ reichen lassen und baute sich für ein Erinnerungsfoto neben Huub Stevens auf. Der Schalker Chefcoach lachte zwar, trat dann aber ein paar Meter zur Seite. Von der Meisterschale wollte Stevens nichts wissen. Zumindest noch nicht.
Huntelaar sieht BVB und Bayern als Favoriten
Auch Klaas-Jan Huntelaar gab sich bezüglich der Schale bedeckt. Schließlich seien die Bayern und Dortmund doch die Favoriten auf den Titel. Das sprach er zumindest fast akzentfrei in die Fernsehkameras. Dass sein Gesicht stärker mit Kohlenstaub verschmiert war als das der meisten Teamkollegen, konnte der „Hunter“ erklären. „Das war nur Spaß. Ciprian Marica hat mich unter Tage dreckig gemacht.“
So wie die Bergleute unter Tage will auch Huntelaar in der Rückrunde malochen. Als Glücksbringer schenkte ihm ein Bergmann ein Stück Kohle mit einem Glückspfennig drauf. Die Münze ist aus Huntelaars Geburtsjahr 1983.
Der Niederländer fand den Ausflug unter Tage auf jeden Fall hoch spannend. „Fast alle hier sind Schalke-Fans. Die haben uns erklärt, dass sie sich immer zuerst über Schalke unterhalten und dann erst über die Arbeit.“
Metzelder froh über die Erfahrung
Und dann war da auch noch Christoph Metzelder, der geduldigste aller Schalker Spieler. Metze war der letzte Profi auf Auguste Victoria, der in die Kaue stiefelte. Der Halterner, der nur ein paar Kilometer vom Bergwerk entfernt geboren wurde, war ganz froh über diese besondere Erfahrung. „Für mich persönlich ein ganz tolles Erlebnis. Wir haben sicherlich einen priviligierten Beruf. Da kann ein bisschen Demut sicher nicht schaden.“
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