Karlsruhe. Schalke 04 kam beim KSC zu einem 1:1. In der Nachspielzeit hatte Marvin Pieringer das Siegtor auf dem Fuß. Verdient wäre es aber nicht gewesen.
Als die Profis des FC Schalke 04 direkt nach dem anstrengenden Zweitliga-Spiel beim Karlsruher SC in die Fankurve trotteten, wussten sich gar nicht so recht, wie sie sich verhalten sollen. Nur freundlich applaudieren und für die Unterstützung danken? Ausgiebig feiern? La Ola? Mit traurigem Blick entschuldigen? Eindeutig war nur eins: Das 1:1 (1:1) war ein gerechtes Ergebnis – und im Auf und Ab des Aufstiegskampfs für die Schalker ein kleiner Rückschlag. „Es war das erwartet schwere Spiel. Wir sind unzufrieden, dass wir nicht gewonnen haben, haben aber gegen einen guten Gegner einen Punkt geholt“, resümierte Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis.
Die Königsblauen hatten eine turbulente Woche hinter sich – aber nicht sportlich. Die Klubführung verbannte das Logo des Noch-Hauptsponsors Gazprom von der Trikotbrust, stattdessen stand dort „Schalke 04“, wie in den 70er Jahren. Auch auf die Anreise mit dem regulären Mannschaftsbus verzichteten die Königsblauen. Sie kamen mit einem normalen Reisebus.
Schalke-Trainer Grammozis: "Mikhailov klar im Kopf"
Schalkes Umgang mit dem umstrittenen Sponsor hat sich geändert – sportlich aber hielt Grammozis trotz großer Auswahl am Bewährten fest. Er vertraute der Startelf, die vor einer Woche den SC Paderborn mit 2:0 niedergerungen hatte. Auch der 18-jährige Russe Yaroslav Mikhailov stand in der Startelf. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass ihn die politische Thematik belastet hat. Er war klar im Kopf“, sagte Grammozis.
Doch das erneute Vertrauen rechtfertigte die Startformation nicht – nicht nur Mikhailov. Die erste Halbzeit war vor 15.000 Zuschauern nur wenig sehenswert, Chancen gab es fast ausschließlich nach Standardsituationen. Die Schalker nutzten ihre einzige Möglichkeit vor der Pause: Thomas Ouwejan schlug – wie so oft – eine Ecke auf den ersten Pfosten, dort verlängerte Marius Bülter mit dem Kopf und Simon Terodde verwandelte (28.). Schalkes Lieblings-Variante führte zum sechsten Mal zu einem Treffer. KSC-Trainer Christian Eichner schwärmte von Ouwejan: „Wie der die Bälle reinbringt, das ist ja krank. So einen hatte Schalke seit Anderbrügge nicht mehr.“
Die größeren Möglichkeiten aber hatte ganz lange der KSC. Philipp Hofmann schoss den Ball an den Pfosten (30.) und köpfte später im Spiel den Ball freistehend in die Arme von S04-Torwart Martin Fraisl (48.), Daniel O’Shaugnessy (32.) scheiterte ebenfalls aus sehr guter Position an Fraisl. Es gab aber noch eine vierte dicke Chance, und die nutzte Kyoung-Rok Choi zum 1:1 (35.). Die Schalker Verteidigung hatte auf Abseits gespielt und Choi übersehen. Die Karlsruher waren lange dem zweiten Tor näher als Schalke. Das schoben die Königsblauen auch auf den schwer bespielbaren Rasen. „Stumpf“ sei der gewesen, klagten Grammozis und Kapitän Danny Latza.
Schalke: Drexler köpft den Ball an den Pfosten
In einem „Abnutzungskampf“, wie das KSC-Trainer Eichner nannte, drehten die Schalker erst im letzten Drittel des Spiels wieder auf, weil sie konditionell etwas mehr zusetzen konnten. Bis zum Schlusspfiff erarbeiteten sie sich noch drei große Chancen. Dominick Drexler köpfte an den Pfosten (68.), Darko Churlinovs Kopfball-Aufsetzer flog über das Tor (73.), den Matchball aber hatte der eingewechselte Marvin Pieringer auf dem Fuß, der in der ersten Minute der Nachspielzeit ganz allein vor KSC-Torwart Marius Gersbeck, diesen aber anschoss. „Das war“, seufzte Grammozis, „eine tausendprozentige Chance."
Einen Sieger hatte dieses spannende, aber spielerisch nicht hochklassige Spiel aber nicht verdient. Grammozis verteidigte seine Mannschaft: „Auch wenn wir nicht gewonnen haben: Man erwartet von uns immer spielerische Lösungen. Aber es gibt manche Spiele in der Zweiten Liga, die muss man über Körperlichkeit und Wucht bestehen.“
Als Beispiel standen für ihn viele Zweikämpfe zwischen S04-Abwehrchef Salif Sané und KSC-Stürmer Hofmann. „Beide werden mit einigen Blessuren nach Hause fahren“, sagte Grammozis. Trotzdem hatte Sané aber noch genug Kraft für den Gang in die Fankurve. Genau wie seine Teamkollegen entschied er sich fürs freundliche Applaudieren.