Hemer. Glückwünsche und Lob überbrachte Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, den Roosters. Anlässlich des 20. IEC-Geburtstages nahm er ebenso wie DEL-Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Arnold und DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke am Galaempfang teil.
Solche Geburtstage haben schon etwas. Jeder kann kommen, muss außer guter Laune und etwas Stehvermögen nichts mitbringen und wird sogar noch selbst beschenkt. Mit einen bunten Unterhaltungsprogramm, vielen schönen Erinnerungen und dem Wiedersehen mit Stars von einst. 20 Jahre IEC, 55 Jahre Eishockey im Sauerland. So lautete das Motto der großen Geburtstagshow der Roosters am Samstag im Sauerlandpark, und die lockte rund 3000 Besucher an. Im Mittelpunkt des kurzweiligen Nachmittags stand natürlich das Bühnenprogramm, bei dem man eigentlich schon vorher wusste, dass die veranschlagten zwei Stunden angesichts der Vielzahl interessanter Gäste nicht ausreichen würde. Aber die Zugabe war kein Problem, Längen gab es im breiten Bogen von den Anfängen des Eishockeys in Deilinghofen bis zur Vorstellung der aktuellen DEL-Mannschaft nicht. Dabei entfiel gleich zu Beginn ein obligatorischer Programmpunkt: Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden. Wolfgang Brück lag mit einem Magen-Darm-Virus flach, ausgerechnet der Chef konnte die Geburtstagsfeier nicht miterleben.
Trikots aus 55 Eishockeyjahren
Zur Einstimmung gab es auf der Bühne des Grohe-Forums ein besonders farbenprächtiges Bild. Spielertrikots aus 55 Eishockeyjahren wurden präsentiert, und mit besonderem Applaus bedachte das Publikum die alten Schätze aus dem ECD-Fundus mit „Fous“ oder „Jarkko“ auf dem Rücken oder die noch viel älteren aus den Anfangsjahren, als im schmucklosen Dress ohne jeden Namens- und Werbeschriftzug gespielt wurde. Mit dem ECD und den Anfängen in Deilinghofen begannen die Talkrunden. Detlef Franke, der langjährige Torhüter, erinnerte an die Gründung, an der sein vor zwei Jahren verstorbener Vater Hanskarl maßgeblich beteiligt war. „Eishockey hat damals ganz wesentlich zur Verständigung zwischen Deutschen und Kanadiern beigetragen“, Gerdi Müll erlebte bereits die Eishockey-Leidenschaft in Deilinghofen („dieser Sport hatte damals wie heute einen besonderen Stellenwert“), und ECD-Rekordspieler Dieter Brüggemann (588 Spiele) versicherte, dass es wegen der besonderen Begeisterung vor Ort immer Spaß gemacht habe, genau für diesen Verein zu spielen. Die drei ECD-Veteranen hatten als Hemeraner ein Heimspiel, während Bobby Reynolds aus den USA eingeflogen war, um beim Geburtstag dabei zu sein. „Der ECD war wie eine große Familie für mich“, freute er sich über das Wiedersehen. Der Amerikaner, der immer noch guten Kontakt zu seinem damaligen Sturmpartner Greg Johnston pflegt, erinnert sich gern an die Kontakte zu den Fans. „Die Welle und das Abklatschen nach den Spielen war etwas besonderes“.
Die Ära Vieler und Poss
1994, nach dem Ende des ECD, begann die Ära Iserlohner EC. Jochen Vieler, 1. Vorsitzender des neu gegründeten Vereins, hatte die letzten ECD-Wirren hautnah miterlebt und war dennoch zum Neubeginn entschlossen. „Iserlohn ohne Eishockey – das ging doch gar nicht“. Er schilderte die schwierige Anfangszeit, als man erst wieder das Vertrauen der Wirtschaft zurück gewinnen musste und in finanzieller Hinsicht keinen Fehler machen durfte, um das noch fragile Vereinsgebilde nicht ins Wanken zu bringen. Eine Mannschaft mit den „jungen Wilden“ an den Start zu schicken, sei hingegen ein überschaubares Risiko gewesen. Vier von ihnen saßen am Samstag auf der Bühne: Lutz und Klaas Feser, Daniel Hesmert und Jens Esche. Sie ließen die ersten Erfolge des jungen Vereins Revue passieren, natürlich mit dem Aufstieg in die 1. Liga als Höhepunkt. Dort begann die Ära Greg Poss. Der amerikanische Trainer, der sechs Jahre an der Bande stand, wurde von den Fans besonders herzlich willkommen geheißen. Vieler, der eigentlich den Tschechen Pokovic als Favoriten für die Nachfolge von Peter Gailer im Visier hatte, erinnerte an den Vertragsabschluss in der Raststätte Dammer Berge an der A1. „Greg kam aus Timmendorf, unser Geschäftsführer Thomas Aumer aus Iserlohn und ich aus Holland. Zentraler ging es also nicht“. Mit Poss feierte der IEC viele Erfolge, unter seiner Leitung etablierte sich die Mannschaft in der DEL, aber es gab auch legendäre Auseinandersetzungen. Unvergessen ist sein Duell mit Ingolstadts Jim Boni. „Er hatte mit während des Spiels ins Gesicht gespuckt. Nach dem Spiel habe ich auf dem Gang in die Kabine dann meine Jacke ausgezogen und ihm eine gegeben“, erzählte Poss sehr zur Erheiterung des Publikums. Was er damals nicht ahnte: Sofort war die Polizei zur Stele und führte ihn in Handschellen ab. Klubchef Vieler war danach „not amused“. „Als wir das später in Iserlohn debattiert haben, hat die Eishalle gewackelt“. Vom Duell Poss contra Boni existiert aber offenbar kein Videomitschnitt – ganz im Gegensatz zum denkwürdigen Spiel zwischen dem IEC und der Düsseldorfer EG. Das ging wegen einer 25minütigen Rauferei auf dem Eis und insgesamt 218 Strafminuten in die Annalen ein. Auszüge konnten die Fans nach einmal auf der Großleinwand verfolgen. Als Protagonisten aus der Ära Poss waren Lars Müller, Oliver Bernhard und Ian Wood auf der Bühne, und sie hatten manche Anekdote parat, wie der Coach das Team mit harter Hand zu Höchstleistungen trieb.
Ovationen für Hock und Wolf
In der Rückblende auf die DEL-Jahre der Roosters musste der Fokus natürlich auf die Saison 2007/08 gelegt werden, als der Hauptrundenfünfte erstmals die Play-offs erreichte, im Viertelfinale gegen Frankfurt ein 118 Minuten währendes Rekordspiel absolvierte und nur knapp das Halbfinale verpasste. Als Repräsentanten der damaligen Mannschaft saßen Torhüter Norm Maracle, Robert Hock und Michael Wolf auf der Bühne. Die beiden Letztgenannten haben sich mit ihren Leistungen im Roosters-Trikot selbst ein Denkmal gesetzt, und sie standen zum Abschluss der Bühnenprogramms im Mittelpunkt der Ovationen. Neben dem wegen eines Schiedsrichterlehrgangs verhinderten Lasse Kopitz wurden Wolf und Hock offiziell verabschiedet. Nicht bloß mit einem Händedruck, sondern der besonderen Leistung entsprechend mit einer Laudatio. Die nahmen der langjährige Co-Trainer Bernd Haake, Roosters-Rekordspieler Collin Danielsmeier und „Handschuh“ Peter Herentrey vor. Und als Robert Hock und Michael Wolf zu den Klängen von „Time to say Goodbye“ ein von zahlreichen Fans unterzeichneten Jubiläumstrikot und eine Uhr überreicht bekamen, sah man einige feuchte Augen auf der Bühne und im Publikum. Es war ein bewegender Abschluss der Rückblende auf die ECD- und IEC-Historie.
Musikalisch endete das Bühnenprogramm, und wer hätte das besser erledigen können als Reiner Hänsch mit der Sauerland-Hymne. Die schmetterte das Publikum natürlich mit und stimmet sich auf einige gemütliche Stunden im Park ein.