Hagen/Essen. Wegen des Coronavirus wird es in der Deutschen Eishockey-Liga keine Play-offs, keinen 100. Meister geben. Gründe für Absage anders als im Fußball
Die geilste Zeit, so nennen Eishockey-Fans und -Spieler die Play-offs, sollte an diesem Mittwoch starten. Doch geil wird in dieser Saison in der Deutschen Eishockey Liga nichts mehr: Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus entschied sich die DEL dazu, die Play-offs abzusagen. In der Geschichte der Liga ist das ein Novum. Das heißt allerdings nicht, dass der Hauptrunden-Sieger EHC München zum Deutschen Meister gekürt wird.
„Aufgrund der vorzeitigen Beendigung der Saison gibt es in diesem Jahr keinen Deutschen Meister“, hieß es in der Mitteilung zum Play-off-Aus. Besonders bitter: Es wäre der 100. in der Geschichte des deutschen Eishockeys gewesen. „Als Hauptrundensieger vertritt München mit den Adlern Mannheim, Straubing Tigers und Eisbären Berlin die DEL in der Champions Hockey League.“ Auch in der DEL2 ist die Spielzeit beendet.
Auch DEG würden Einnahmen fehlen
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In München nahmen die Verantwortlichen diese Entscheidung gelassen zur Kenntnis. „Gesundheit und Sicherheit stehen vor sportlichen oder wirtschaftlichen Interessen“, teilte der Klub mit, der nach den 52 Hauptrundenspielen mit sechs Punkten Vorsprung auf Mannheim Tabellenerster wurde. Weniger erfreut von der Play-off-Absage dürften jedoch Klubs wie die Düsseldorfer EG oder die Nürnberg Ice Tigers sein, die finanziell nicht derart auf Rosen gebettet sind wie der Liga-Primus aus München.
Die DEG zog als Tabellenfünfter direkt in das Viertelfinale ein und hätte dort gegen die Eisbären Berlin antreten müssen. Zwei klangvolle Namen, zwei große und stets gut besuchte Hallen – die Freude auf die Play-offs war groß. „Sie sind der Grund, warum wir Eishockey spielen. Es ist sehr bitter, eine Saison ohne Play-offs beenden zu müssen“, sagte Eisbären-Geschäftsführer Peter John Lee jetzt.
Fans machen Großteil bei Einnahmen aus
Nach Informationen dieser Zeitung debattierten die Liga- und Klubverantwortlichen seit einigen Tagen über die Komplettabsage der Play-offs – und entschieden sich jetzt gegen Geisterspiele, wie es sie im Fußball geben wird. Anders als im Milliarden-Geschäft Bundesliga, in dem die Teams mehr vom Fernsehgeld profitieren als von Zuschauereinnahmen, wären die Folgen in der DEL bei Play-offs ohne Fans immens gewesen. Kosten hätten kaum Erlöse gegenüber gestanden. Bruttoeinnahmen von 60.000 bis zu mehr als 200.000 Euro wären pro Spiel allein durch den Ticketverkauf weggefallen – je nach Hallengröße und Zuschauerinteresse.
Den besten Zuschauerschnitt hatten trotz ihrer sportlichen Misere die Kölner Haie (13.333 Fans pro Spiel). Die Düsseldorfer EG zählte 8642 Besucher pro Partie, die Iserlohn Roosters 4131, Schlusslicht sind die Grizzlys Wolfsburg (2888).
Iserlohn-Boss: „Saubere Lösung“
Wolfgang Brück, Geschäftsführender Gesellschafter der Iserlohn Roosters und Mitglied im Aufsichtsrat der Liga, sah auch keine andere Lösung: „Natürlich habe ich leicht reden, weil wir uns nicht für die Play-offs qualifiziert haben“, sagte Brück, „aber das ist eine saubere Lösung, die zwar niemand haben wollte oder sich gewünscht hat, die aber total konsequent ist.“
Nach der Empfehlung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn hatten die Landesregierungen in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Bremen wie erwartet Veranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen für mehrere Wochen untersagt – und die Teams zogen die Konsequenzen. Fans, die bereits Tickets für Spiele gekauft haben, bekommen diese von den Klubs erstattet.
Verantwortung für Gesundheit von Fans, Spielern und Mitarbeitern
„Dass wir die Entscheidung so treffen müssen, tut uns für alle Klubs, Partner und Fans in ganz Deutschland unheimlich leid“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke am Dienstag: „Wir haben aber angesichts der aktuellen Entwicklungen die Pflicht, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen. Wir als DEL stellen die Gesundheit von Fans, Spielern und Mitarbeitern in den Fokus.“
Zum Auftakt hätten in den Pre-Play-offs die Nürnberg Ice Tigers gegen die Grizzlys Wolfsburg und der ERC Ingolstadt gegen die Augsburger Panther ab Mittwoch um die letzten beiden Viertelfinalplätze gespielt. Vizemeister München, der amtierende Meister Mannheim, Straubing, Berlin, die Düsseldorfer EG und die Fischtown Pinguins Bremerhaven hatten sich direkt für die Runde der letzten Acht qualifiziert. Es war angerichtet für eine „geile Zeit“ – die jetzt ausfällt.