Düsseldorf..
Entspannt lehnt sich Jakub Ficenec zurück. Der 37-Jährige ist tiefenentspannt und ruht in sich selbst – nicht nur bei einer Tasse Kaffee im Trainingslager im schweizerischen Sursee. Schließlich hat der Eishockeycrack in seiner Karriere bereits so einiges erlebt und wähnte sich vor dem Titelgewinn mit dem ERC Ingolstadt nach zahlreichen Verletzungen bereits vor dem Karriereende. Die Donau-Panther boten dem Verteidiger keinen neuen Vertrag an. Doch weder ein Kreuzbandriss im März 2011, eine ausgekugelte Schulter im März 2013, noch die in den vergangenen Play offs erlittene Gehirnerschütterung stoppen den Abwehrrecken. Und dann kam der Anruf von DEG-Kapitän Daniel Kreutzer. „Er hat mich gefragt, ob ich noch Lust hätte zu spielen. Da habe ich nicht lange gezögert, es ist eine tolle neue Herausforderung für mich und meine Familie“, erklärt der gebürtige Tscheche mit deutschem Pass.
Neun Treffer und 19 Torvorlagen
Wobei die Stadt für Ficenec und seine Frau Jana, die er bereits vor 20 Jahren in der tschechischen Heimat Hradec Králové kennenlernte, wahrlich nicht fremd ist. Bereits vor elf Jahren lief der Rechtsschütze im rot-gelben Trikot auf. Damals allerdings noch an der alterwürdigen Brehmstraße. Neun Treffer und 19 Torvorlagen gelangen dem aus Augsburg geholten Tschechen damals. Die DEG wurde Dritter, scheiterte dann aber bereits im Viertelfinale am späteren Meister Krefeld Pinguine.
„Ein paar Leute aus dem Umfeld kenne ich noch. Damals habe ich schon mit Daniel zusammengespielt, mit Niki Mondt mal in Ingolstadt. Die Stadt hat sich sehr verändert und ist moderner geworden, aber so genau kann ich mich auch nicht mehr erinnern“, blickt der 1,79 Meter große Defender zurück.
Nun will Ficenec mithelfen, die einstige Hochburg des Pucksports nach zwei Jahren am Tabellenende wieder auf den Erfolgsweg zu führen. „Ich sehe ein Riesenpotenzial in der Mannschaft. Wir sind jung, erfahren schnell, kräftig, groß und haben gute Torhüter. Mir gefällt am besten die Mischung im Team. Wir haben junge talentierte Spieler, wo es für Routiniers wie mich die Aufgabe ist, sie weiterzubringen und ihnen zu helfen. Dazu haben wir Spieler im besten Alter. Man muss an seine Ziele glauben“, betont das 89 Kilogramm schwere Kraftpaket. „Im Sport ist alles möglich, das habe ich erst vergangene Saison gesehen. Wir waren in Ingolstadt nach der Hauptrunde Zehnter und am Ende Deutscher Meister. Lassen wir uns überraschen.“
Rang zehn und somit die Qualifikation für die erste Play-off-Runde ist auch das von Cheftrainer Christof Kreutzer ausgegebene Ziel für die kommende Spielzeit.
Dass einige Spieler wie sein Bruder Daniel Kreutzer und Michael Davies gesagt haben, sie wollen Meister werden, versucht der Coach richtig einzuordnen. „Es ist gut, wenn man selbstbewusst ist und Ziele hat“, sagt der 47-Jährige. „Aber die müssen realistisch sein. Natürlich geht es jede Saison um die Meisterschaft. Das ist auch ein schöner Traum oder ein gutes Ziel. Und wenn wir Meister würden, hätten wir unser eigentliches Ziel – die Play-offs – auch erreicht.“
Diese Meinung vertritt auch Jakub Ficenec. Dieser denkt jedoch nicht nur an die kommende Saison, der 37-Jährige könnte sich durchaus vorstellen, auch über den nächsten Sommer hinaus am Rhein zu verweilen. „Ich werde nächstes Jahr meinen Trainerschein machen. Mein Sohn Jacob spielt bei der DEG im Nachwuchs für die Bambinis und ich finde diesen Bereich höchst interessant“, bekräftigt der Familienvater. Es scheint fast so, als wäre ein verlorener Sohn möglicherweise langfristig nach Düsseldorf zurückgekehrt.