Düsseldorf. Über 900 DEL-Spiele, drei Meistertitel, hunderte Einsätze in der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft: DEG-Profi Tino Boos hat eine beeindruckende Karriere hinter sich. Nun droht ihm nach langem Verletzungsleiden das Karriereende - “eine Option, über die ich nachdenken muss“, sagt Boos.

Nie mehr Eishockey? Ein spätsommerlicher Dienstag vor zwei Jahren dürfte Tino Boos vermutlich für immer in Erinnerung bleiben – im negativen Sinn. Am 3. August 2010 passierte es. Tatort: Hannover. Im Vorbereitungstraining mit den Scorpions krachte der Mittelstürmer ungebremst in die Bande. Wochen später stellte der Berliner Leisten-Spezialist Dr. Jens Krüger die niederschmetternde Diagnose: Einer von drei Adduktoren in der rechten Leiste ist abgerissen. Wieder annähen war bei der folgenden Operation nicht möglich.

Tino Boos muss nun über das Karrierende nachdenken

Zwar kämpfte sich der mittlerweile 37-jährige Düsseldorfer zurück ins Geschehen. Überschritt als dritter Puckjäger überhaupt im März dieses Jahres den Meilenstein von über 900 DEL-Spielen. Ganz verheilen wollte die Verletzung jedoch nicht mehr. Im Vorjahr als Kölner Hai zwickten ebenfalls immer mal wieder jene Muskelstränge, die Schambein und Oberschenkel verbinden und die Aufgabe haben, die Oberschenkel an den Rumpf zu ziehen sowie beim Laufen für die Stabilisierung der Beinachse und des Beckens zu sorgen.

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In dieser Spielzeit kehrte der verlorene Sohn nach 19 Jahren zu seinem Heimatverein zurück. Das Patenkind von DEG-Manager Walter Köberle wollte die Rot-Gelben beim (finanziellen) Neustart unterstützen. Sollte die jungen Spieler führen. Doch erneut machten die Adduktoren ihm einen Strich durch die Rechnung. Jüngst misslang der zweite Comeback-Versuch. Beim erst zweiten Saisonspiel in Iserlohn kehrte das schon alt bekannte Zwicken unliebsam zurück. Tino Boos: „Das Karriereende ist nun eine Option, über die ich nachdenken muss!“

DEG-Spieler Boos müsste zwei unerfüllte Träume aufgeben

Nach drei Meisterschaften mit der DEG (als Rookie unter dem Tölzer Hans Zach 1993), Köln (2002) und Hannover (2010) könnte die sonntägliche 2:3-Niederlage am Seilersee somit das letzte Spiel einer großen Karriere gewesen sein. Nach 911 DEL-Spielen und hundert Einsätzen in der deutschen Nationalmannschaft. Zwei Träume dürften unerfüllt bleiben: gemeinsam mit Daniel Kreutzer und Niki Mondt noch einmal in rot-gelb den Meistertitel zu erringen. Und zu dritt die 3000-Spiele-Marke zu knacken. Wie der 37-Jährige noch vor einem Monat im NRZ-Interview betont hatte.

„Eine weitere Option wäre noch, sich eventuell wieder in Berlin operieren zu lassen. Damals konnte der Muskelstrang nur fixiert werden. Und wächst nun wild fest. Vielleicht kommen daher die Probleme?“ glaubt Boos. Und fügt an: „Wenn ich die jungen Spieler wie Michael Catenacci und Colin Longe mit den Gehirnerschütterungen sehe, muss ich ja dankbar sein, dass ich überhaupt so lange spielen konnte. Auch wenn ich hoffe, noch mal zurückkehren zu können.“

Boos-Verpflichtung muss als Fehlplanung der DEG eingestuft werden

Eine endgültige Entscheidung wird somit erst in den kommenden Tagen gefällt. Nach eingehenden Untersuchungen. Doch bereits am Dienstagabend nach der unglücklichen 4:5-Niederlage gegen Spitzenreiter Adler Mannheim betonte Trainer Christian Brittig: „Es sieht nicht gut aus!“ Zumal der zweite Eis-Versuch lange und unter größter Vorsicht hinausgezögert wurde. „Reißt es wieder auf, ist die Saison wohl gelaufen“, mahnte der Coach wochenlang.

Die Verpflichtung des Routiniers ist somit im Nachhinein als Fehler einzustufen. Auch wenn Boos als DEG-Eigengewächs in die neue Klub-Philosophie passt. Das (einzuplanende) Risiko eines Komplettausfalls war offenbar zu groß.