In zwei Wochen beginnt die Eishockey-WM in Deutschland - und kaum jemand weiß es. Der SID SportMonitor, eine repräsentative Umfrage des Dortmunder Meinungsforschungsinstituts promit, bescheinigt dem Turnier, das am 7. Mai mit dem Weltrekordspiel auf Schalke beginnt, schlechte Bekanntheitswerte. Nur 13,9 Prozent der Befragten wussten, dass die Weltmeisterschaft im eigenen Land stattfindet.
Die WM-Organisatoren sind dennoch nicht unzufrieden. "Das heißt, dass neun Millionen in Deutschland von der WM wissen", sagte PR-Chef Henner Ziegfeld, "das sind mehr, als die Schweiz, der letztjährige WM-Ausrichter, Einwohner hat." Vor elf Monaten nach der WM in Bern und Zürich-Kloten waren es noch 18,8 Prozent gewesen.
Nur 7,6 Prozent gaben an, Werbung für die WM in Gelsenkirchen, Köln und Mannheim gesehen zu haben. Die PR-Kampagne der Organisationskomitees unter dem Motto "Deutschland auf Eis" mit dem WM-Maskottchen Urmel habe damit immerhin fünf Millionen Menschen erreicht, betonte Ziegfeld und verwies darauf, dass es für die WM keinerlei Zuschüsse der öffentlichen Hand gebe: "Wir können uns keine millionenschwere Medienkampagne leisten."
<strong>Organisatoren rechnen mit steigendem Interesse</strong>
Ziegfeld geht davon aus, dass Eishockey in den nächsten Tagen verstärkt in den Blickpunkt gerät: "Die Aufmerksamkeit wird steigen, je näher das erste Spiel rückt." Zwei Wochen vor dem Start haben die Veranstalter bereits 350.000 Karten verkauft und damit ihr Ziel von 400.000 Tickets schon fast erreicht. Das Eröffnungsspiel in der Arena des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 gegen den Olympia-Zweiten USA, das mit 76.152 Besuchern einen Zuschauer-Weltrekord aufstellen soll, ist praktisch ausverkauft. Auch für die weiteren Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft am 10. Mai gegen Finnland und zwei Tage später gegen Dänemark jeweils in Köln gibt es nur noch wenige Tickets.
Extrem gering ist der Bekanntheitsgrad der aktuellen Nationalspieler und des Bundestrainers, obwohl erst im Februar bei Olympia in Vancouver ihre Spiele live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wurden. Dass Uwe Krupp Chefcoach des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ist, wussten nur 5,7 Prozent der 1191 per Zufallsstichprobe ausgewählten Befragten.
Prominentester Spieler im DEB-Team ist NHL-Profi Marco Sturm (Boston Bruins), den allerdings lediglich 1,5 Prozent der Befragten nannten. 0,8 Prozent kennen Jochen Hecht (Buffalo Sabres), 0,5 Prozent Marcel Goc (Nashville Predators) und nur 0,3 Prozent Sven Felski (Eisbären Berlin), der damit der prominenteste Nationalspieler aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist. 95,7 Prozent konnten keinen aktuellen DEB-Spieler nennen.
<strong>Interesse hält sich in Grenzen </strong>
Das Interesse an der WM ist bescheiden. Nur 2,7 Prozent sind sehr interessiert, 11,6 Prozent eher interessiert. Weniger interessiert sind 35,8 Prozent, 49,5 Prozent wollen von der Heim-WM überhaupt nichts wissen. Noch geringer ist das generelle Interesse am schnellsten Mannschaftssport der Welt. Lediglich 0,9 Prozent sind sehr interessiert, 7,0 Prozent eher interessiert, aber mehr als die Hälfte (56,3) überhaupt nicht.
Die Umfragewerte für die Eishockey-WM sind noch schlechter als die vor der Handball-WM 2007. Eine Woche vor dem WM-Start wussten damals 27,5 Prozent, dass die Weltmeisterschaft in Deutschland stattfindet. 27 Prozent kannten Bundestrainer Heiner Brand, Stefan Kretzschmar (5,6), Henning Fritz (4,8), Florian Kehrmann (4,6) und Pascal Hens (4,2) waren die prominentesten Spieler.
Positiv sehen die Deutschen das WM-Eröffnungsspiel auf Schalke. 62,3 Prozent finden es gut, dass die Eishockey-Nationalmannschaft die WM im Fußballstadion beginnt. Auch sportlich sind die Einschätzungen positiv. Immerhin 42,2 Prozent trauen der deutschen Auswahl mindestens den Einzug ins Viertelfinale zu. Nur 6,3 Prozent glauben, dass das Krupp-Team absteigt.