Herning. Das deutsche Eishockeyteam verlor trotz guten Auftritts mit 1:3 gegen Lettland. Das Hauptrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft ist besiegelt.

Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm zählt zu den stets positiv denkenden Menschen seiner Zunft. Doch nach dem bitteren 1:3 (0:0, 0:1, 1:2) im fünften WM-Spiel gegen Lettland musste auch der 39-jährige Landshuter zugeben: “Der Spielverlauf und der Ausgang tun echt weh, weil wir alles gegeben und unser bestes Turnierspiel gemacht haben.” Das reichte gegen ebenfalls gute Letten nicht, um den zweiten Turniersieg zu landen.

Obendrauf kam am Samstagabend dann auch noch das Viertelfinalaus. Der unerwartete 5:1-Sieg der Finnen über Vizeweltmeister Kanada machte die theoretische Chance aufs Weiterkommen zunichte. Gegen Ex-Weltmeister Finnland (Sonntag, 20.15 Uhr/Sport1) geht es ebenso wie gegen Kanada (Dienstag, 16.15 Uhr/Sport1) nur noch um die Ehre. Und für die meisten Spieler darum, weitere Erfahrung gegen mit NHL-Profis bestückte Nationen zu sammeln.

Ein Weiterkommen nach dem Lettland-Pleite wäre auch fast ein Eishockey-Wunder gewesen. Gegen Sonntagsgegner Finnland beispielsweise hat Deutschland bei einer A-WM zuletzt im April 1993 gewonnen. Damals beim Heim-Turnier in der Dortmunder Westfalenhalle spielte noch die Generation um Eishockey-Legenden wie den Düsseldorfer Didi Hegen mit.

Umbruch im DEB-Team

Die verjüngte deutsche Mannschaft muss sich nach dem strahlenden Olympia-Silber und den folgenden zahlreichen Rücktritten und Absagen einen ähnlich guten Ruf erst noch erarbeiten. Der Umbruch ist im Gange. Bange muss dem deutschen Eishockey vor der Zukunft nicht sein. Gerade die junge Garde, NHL-Star Leon Draisaitl natürlich vornweg, aber auch Yasin Ehliz, Dominik Kahun oder Mark Michaelis, haben ihr Können gezeigt.

Auch am Samstagmittag gegen die Letten. Das Team von Bundestrainer Sturm war nahe dran, die WM noch einmal in eine positive Bahn zu lenken. “Wir haben unser bestes Spiel bisher gemacht, waren physisch kompakt, hatten Chancen. Es fehlte nur die Konsequenz vor dem gegnerischen Tor”, erklärte Kapitän Dennis Seidenberg nach dem bitteren 1:3.

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Bis zur Schlüsselszene in der 37. Minute hatte es torlos gestanden. Deutschland hatte Vorteile, besaß die besseren Möglichkeiten, spielte auch physisch gut. Im Duett allein auf Torsteher Elvis Merzlikins (HC Lugano) zufahrend, hätten College-Spieler Mark Michaelis (Minnesota State) und der Berliner Marcel Noebels in eben jener 37. Minute eigentlich die deutsche Führung machen müssen. Im letzten Moment spitzelte ein lettischer Verteidiger dem vor dem halbleeren Tor einschussbereiten Noebels die Scheibe vom Stock.

Kenins lässt Lettland jubeln

Im Gegenzug war Deutschland mit drei schnellen Pässen plötzlich ausgehebelt. Ronalds Kenins (Züricher SC Lions) nutzte die sich auftuende Lücke und ließ die lettischen Fans unter der 9000 Zuschauern jubeln.

Guntis Galvins (Dinamo Riga) machte nach nur 15 Sekunden des Schlussabschnitts das vorentscheidende 2:0. Der Distanzschuss bei freier Sicht rutschte dem bis dahin fehlerlosen Nürnberger Schlussmann Niklas Treutle über den Fanghandschuh hinweg. Der mit Nationalspieler Manuel Wiederer beim AHL-Team San José Barracuda im Norden Kaliforniens spielende Andris Dzerins erhöhte sogar auf 3:0. Da nutzte Dominik Kahuns schön herausgespielter Anschlusstreffer auch nichts mehr.

In der Schlussphase fehlte der DEB-Auswahl, wie schon im kompletten Turnier, auch Fortune und Entschlossenheit. Als die finale deutsche Überzahl vier Minuten vor Schluss trotz guter Möglichkeiten ungenutzt verstrichen war, war die Partie gelaufen. Unter dem Strich blieb eine gute Partie, viele vergebene Chancen, zwei deutsche Lattentreffer - und eine Menge Frust.

Bundestrainer Marco Sturm will die beiden finalen WM-Aufgaben in Herning mit dem nötigen Ernst angehen - auch wenn das nach dem spürbaren Tiefschlag gegen Lettland schwer fallen dürfte. “Finnland ist für uns ein Arbeitstag. Ich habe den Jungs in der Kabine gesagt, dass wir unseren Weg fertigmachen werden”, betont Sturm.