Herning. Das deutsche Team überzeugt gegen die USA bei der Eishockey-WM. Doch nach dem 0:3 geht es im Duell mit Südkorea um den Klassenerhalt.

Herning. An Niklas Treutle hatte es wahrlich nicht gelegen, dass die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Herning auch nach dem dritten Gruppenspiel ohne Sieg gelistet wird. Der 27-jährige Nürnberger feierte im deutschen Tor ein glänzendes Debüt, rechtfertigte seine Aufstellung für den gegen Dänemark und Norwegen wackeligen Ingolstädter Timo Pielmeier. Das 0:3 (0:0, 0:2, 0:1) gegen die mit 21 NHL-Profis angetretenen US-Amerikaner verdarb Treutle allerdings den Montagabend.

„Ich habe versucht, mir mit einer guten Leistung Kredit zu erspielen. Stolz bin ich auf mein Debüt aber nicht. Das kann ich nach einer Niederlage auch nicht sein“, erklärte der Torhüter zerknirscht. Obwohl er noch Lob aus berufenem Munde mit auf den Weg in die Umkleide bekam. „Niklas hat uns die Chance gegeben, die Partie zu gewinnen“, sagte Bundestrainer Marco Sturm. Die hypothetische Frage, ob Deutschland mit Treutle am Tag zuvor gegen Norwegen (4:5 nach Penaltyentscheid) nicht gewonnen hätte, lächelte der 39-jährige Landshuter gekonnt weg. Zwei Gegentore gegen die Nordmänner gingen da auf das Konto von Torwart Pielmeier.

Strafen werden zum Verhängnis

Gegen die USA war am Montag durchaus etwas drin. Deutschland zeigte vor 10 301 Zuschauern die bisher beste Turnierleistung, legte ein vorzügliches erstes Drittel hin. Es fehlte nur ein Treffer.

Die Kehrseite der Medaille

Überraschende Erfolge im Sport haben immer auch eine Kehrseite: Die Ansprüche steigen. Genau dies merken sie im deutschen Eishockey-Nationalteam.

Die Wiederholung einer Sensation wie bei Olympia durfte ohnehin nicht erwartet werden. Dafür fahren große Eishockey-Nationen wie Kanada, die USA, Finnland, Russland oder Schweden einfach zu viele starke NHL-Spieler auf. Das weitgehend gute Spiel gegen die USA zeigt allerdings, dass es die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm drauf hat. Auch wenn 15 der 25 Olympia-Helden sowie vier NHL-Spieler fehlen. Das Viertelfinale ist ein realistischer Anspruch. Nichts anderes.

Die Niederlagen gegen Dänemark und Norwegen beweisen, dass Deutschland gegen jeden verlieren kann. Käme es gegen Südkorea am Mittwoch zur Blamage, wäre ein Abstieg in die B-Gruppe möglich – was die Olympia-Euphorie pulverisieren würde.

Doch mit dem Start des zweiten Durchgangs tauchten die Probleme auf. Strafen. Viele Strafen. Zu viele Strafen. Ganz genau: fünf in 8:52 Minuten. Eine kleinliche Regelauslegung des tschechischen Schiedsrichters Antonin Jerabek mochte der Bundestrainer nicht gelten lassen: „Da waren schon auch blöde Dinger von uns dabei.“ Am Ende der vierten Unterzahl war dann auch Teufelskerl Treutle im US-Dauerfeuer machtlos. 82-Millionen-Dollar-Stürmer Patrick Kane (Chicago) traf zur Führung, bereitete wenig später ebenfalls in Überzahl das 2:0 durch Derek Ryan (Carolina) vor. Das 3:0 zehn Minuten vor dem Ende legte Kapitän Kane auf seinen Klubkollegen Alex Debrincat vor.

„Deutschland hat uns gut gefordert, wir mussten hier unsere volle Kraft abrufen“, gab Kane zu. Aus dem Kompliment des zweitteuersten WM-Spielers kann die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) immerhin den verbalisierten Respekt eines Turnierfavoriten ziehen. „Die Leistung hat insgesamt gestimmt. Wir müssen nur im Abwehrverhalten schlauer sein“, sagte DEB-Kapitän Dennis Seidenberg.

Selbstvertrauen hat nicht gelitten

Auf die Tabelle schaut der NHL-Verteidiger von den New York Islanders nicht. Nur auf den nächsten Gegner. Mittwoch (16.15 Uhr/Sport1) geht es gegen den WM-Debütanten Südkorea – bisher beim 1:8 gegen Finnland und 0:10 gegen Kanada klassisches Fallobst.

„Da müssen wir gewinnen“, sagt Seidenberg. „Da werden wir gewinnen“, sagt Treutle. „Da müssen wir überzeugen und drei Punkte holen“, sagt Bundestrainer Sturm. Dass es gegen den Abstieg aus der Spitzengruppe geht, sollte die Partie gegen den Außenseiter aus Fernost vergeigt werden, sagt beim olympischen Silbermedaillengewinner niemand. Das Selbstvertrauen hat beim 0:3 gegen die USA offenbar nicht gelitten.