Düsseldorf. . Der DEG-Cheftrainer Christof Kreutzer kämpft für den deutschen Nachwuchs und blickt kritisch nach Iserlohn, wo elf eingebürgerte Deutsche auflaufen.
„Die Liga sagt, unsere Nationalmannschaft muss besser werden, aber hier spielt so eine abgetakelte kanadische Nationalmannschaft. Da soll die Liga mal genug Arsch in der Hose haben und nachfragen, wie das funktioniert mit den Pässen in Iserlohn“, motzte Kölns Kapitän Moritz Müller am Sonntagabend in der zweiten Drittelpause im Interview live im Fernsehen. Und bekam in den sozialen Netzwerken von deutschen Eishockey-Kollegen sogleich zahlreichen Zuspruch. Der Haie-Verteidiger sprach aus, was viele denken, sich jedoch nicht trauen, laut auszusprechen.
Wohl war sein „Ausbruch“ auch der unterirdischen Leistung seiner Mannschaft bei der Kölner 1:6-Niederlage in Iserlohn geschuldet, die Kernaussage wird innerhalb der Deutschen Eishockey-Liga jedoch schon länger kontrovers diskutiert. Elf ausländische Spieler dürfen die Klubs verpflichten, neun davon dürfen jeweils auf dem Spielberichtsbogen erscheinen. Bei den Iserlohn Roosters sind im Kader von 25 eingesetzten Akteuren jedoch lediglich vier Cracks zu finden, die in Deutschland ausgebildet wurden. Aufgefüllt wurde der Kader mit zehn Kontingentspielern sowie elf Aktiven, die den Sport zwar im Ausland erlernten, jedoch nun mit einem deutschen Pass ausgestattet wurden, um die Ausländer-Regelung in der DEL zu umgehen.
Kreutzer sieht Gefahr für deutschen Eishockey-Nachwuchs
Auch wenn diese Praxis gegen keine Regeln verstößt, ist sie dennoch nicht überall gern gesehen. Vor allem, weil die Einbürgerung in Iserlohn scheinbar schneller und einfacher vonstatten geht als andernorts. Die Roosters hingegen argumentieren, aus der Not eine Tugend zu machen. Die Sauerländer gehören zu den finanzschwächeren Teams der Liga – und die deutschen Topspieler werden von den „Schwergewichten“ der Liga weggekauft, die sich zudem auch gern bei den eingedeutschten Ausländern der Iserlohner bedienen. Wenngleich Hamburg, ärgster Verfolger der Roosters in dieser Tabelle, mit sechs eingebürgerten Aktiven nur knapp die Hälfte vorweist.
DEG-Cheftrainer Christof Kreutzer sieht jedoch ähnlich wie Moritz Müller in dem „kanadischen System“ eine Gefahr für den deutschen Nachwuchs. „Ich habe bei einer Sitzung der sportlichen Leiter bereits versucht anzuregen, eine Regelung zu finden. Es gibt genug Potenzial im deutschen Nachwuchs, aber dafür brauchen wir auch genug Platz, um diesem eine echte Chance zu geben“, erklärt der 48-Jährige. „International ist es so, dass ein Spieler erst zwei Jahre nachdem er den deutschen Pass erhalten hat, auch für den DEB auflaufen darf. Erst dann sollte er auch als Deutscher in der DEL gelten. Wenn ein Klub bereit ist, ihn vorher zwei Jahre als Ausländer im Kader zu haben, ist das fair. Oft gibt es jedoch auch genug Deutsche auf demselben Niveau, die dann jedoch aufgrund der Spielpraxis für die Ausländer von diesen überholt werden.“
Hürde europäisches Arbeitsrecht
Eine Idee, die durchaus plausibel klingt, jedoch vermutlich am europäischen Arbeitsrecht scheitern würde. Während bei internationalen Turnieren kein Geld fließt und diese Wettkämpfe somit von dem Recht losgelöst sind, könnten sich die Spieler in der DEL einklagen.