Düsseldorf. Shawn Belle passt nur übergroße Kleidung. Die DEG ist bereits die 15. Station des Verteidigers, der in Düsseldorf heimisch werden möchte.
Shawn Belle ist eine imposante Erscheinung, nicht nur auf dem Eis. Wenn man dem neuen Verteidiger der DEG die Hand reicht, verschwindet diese fast vollständig in den kräftigen Pranken des stämmigen Kanadiers. Auf 1,89 Meter Körpergröße vereint das 29-jährige Kraftpaket 105 Kilogramm Körpergewicht, die er seinen Gegenspielern in der Abwehr entgegenstellt. Was für seine Spielweise förderlich ist, bringt bei der Kleiderwahl so einige Probleme mit sich. Wenn die DEG heute von einem Sponsorenpartner mit neuen Anzügen ausgestattet wird, muss für Shawn Belle eine Sonderanfertigung her. Auch bei Jeanshosen hat er so seine Probleme. „Ich habe vor allem sehr große und muskulöse Beine. Es ist deshalb für mich schwer in Deutschland eine passende Hose zu finden“, so der Verteidiger, der seine Jeans deshalb aus der kanadischen Heimat importiert.
„Er hat noch Nachholbedarf“
Die textilen Schwierigkeiten sind zum Glück die einzigen Akklimatisierungsprobleme, die Belle in seinen ersten Wochen an der Brehmstraße zu bewältigen hat. Schließlich sammelte er von 2011 bis 2013 schon zwei Jahre lang Erfahrung in Deutschland, als er für die Adler Mannheim auflief. Bei der DEG soll er die schwere Verletzung von Tim Conboy auffangen, der bis zum Saisonende mit einem Kreuzbandriss ausfällt. „Bislang“, bilanziert DEG-Cheftrainer Christof Kreutzer, „macht Shawn seine Sache gut. Natürlich ist ein Tim Conboy nur schwer zu ersetzen und er fehlt uns sehr. Ich bin aber mit Shawn zufrieden, auch wenn er natürlich noch etwas Nachholbedarf hat. Im konditionellen Bereich und an seiner Spritzigkeit muss er noch arbeiten, damit er besser vom Fleck wegkommt. Ansonsten geht er sehr gut in die Zweikämpfe und ich bin zuversichtlich, dass er im Laufe der Zeit noch besser wird!“
Letzteres ist gar nicht so unwahrscheinlich, denn bis zuletzt hatte Belle noch mit einer alten Verletzung zu kämpfen, weshalb man ihn bei Medvescak Zagreb kurzerhand wieder aussortierte, nachdem er erst im Sommer zum Klub in die russische KHL gewechselt war. Doch Belle blickt nicht im Zorn zurück, im Gegenteil: „Ich kann über Zagreb nur Gutes sagen. So ist eben das Business in der KHL, da werden manchmal Spieler von heute auf morgen aussortiert. Das ist ein rein wirtschaftliches Geschäft. Wir sind dennoch freundschaftlich auseinander gegangen. Ähnlich war es schließlich auch in Mannheim, ich wäre gerne dort geblieben, doch man hat damals die Mannschaft neu aufgestellt.“
Belle, der es auf 20 Partien in der NHL für Minnesota, Montreal, Edmonton und Colorado bringt, hat bereits einige Vereine hinter sich. Die DEG ist schon seine 15. Station. Bislang hielt es ihn selten länger als zwei Jahre bei einem Team. „Es hat sich leider nie ergeben“, sagt Belle, „ich würde schon gerne endlich einmal bei einem Klub heimisch werden und meinen festen Platz finden. Deutschland und speziell Düsseldorf ist ein guter Platz, um sich niederzulassen.“ Dass Belle dies durchaus ernst meint, zeigt sich daran, dass kurz vor dem Jahreswechsel seine Freundin Lindsay aus Kanada nach Düsseldorf ziehen wird.
„Es ist das erste Mal, dass sie mir hinterherreist und ich freue mich schon sehr darauf, wenn wir ab Silvester endlich gemeinsam in Düsseldorf leben“, sagt Belle. Natürlich hofft er, dass seine Freundin dann auch ein paar neue Hosen in Übergröße für ihn im Koffer hat.