Mönchengladbach. Vier Spiele, nur drei Punkte − Gladbach steht unter Druck. Bei einem Misserfolg gegen Union Berlin wäre die Aufbruchstimmung komplett dahin.

Jordan Siebatcheus letztes Bundesliga-Tor liegt so lange zurück wie der letzte Heimsieg von Borussia Mönchengladbach: 216 Tage. Beim 5:2 gegen den VfL Bochum am 24. Februar traf der Stürmer für den Klub vom Niederrhein. Trotz seiner Torflaute sieht sich der 28-Jährige aber auf dem richtigen Weg: „Ich muss Geduld haben, die Tore werden kommen“, sagte er in dieser Woche. Die Gladbacher hoffen natürlich, dass der in der vergangenen Saison noch an die Fohlen ausgeliehene US-Amerikaner nicht schon an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) trifft, wenn er mit Union Berlin im Borussia-Park zu Gast ist.

Die Statistik allerdings spricht eindeutig für die Gäste aus Köpenick. Die Borussia zählt zu den Lieblingsgegnern von Union. Die Berliner holten in ihren ersten fünf Bundesliga-Jahren gegen keinen Gegner mehr Punkte als gegen Gladbach. Seit acht Spielen konnte Gladbach die Hauptstädter nicht mehr bezwingen, in dieser Saison ist Union noch ohne Niederlage. „Wir wollen unsere ungeschlagene Serie fortsetzen“, sagte Siebatcheu. „Ich treffe ein paar Freunde, aber während der Minuten will ich wieder eine gute Leistung abliefern.“

Jordan Siebatcheu (links) 2023 im Gladbach-Trikot mit Nathan Ngoumou.
Jordan Siebatcheu (links) 2023 im Gladbach-Trikot mit Nathan Ngoumou. © dpa | Federico Gambarini

Durchaus ansprechende Auftritte zeigten auch die Gladbacher in dieser Spielzeit schon. Das Problem: Gegen Bayer Leverkusen, den VfB Stuttgart und bei Eintracht Frankfurt setzte es Niederlagen, nur beim VfL Bochum gelang ein Sieg. „Vier Spiele, drei Punkte − mit dieser Ausbeute sind wir nicht zufrieden. Unser Anspruch ist, dass wir mehr Punkte holen“, stellte Trainer Gerardo Seoane vor dem Spiel gegen Union klar. Von dieser Partie dürfte für Gladbach mit Blick auf den Trend viel abhängen. Bei einem weiteren Misserfolg, das ist auch klar, wäre der Fehlstart in die neue Saison schon amtlich.

Gladbach mangelt es an Zielstrebigkeit

Es lastet also bereits jetzt, zu dieser frühen Phase der Spielzeit, ein größerer Druck auf den Borussen, die natürlich ihre Hypothek aus der verkorksten Vorsaison unter Seoane mit sich herumschleppen. Mit nur einem Punkt mehr als der Relegationsteilnehmer aus Bochum sicherte sich Gladbach den Bundesliga-Verbleib. Sportchef Roland Virkus verstärkte das Team im Sommer punktuell, vor allem der von Bochum nach Gladbach gewechselte Kreativspieler Kevin Stöger (31) erweist sich als veritable Verstärkung. Seine präzisen Schlüsselpässe in die Spitze verpufften aber zuletzt beim 0:2 in Frankfurt immer wieder, weil die Borussen Zielstrebigkeit vermissen ließen.

„Wir müssen die Momente besser erkennen, wann wir den Angriff beschleunigen. Wir müssen in bestimmten Situationen auch den direkteren Weg zum Tor suchen“, forderte Seoane nun. Es fehlt in etlichen Szenen zudem noch die nötige Abstimmung. Die Hoffnung auf die Rückkehr des Flügelspielers Franck Honorat (28), der bereits in Frankfurt verletzt gefehlt hatte, zerschlug sich in dieser Woche. Bei weiteren Untersuchungen sei ein kleiner Faserriss im Bereich der Wade festgestellt worden, erklärte Seoane. „Gegen Union ist er nicht dabei, für das Spiel beim FC Augsburg wird es bei ihm knapp.“

Gladbach-Torwart Nicolas trifft auf Ex-Klub

Mindestens bis zum Augsburg-Spiel wird auch Stammtorwart und Kapitän Jonas Omlin (30) ausfallen, der sich eine Sehnenverletzung im Unterschenkel zugezogen hat. Moritz Nicolas (26) vertrat ihn bereits in Frankfurt. Gladbach hatte den gebürtigen Gladbecker in der Saison 2019/20 an Union ausgeliehen. „Für mich ist es eine Partie, auf die ich mich besonders freue, weil ich ja ein Jahr bei Union verbracht habe“, sagte Nicolas vor dem Wiedersehen mit seinem früheren Klub. „Ein Heimspiel mit der Unterstützung der eigenen Fans im Rücken zu bestreiten, ist immer das Schönste.“

Gladbach-Torwart Moritz Nicolas beim Spiel in Frankfurt gegen Eintracht-Stürmer Hugo Ekitiké. Rechts: Borussias Innenverteidiger Ko Itakura.
Gladbach-Torwart Moritz Nicolas beim Spiel in Frankfurt gegen Eintracht-Stürmer Hugo Ekitiké. Rechts: Borussias Innenverteidiger Ko Itakura. © Getty Images | Alex Grimm

Vor dem Saisonstart hatte Gladbach-Präsident Rainer Bonhof den Profis eine klare Forderung mit auf den Weg gegeben: „Unser Stadion muss wieder eine Hausnummer werden, die schwer zu erklimmen ist.“ Es liegt nun an der Mannschaft und Seoane, den Borussia-Park wieder zu der Festung zu machen, die er einst war. Die im Sommer erzeugte Aufbruchstimmung in Gladbach ist ein fragiles Gebilde, das schnell wieder zusammenstürzen kann.