Mönchengladbach. Gladbach ärgert sich nach dem ganz späten 2:3 gegen Leverkusen über den VAR. Schiedsrichter Robert Schröder erklärt die Elfmeter-Entscheidung.

Während Bayer-Trainer Xabi Alonso zu Beginn der Pressekonferenz diesen dramatischen Leverkusener Last-Minute-Sieg analysierte, nippte Gerardo Seoane, sein Pendant von Borussia Mönchengladbach, mehrmals ganz langsam an einem Glas Wasser. Der ernste Blick des Schweizers dabei zeugte am späten Freitagabend, als er im Medienraum auf dem Podium saß, von großer Enttäuschung, sicherlich auch Verärgerung. Als Seoane dann selbst sprach, blieb er aber bei seiner Wortwahl im Vergleich zu anderen Gladbacher Beteiligten noch recht zurückhaltend: „Es ist bitter für uns, dieses Spiel in der Schlussminute noch zu verlieren und ohne Punkt dazustehen“, sagte der 45-Jährige.

Seine Mannschaft hatte in dem packenden Eröffnungsspiel der neuen Bundesliga-Saison nach Treffern von Granit Xhaka (12. Minute) und Florian Wirtz (38.) schon mit 0:2 zurückgelegen. Durch Tore von Nico Elvedi (59.) und Tim Kleindienst (85.) glichen die Gastgeber zwar zwischenzeitlich aus, doch Wirtz entschied die Partie in der Nachspielzeit (90.+11) mit dem 3:2 zugunsten des Double-Gewinners. Der Nationalspieler verwandelte den Nachschuss nach einem Foulelfmeter, mit dem er zunächst an Gladbach-Torwart Jonas Omlin gescheitert war. Der Strafstoß war erst nach Einsatz des Videobeweises gegeben worden. Seoane konnte die Wut der Fohlen-Fans nachvollziehen: „Für die Zuschauer ist es sehr ärgerlich, wenn man die Bilder nicht noch einmal sieht und die Entscheidung geändert wird.“

Entscheidung in der 101. Minute: Leverkusens Florian Wirtz (2. von rechts) trifft nach dem zunächst gehaltenen Elfmeter im Nachschuss zum 3:2.
Entscheidung in der 101. Minute: Leverkusens Florian Wirtz (2. von rechts) trifft nach dem zunächst gehaltenen Elfmeter im Nachschuss zum 3:2. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Was war passiert? Eine Grätsche von Ko Itakura gegen Amine Adli im Gladbacher Strafraum war zunächst nicht geahndet worden, das Spiel lief weiter. Kurz darauf bekam Schiedsrichter Robert Schröder aber ein Signal des VAR aufs Ohr. „Auf dem Feld hatte ich die Wahrnehmung, dass der Gladbacher den Ball zuerst spielt. Deswegen fiel die Entscheidung erst einmal auf weiterspielen. Nach dem Check des VAR, der auf den Bildern erkannt hatte, dass Adli zuerst am Ball war, wurde die Onfield-Review empfohlen“, sagte Schröder. Der Unparteiische entschied nach Ansicht der Bilder auf Elfmeter und sorgte damit für Ärger bei den Gladbachern. „Ich kann verstehen, dass so eine spielentscheidende Entscheidung zu Diskussionen führt. Er spielt aber nicht den Ball und trifft den Gegner, was regeltechnisch ein Foulspiel ist“, erklärte Schröder.

Gladbach-Stürmer Kleindienst fühlt sich „ziemlich beschissen“

Stürmer Kleindienst übte deutliche Kritik an den Schiedsrichtern und am Videobeweis. Es fühle sich „ziemlich beschissen“ an, sagte Borussias Sommer-Zugang. „Es geht einem auf den Sack, dass jede 50:50-Situation überprüft wird und jedes Tor bis in kleinste überprüft wurde. Man hatte irgendwie das Gefühl, dass sie nicht wollten, dass wir heute überhaupt irgendwas holen.“ Ein vermeintlicher Treffer von Kleindienst kurz vor der Halbzeitpause war nach Videobeweis nicht gegeben worden. Schröder hatte sich die Szene selbst noch einmal am Spielfeldrand angeschaut.

Gladbach-Verteidiger Nico Elvedi (links) diskutiert nach dem 2:3 mit Schiedsrichter Robert Schröder. Auch Julian Weigl ist frustriert.
Gladbach-Verteidiger Nico Elvedi (links) diskutiert nach dem 2:3 mit Schiedsrichter Robert Schröder. Auch Julian Weigl ist frustriert. © AFP | Ina Fassbender

Gladbachs Sportchef Roland Virkus war entsprechend bedient: „Am Ende ist es ärgerlich. Man kann viel über den VAR diskutieren. Sie haben alles gecheckt, alles nur gegen uns“, haderte der 57-Jährige. „Beim Elfmeter war es für mich keine klare Fehlentscheidung, also muss er nicht raus.“ Kevin Stöger, der in dieser Sommer vom VfL Bochum zur Borussia gewechselt war, stellte fest: „Einerseits können wir stolz auf diese Leistung sein, aber andererseits stehen wir hier mit null Punkten. Das haben wir heute nicht verdient, wenn man so zurückkommt nach einem 0:2 und eine solche zweite Halbzeit spielt. Wir haben sehr viele Niederschläge bekommen und sind trotzdem immer aufgestanden. Man kann stolz sein, aber ohne Punkte ist das gar nichts wert.“