Mönchengladbach. Nach der starken Vorsaison sucht Borussia Mönchengladbach weiter seine Form, dem Hoffnung machenden 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt folgte eine 0:4-Klatsche gegen Werder Bremen. Nun soll in der Europa League gegen Olympique Marseille die Trendwende gelingen.
Albtraum statt Abenteuer oder Trauma statt Traum: Für Borussia
Mönchengladbach ist der dritte Spieltag in der Europa League am Donnerstag
(21.05 Uhr/Live im Ticker) gegen Olympique Marseille nicht nur eine Chance auf
Wiedergutmachung. Für die Borussia geht es ausgerechnet gegen den neunmaligen
französischen Meister um Krisenbewältigung, Formationsfindung und eine Zukunft
im Europapokal. Denn nach nur einem Punkt aus zwei Spielen steht die Borussia
gegen Marseille (vier Zähler) bereits gehörig unter Druck. "Das ist eine sehr
gute Mannschaft. Aber wenn wir die Möglichkeit haben wollen, die nächste Runde
zu erreichen, müssen wir gewinnen", sagte Trainer Lucien Favre.
Der
Schweizer nutzte die kurze Zeit nach dem bitteren 0:4 bei Werder Bremen zu
Einzelgesprächen mit seinen sichtlich verunsicherten Spielern. Viel mehr ist
aufgrund der englischen Wochen auch nicht möglich. Dabei wäre es bitter nötig,
fehlende Automatismen einzustudieren, Abläufe abzustimmen oder endlich die
Wunschformation zu finden. Denn die sucht der Schweizer bereits seit der
Saisonvorbereitung. Und wirkt dabei bisweilen ratlos.
Verlorene
Stabilität
Denn die Formation, die beim 2:0 gegen Eintracht Frankfurt der
Defensive endlich die lange verlorene Stabilität verlieh, ging nur zwei Wochen
später in Bremen kollektiv unter. Bezeichnend ist, dass sich ausgerechnet der
bisherige Rückhalt, Torhüter Marc-Andre ter Stegen, in einer kleinen Krise
befindet. Oder dass Favre die Qualitäten des Zwölf-Millionen-Mannes de Jong
lobt, diese im Spiel bei nur einer einzigen Flanke aber gar nicht erst in Szene
gesetzt werden.
Die Probleme in Mönchengladbach in dieser Saison sind
allerdings vielschichtig. "Wenn wir nach vorne spielen, muss der Gedanke an die
Defensive bereits wieder da sein. Und wenn wir abwehren, muss schon eine Idee
für die nächste Offensivaktion da sein", sagte Favre. Das Umschalten von Abwehr
auf Angriff, die fehlende Gedankenschnelligkeit bei der Ballannahme im Einklang
mit einer desaströsen Defensivarbeit - Dinge, die Gladbach in der vergangenen
Saison auszeichneten - sind offenbar im Gleichschritt mit dem Selbstvertrauen
abhandengekommen. Es sei ein langer Prozess, dort wieder hinzukommen, sagte
Favre.
Was die Gladbacher aber nun mal nicht haben während der englischen
Wochen, ist Zeit. Erst recht nicht auf europäischem Top-Niveau, das der aktuelle
Tabellenzweite der Ligue 1 mitbringen wird. Mit sieben Toren stellt Olympique
gemeinsam mit Liverpool die beste Offensive in der Europa League. Auch wenn
Marseille beim 0:1 beim Tabellenvorletzten Troyes stolperte und auf den
verletzten Nationalstürmer Andre-Pierre Gignac verzichten muss.
Unter den Möglichkeiten
Von einer Krise wie in Gladbach ist Marseille
aber weit entfernt. Bei der Borussia ist nun nicht nur der Trainer, sondern auch
der Psychologe Favre gefordert. "Natürlich spielt der Kopf auch eine Rolle. Das
merkt man gerade bei den jungen Spielern, auch bei mir. Die Leistung ist im
Moment nicht so, wie sie sein sollte", sagte Tony Jantschke. Patrick Herrmann
gab zu, dass die Borussia unter ihren Möglichkeiten agiere. Wie er selbst auch.
"Wir müssen Gas geben, kämpfen und jeden Zweikampf annehmen. Jeder muss für den
anderen laufen. Aus dieser Situation kommt man nur mit harter Arbeit", sagte
Herrmann. (dapd)