Dortmund. Borussia Mönchengladbach hat eine heftigen Rückschlag in Dortmund erlitten. Nach dem 0:6 beim BVB genießt Trainer Adi Hütter noch Rückendeckung.
Roland Virkus saß mit versteinerter Miene auf seinem neuen Platz auf der Trainerbank, zwischen Borussia Mönchengladbachs Torwarttrainer Fabian Otte und Physiotherapeut Dirk Müller. Seine Premiere als Sportdirektor der Fohlen hatte sich der 55-Jährige ganz anders vorgestellt, nun hatte er ein 0:6 (0:2)-Debakel bei Borussia Dortmund erleben müssen – es trafen der überragende Marco Reus (26., 82.), Donyell Malen (32.), Marius Wolf (70.), Youssoufa Moukoko (74.) und Emre Can per Foulelfmeter (90.+1).
Roland Virkus stützt Gladbach-Trainer Adi Hütter
Virkus vermied es zunächst, Stellung zu beziehen. Am Montag aber stellte er sich dann doch hinter Trainer Adi Hütter. „Er ist sehr fokussiert, offen, geradeaus, wir haben einen sehr guten Austausch miteinander“, sagte der Nachfolger von Max Eberl in einer Medienrunde: „Er hat schon viele verschiedene Situationen erlebt in seiner Karriere. Er ist Meister geworden, hat ebenso aber auch schon schwierige Phasen, zum Beispiel bei Eintracht Frankfurt, durchgemacht.“
Gladbach: Der zarte Aufwärtstrend ist dahin
Die Reaktionen nach Abpfiff schwankten noch zwischen Entsetzen und Trotz, zwischen harscher Selbstgeißelung und Hinweisen auf manch positiven Aspekt, den dieses Spiel trotz des desaströsen Endergebnisses bereitgehalten hatte.
„Nach einem 0:6 hat man wenig Argumente“, grantelte der Österreicher Hütter – der sogleich auch die Sorge äußerte, dass dieser erneute Nackenschlag nicht spurlos an seinen Spielern vorbeigegangen ist. „Natürlich macht das etwas im Kopf. Wir waren auf einem guten Weg, jetzt dieser Rückschlag.“
Der sogenannte gute Weg hatte zuletzt so ausgesehen: 0:3 im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Hannover 96, 1:2 gegen Union Berlin, 1:1 bei Arminia Bielefeld und 3:2 gegen den FC Augsburg. Es war also bestenfalls ein zarter Aufwärtstrend der schon so lange kriselnden Gladbacher, den die andere Borussia aus Westfalen nun brutal niederplanierte.
Die traurige Realität bei den eigentlich auf Europapokal ausgerichteten Fohlen heißt weiterhin: Abstiegskampf. Nur vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegationsrang.
Die Angst vor dem Desaster geht um in Gladbach, und der Druck auf den bislang so glücklosen Hütter wächst wieder.
Gladbach: BVB-Spiel liefert auch entlastende Argumente
Dennoch ist kaum davon auszugehen, dass der neue Sportdirektor Virkus sich nun als eine der ersten Amtshandlungen neue Sitznachbarn auf der Bank sucht und den Trainer austauscht, denn die Partie gegen Dortmund lieferte abgesehen vom verheerenden Resultat durchaus auch entlastende Argumente.
„Wir haben Lösungen gefunden, wir hatten drei riesige Chancen in der ersten Halbzeit, aus denen wir ein Tor machen müssen“, sagte Jonas Hofmann, der eine der hochkarätigen Möglichkeiten ausgelassen und später noch den Pfosten getroffen hatte.
Erst nach Wolfs 3:0 in der 70. Minute kippte die Partie endgültig zuungunsten der Elf vom Niederrhein – die dann auseinanderfiel. „Das war sehr unreif“, schimpfte Hofmann. „Dass wir uns 6:0 abschießen lassen, darf nicht passieren.“
So nutzte es wenig, dass das Ballbesitzverhältnis ausgeglichen war, dass die Gladbacher bei den Zweikämpfen sogar vorne lagen. Andere Zahlen fielen weniger gnädig aus: Die Fohlen liefen mit 109,65 Kilometer fast acht Kilometer weniger als die Dortmunder, auch bei den Tempoläufen (35 weniger), Sprints (39 weniger) und intensiven Läufen (74 weniger) waren sie klar unterlegen – obwohl der BVB am Donnerstag noch in der Europa League gespielt hatte.
Dazu kamen immer wieder Abwehrwackler, die sich schon durch die gesamte Saison ziehen, Winterzugang Marvin Friedrich hatte gegen den schnellen Malen allzu oft das Nachsehen. „Jetzt müssen wir ganz schnell die Köpfe frei bekommen“, meinte Hofmann. „Die nächsten Spiele sind ganz wichtig, da geht es gegen direkte Konkurrenten, da müssen wir punkten.“
Gladbach vor drei entscheidenden Spielen
In direkter Folge geht es für den Tabellendreizehnten Gladbach nun gegen den VfL Wolfsburg (Rang 12), den VfB Stuttgart (17), Hertha BSC (15) und den VfL Bochum (11). Danach wird klarer, wohin die Reise für die Borussia geht – und ob sich Virkus doch bald neue Sitznachbarn suchen muss.