Rottach-Egern.. Diesen Sommer wechselte Peniel Mlapa von Hoffenheim zu Borussia Mönchengladbach. Markus Babbel wollte ihn in Hoffenheim halten, aber das Angebot aus Mönchengladbach war zu gut. Der U21-Nationalspieler spricht im Interview am Tegernsee über seine neuen Teamkollegen, seine Zeit bei Hoffenheim und seine Mentalität.
Sie sind für zwei Millionen Euro aus Hoffenheim nach Gladbach gewechselt. Im Vergleich zu den meisten anderen Neuzugängen sind Sie ja fast ein "Schnäppchen" .
Peniel Mlapa: Im Vergleich zu den anderen Spielern klingt das vielleicht so. Aber es ist keine Belastung für mich, weil es Sache des Vereins ist. Für mich ist das kein Problem, wie viel ich gekostet habe.
Für was für einen Typen hat die Borussia denn zwei Millionen auf den Tisch gelegt?
Mlapa: Privat bin ich ein ganz lockerer Typ. Ich verstehe mich sehr gut mit meinem Zimmergenossen Granit Xhaka und wir haben Spaß zusammen, lachen viel.
Und auf dem Platz vergleicht man Sie mit Emmanuel Adebayor.
Mlapa: Er ist auf jeden Fall mein Vorbild. Aber ich muss noch sehr viel lernen, um mich mit ihm vergleichen zu können. Ich versuche, mir Dinge von ihm abzuschauen und ein bisschen wie er zu spielen.
Von 14-Millionen-Euro-Stürmer Luuk de Jong können Sie bestimmt auch was lernen, oder?
Mlapa: Auf jeden Fall. Man sieht im Training, dass er einen Torriecher hat und weiß, wo das Tor steht. Dass das keine Floskel ist, zeigen seine Statistiken bei Twente Enschede. Ich freue mich, dass er hier ist. Das ist besser, als wenn wir gegen ihn spielen müssten.
Welches Spielsystem liegt Ihnen am meisten?
Mlapa: Das System ist mir persönlich egal. Innerhalb eines Spiels wechselt die Taktik ohnehin immer und unser Trainer will, dass wir variabel spielen. Ob jetzt mit zwei Stürmern oder mit einem, ist nicht so wichtig. Wir lassen uns auf kein System festlegen. Ich persönlich kann vorne alles spielen und das kommt mir zu Gute. Meine stärkste Position ist allerdings die zentrale Sturmspitze.
Dort wird es einen Kampf um den Platz neben Luuk de Jong geben. Mike Hanke, Igor de Carmago und eventuell Patrick Herrmann wollen Ihnen den Platz streitig machen.
Mlapa: Ich versuche, im Training alles zu geben und hoffe, dass der Trainer dann auf mich zählt. Wenn er meint, ich bin gut genug: umso besser.
Holen Sie sich auch direkt Tipps von de Jong?
Mlapa: Natürlich, wenn jemand mit so einem Torriecher in der Mannschaft ist, dann hole ich mir natürlich Tipps von ihm, frage ihn, was ich besser machen kann zum Beispiel in meinem Stellungsspiel.
Wo brauchen Sie denn keine Tipps mehr?
Mlapa: Ich habe am Ball viele Fähigkeiten und bin sehr schnell. Meine Schnelligkeit ist sicherlich hervorzuheben.
Sie haben sich zu Hoffenheimer Zeiten mal mit der deutschen Ausnahmesprinterin Verana Sailer gemessen.
Mlapa: Wir sind nicht gegeneinander gesprintet. Sie war nicht richtig aufgewärmt, ich war nur in Privatklamotten da. Also haben wir das gelassen (lacht).
Verfolgen Sie, wie Sailer und die deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in London abschneiden?
Mlapa: Nein, das verfolge ich nicht so richtig, mein Interesse hält sich in Grenzen.
Stanislawksi konnte mit Mlapa nichts anfangen, Babbel wollte ihn halten
Uns interessiert, welche Mentalität sie eher haben: die afrikanische oder die deutsche?
Mlapa: Im Togo habe ich nicht wirklich viel mitbekommen. Ich war noch klein und bin schon mit drei Jahren nach München gekommen. Meine Großeltern sind zwar noch dort und die besuche ich auch hin und wieder, aber ich fühle mich als Deutscher und habe auch die deutsche Mentalität.
Also legen Sie auch wert auf die typisch deutschen Tugenden wie Pünktlichkeit zum Beispiel?
Mlapa: Ja, das ist mir schon wichtig (lacht).
Weil Sie hier aufgewachsen sind, haben Sie sich auch für den DFB entschieden, statt für Togo aufzulaufen.
Mlapa: Ich habe ja gesagt, dass ich mich hier in diesem Land zuhause fühle und deshalb habe ich mich für Deutschland entschieden.
Bundestrainer Joachim Löw hat sie vor der Europameisterschaft explizit gelobt und gesagt, er habe Sie „auf dem Zettel“. Haben Sie schon mit Löw gesprochen?
Mlapa: Nein, Kontakt hatten wir noch nicht. Er verfolgt die Karriere von uns jungen Spielern schon lange und dass er so etwas gesagt hat, ehrt mich natürlich, aber man muss erst mal in der Bundesliga seine Leistung regelmäßig bringen und dann wird man weitersehen.
Vergangene Saison haben Sie 30 Spiele in der Bundesliga gemacht. Wie zufrieden waren Sie mit der Spielzeit?
Mlapa: Ich hatte Schwierigkeiten, in die Saison reinzukommen und war nicht wirklich zufrieden. Als es auf die Winterpause zuging, habe ich dann meine Einsätze bekommen, regelmäßig gespielt und auch gute Leistung gezeigt. Als dann der Trainerwechsel von Ralf Rangnick zu Holger Stanislawski kam, hat mir der neue Coach gesagt, dass er nicht auf mich steht.
Wie hat er Ihnen das zu verstehen gegeben?
Mlapa: Er hat es mir offen und ehrlich gesagt. Und das finde ich auch gut so. Das ist besser, als wenn man gar nicht weiß, woran man ist. Ich hatte damit kein Problem.
Fehlte Ihnen dann nicht die Motivation, sich jeden Tag im Training zu quälen, obwohl Sie keine Chance bekommen?
Mlapa: Nein, ganz im Gegenteil. Man will dem Trainer ja beweisen, dass er falsch liegt mit seiner Einschätzung. Ich wollte mich trotzdem immer anbieten und zeigen, dass er auf mich bauen kann. Es war eine Extramotivation für mich.
Stanislavski musste gehen und Babbel kam. Der wollte Sie unbedingt im Kraichgau halten.
Mlapa: Ja, der Markus hat zu mir gesagt, er will mich unbedingt halten. Aber dann kam das Angebot von Gladbach und bei der Perspektive, Champions League zu spielen, konnte und wollte ich dann nicht nein sagen.
Am Mittwoch trifft Mlapa mit Gladbach auf seinen ehemaligen Verein 1860 München
Champions League zu spielen sei Ihr Traum, haben Sie in einem Steckbrief geschrieben. Das könnten Sie nun erreichen, wenn sich die Borussia qualifiziert. Wovon träumen Sie dann?
Mlapa: Man spielt ja Fußball, um ganz oben dabei zu sein. Und wenn man dann die Möglichkeit hat, und sich dagegen entscheidet, ist das nicht logisch. Jetzt träume ich davon, dass wir uns qualifizieren und so viele Spiele wie möglich machen dürfen.
Kurios ist, dass der 19-jährige Granit Xhaka der erfahrenste Champions-League-Spieler im Kader der Fohlen ist.
Mlapa: Wir haben genug erfahrene Spieler im Kader, die den jüngeren Tipps geben können. Zum Beispiel, wie die Englischen Wochen sind und was da auf uns zukommt. Generell ist die Mischung hier im Team toll. Mike Hanke, Martin Stranzl oder Christofer Heimeroth stehen uns mit Rat und Tat zur Seite und machen auch mal einen Spaß mit uns. Es ist hier nicht so, dass es eine Grüppchenbildung zwischen 'alt' und 'jung' gibt.
Sie selbst waren auch schon mal in der Europa League – in ganz jungen Jahren…
Mlapa: Ich war Balljunge bei der Partie zwischen 1860 München und dem AC Parma. Ich durfte Marcio Amoroso an der Hand ins Stadion begleiten und das habe ich mir eingeprägt. Für mein ganzes Leben.
Wie sind Ihre Eindrücke von Verein und Umfeld?
Mlapa: Es ist sehr positiv. Ich bin sehr gut von der Mannschaft aufgenommen worden. In Mönchengladbach selbst ist nicht ganz so viel los, aber das bin ich schon aus Hoffenheim gewohnt. Von daher ist das kein Problem.
Am Mittwoch bestreitet Gladbach das vierte Testspiel – es geht gegen Ihren alten Verein TSV 1860 München…
Mlapa: Die Jungs sind super drauf und haben kein einziges Gegentor in den letzten Testspielen kassiert. Das wird ein harter Test für uns. Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich gegen Gabor Kiraly ein Tor erzielen würde. Ich verfolge regelmäßig, was bei den Löwen passiert, meine Eltern wohnen ja noch in München und wir waren gestern auch an unserem freien Tag in der Stadt.