Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach kann in den nächsten Spielen alle Saisonziele verspielen - oder mit Marco Rose die Wende vor seinem Abschied schaffen.

Bei der sportsmännischen Stippvisite im Kreise der Sieger entdeckte Marco Rose irgendwann auch seinen alten Kumpel Bo Svensson. In ihrer aktiven Zeit hatten die beiden zwischen 2007 und 2010 zusammen zwei Jahre in der Zweiten Liga und eine Saison in der ersten Klasse verbracht. Nun standen sie sich in ihrer zweiten Karriere als Trainer erstmals in der Bundesliga gegenüber, hatten vorab ihre gegenseitige hohe Wertschätzung bekräftigt – und jetzt wartete Rose geduldig. Bis Svensson seine herzliche Umarmung mit dem Mainzer Innenverteidiger Jeremiah St. Juste beendet hatte – und Roses kurze Gratulation zum 2:1-Erfolg im Borussia-Park entgegennehmen konnte.

Gladbach-Trainer Rose gesteht: Eine Menge Unruhe reingebracht

Für den Trainer von Borussia Mönchengladbach war es die erste Partie nach seiner Bekanntgabe vom Rosenmontag, den Verein im Sommer Richtung Borussia Dortmund zu verlassen. Es folgten fünf Tage mit großer Unruhe, aufgebrachten Fans, enttäuschten Gesichtern bei Sportdirektor Max Eberl und unter Gladbachs Spielern – die dann in einer weiteren Heimniederlage gegen einen Abstiegskandidaten mündeten. Zwei Wochen nach dem verlorenen Derby gegen Köln.

Bedient: Gladbach-Trainer Marco Rose hat mit seiner Mannschaft einen Rückschlag erlitten.
Bedient: Gladbach-Trainer Marco Rose hat mit seiner Mannschaft einen Rückschlag erlitten. © AFP | Unbekannt

Nach dem 1:2 gegen den rheinischen Rivalen wurde Rose seine umfassende Rotation in dem prestigeträchtigen Duell angekreidet. Nun übernahm der 44-Jährige umgehend die Verantwortung für die erneute Pleite und streute sich ungefragt Asche aufs Haupt. „Am Ende ist es meine Niederlage, die ich auf meine Kappe nehme. Denn alles, was in dieser Woche passiert ist, was auf die Jungs eingeprasselt ist, hat auch aufgrund meiner Person stattgefunden“, erklärte er – und sagte dann, was er damit meinte: „Eine Menge Unruhe.“ Die nach seiner Einschätzung jetzt noch größer werden könnte.

Gladbachs Ziele sind in großer Gefahr

Dabei sollte gerade die Partie gegen seinen Ex-Klub Mainz ihm selbst und den Spielern Rückenwind für die extrem anspruchsvollen nächsten zehn Tage geben. Am Mittwoch tritt die Fohlenelf in Budapest zum Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Manchester City an – einen scheinbar übermächtigen Gegner, über den Rose am Samstag sagte: „Das ist eine Mannschaft, die herausragend drauf ist und zuletzt was weiß ich wie viele Spiele hintereinander gewonnen hat.“ Drei Tage später steht die Liga-Partie beim ersten Bayern-Verfolger Leipzig an. Und am Dienstag nächster Woche kommt in dem BVB Roses künftiger Arbeitgeber zum Pokal-Viertelfinale zu Besuch.

Gehen auch diese drei Partien daneben, dürften Gladbachs Chancen in den beiden Cup-Wettbewerben beendet oder – wie auch das Ziel, die erneute Qualifikation für die Königsklasse zu schaffen – zumindest in weite Ferne gerückt sein. Gegen die widerspenstigen, aber keineswegs unbezwingbaren Mainzer, für die Angreifer Karim Onisiwo in der Anfangsphase und der Ex-Düsseldorfer Kevin Stöger vier Minuten vor Schluss trafen, fehlten vor allem der unbedingte Siegeswille, die geistige Frische und die eine oder andere spielerische Finesse.

Hofmann sieht für Gladbach "spannende Wochen"

„Wir müssen wieder klarer werden, um solche Spiele zu gewinnen“, vermisst Bank-Chef Rose den Mut und die fußballerische Leichtigkeit, die sein Team im Januar und phasenweise im Spätherbst zeigte. Doch die Chance, sich für die kommenden Aufgaben vor allem mental zu wappnen, haben die Gladbacher am Wochenende verpasst.

„Wir haben eine Mannschaft, die das bewältigen kann. Aber um einen guten Lauf zu bekommen, musst du Spiele wie gegen Mainz gewinnen“, seufzte der frühere Dortmunder Jonas Hofmann, Passgeber zum zwischenzeitlichen Ausgleich durch Lars Stindl. Denn der Akteur aus dem offensiven Gladbacher Mittelfeld weiß: „So ist es nicht produktiv für einen selbst.“ Gerade deshalb ist nach Ansicht des gebürtigen Heidelbergers auch eines gewiss: „Es werden spannende Wochen für uns.“