Essen/Mönchengladbach. Aufgrund des Wechsels zu Borussia Dortmund droht Marco Rose in Gladbach ein unrühmliches Ende. Gerardo Seoane ist ein Kandidat für die Nachfolge.
Gerardo Seoane hat am kommenden Donnerstag einen Termin im Rheinland. Der Fußballtrainer des Schweizer Spitzenklubs Young Boys Bern tritt mit seiner Mannschaft bei Bayer Leverkusen an – zu einem Zwischenrunden-Spiel in der Europa League. Es könnte gut sein, dass der 42-Jährige in der Region bald auf Wohnungssuche gehen wird. Denn 60 Kilometer von Leverkusen entfernt ist zur kommenden Saison durch Marco Roses Wechsel von Borussia Mönchengladbach zu Borussia Dortmund ein Trainerposten vakant. Nach übereinstimmenden Medienberichten gilt Seoane als aussichtsreicher Kandidat auf die Stelle.
Seitdem Gladbach am Montagmittag den Rose-Abgang verkündet hat, nehmen die Spekulationen um die Nachfolge an Fahrt auf. Der Name Florian Kohfeldt (38) von Werder Bremen tauchte immer wieder auf. Klaus Filbry kommentierte diese Personalie am Dienstag. „Er macht einen sehr guten Job und er hat einen langfristigen Vertrag. Wir gehen davon aus, dass wir noch lange zusammenarbeiten“, sagte Bremens Klubchef der Bild. Ähnlich hatte sich aber auch Gladbachs Sportdirektor Max Eberl über Marco Rose geäußert. Aussagen über Zukunftspläne haben im Profifußball eben eine geringe Halbwertszeit.
Neuhaus, Thuram und Zakaria sind begehrt
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So ist auch nicht ausgeschlossen, dass Eberls vehementes Dementi zu einem angeblich stattgefundenen Gespräch mit Ajax Amsterdams Trainer Erik ten Hag nur Taktik war. Möglicherweise wechselt am Ende doch der 51-jährige Niederländer an den Niederrhein. Aber auch RB Salzburg muss damit rechnen, nach Marco Rose wieder einen Trainer an die Gladbacher zu verlieren: Der 47-jährige US-Amerikaner Jesse Marsch machte nie einen Hehl daraus, dass er mal in Deutschlands Bundesliga arbeiten möchte. Mit seinem aggressiver Spielstil könnte er den Rose-Fußball in Mönchengladbach fortführen.
„Wenn uns Marco verlässt, dann darf man aufgrund unserer Arbeit und unserer Erfolge sicher sein, wieder einen zu Borussia passenden Trainer zu finden“, sagte Eberl kürzlich. Viel Zeit sollte er sich mit dieser Personalie jedoch nicht lassen. Die Kaderplanung hängt eng mit der Trainerfrage zusammen. Die Gladbacher Florian Neuhaus, Marcus Thuram oder Denis Zakaria sind bei Topklubs begehrt. Sie brauchen Klarheit darüber, wer in Mönchengladbach künftig am Spielfeldrand steht.
Saison noch vernünftig zu Ende bringen
Zunächst müssen sie aber mit Rose die Saison vernünftig zu Ende spielen. Ob die Stars dem scheidenden Trainer noch bereitwillig folgen, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Roses Entscheidung für die Dortmunder soll bei Spielern zu Verstimmungen geführt haben. Das könnte ein Nachteil sein für die folgenden Topspiele bei RB Leipzig und gegen Bayer Leverkusen. In diesen muss Gladbach punkten, um sich erneut für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren zu können.
Verfehlt Rose das Ziel, dann droht ihm unrühmlicher Abgang – trotz bislang eineinhalb erfolgreicher Jahre. Viele Fans kritisierten den 44-Jährigen bereits für seine Aufstellung im Derby gegen den 1. FC Köln, das Gladbach mit 1:2 verloren hatte. Nun kippte die Stimmung weiter. Durch den Wechsel nach Dortmund empfahl sich Rose nicht unbedingt für eine Ehrenmitgliedschaft bei den Fohlen-Fanklubs.
Erinnerungen an Lothar Matthäus
Am 2. März werden sich alle TV-Kameras auf ihn richten. Gladbach bestreitet dann das Viertelfinale im DFB-Pokal – ausgerechnet gegen Roses künftigen Klub aus Dortmund. Verspielt der Trainer die Titelchance, könnte ihm ein ähnliches Schicksal wie Lothar Matthäus drohte. Der Nationalspieler leistete sich als Gladbacher im Pokal-Endspiel 1984 gegen die Bayern einen legendären Elfmeter-Fehlschuss. Matthäus war wegen seines feststehenden Wechsels nach München fortan ein Feindbild am Niederrhein.