Mönchengladbach. Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus kündigt ein Gespräch mit Trainer Adi Hütter an – und kontert Matthias Ginter nach dessen Kritik am Klub.

Roland Virkus war enttäuscht über die Worte, mit denen sich Matthias Ginter jüngst über Borussia Mönchengladbach geäußert hatte. „Ich habe gelernt, nie schlecht über andere Menschen und über den alten Arbeitgeber zu sprechen. Das macht man nicht, und das habe ich Matze auch klar so gesagt“, erklärte der Sportdirektor am Donnerstag. Gladbach und Ginter vollziehen derzeit eine Trennung mit Misstönen.

Der Innenverteidiger, den es nach fünf Jahren am Niederrhein ablösefrei zurück zu seinem Jugendklub SC Freiburg zieht, hatte die Borussia im Fan-Podcast „Mitgeredet“ für den Umgang mit ihm kritisiert. Darin berichtete der 28-Jährige von einem Gespräch mit seinem Berater im vergangenen Sommer. Ginter führte aus, er habe bis dahin Signale vom damaligen Manager Max Eberl bekommen, dass der Klub den nach dieser Saison auslaufenden Vertrag mit Ginter verlängern wolle. Nun habe der Berater allerdings zu ihm gesagt: „,Die Ideallösung für Max und den Verein wäre, dich zu verkaufen.’ Das war für mich schon sehr bitter und hart“, sagte Ginter. „Da ist etwas kaputt gegangen. Weil ich das Gefühl hatte, dass wir zusammen etwas aufbauen wollten.“

Hütter mit Gladbach-Vertrag bis 2024

Gladbach vollzieht aber gerade keinen weiteren Aufbau, sondern eher einen massiven Umbau. Bemerkenswerterweise gab Virkus trotz mehrmaliger Nachfrage auch kein klares Bekenntnis zu Trainer Adi Hütter (52) ab, der einen Vertrag bis 2024 ohne Ausstiegsklausel besitzt. Virkus wiederholte zunächst, alles zu dem Thema gesagt zu haben. Auf den Hinweis, er habe nur gesagt, er „wolle“ mit Hütter in die neue Saison gehen und nicht er werde, antwortete er: „Wir wollen das und alles andere besprechen wir.“ Hütter selbst erklärte: „Ich habe einen Vertrag, ich habe nichts anderes vor, mehr möchte ich dazu nicht sagen.“

Nach dem letzten Saisonspiel gegen die TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky), am Ende einer Spielzeit, in der Gladbach erstmals seit 2011 keinen einstelligen Tabellenplatz erreicht, wird Virkus aber noch viele weitere Personalgespräche führen müssen – insbesondere mit etlichen der elf Spieler, deren Verträge 2023 auslaufen. Dazu zählen auch Breel Embolo (25), Alassane Pléa (29) und Marcus Thuram (24). Virkus hatte im April in einem Interview mit dem Kicker gesagt, dass er gerne die Verträge mit dem Sturm-Trio verlängern würde. Dass dies auch bei allen drei Spielern gelingen wird, gilt allerdings als äußerst unwahrscheinlich.

Olympique Lyon soll an Embolo interessiert sein

Wird Gladbach womöglich bald verlassen: Marcus Thuram.
Wird Gladbach womöglich bald verlassen: Marcus Thuram. © firo | firo

Nach Informationen der französischen Sportzeitung L’Équipe soll Olympique Lyon Interesse an einer Verpflichtung Embolos zeigen. Gladbach hatte den Schweizer Nationalspieler 2019 für rund 13 Millionen Ablöse vom FC Schalke 04 geholt, im selben Jahr war Thuram von EA Guingamp für neun Millionen gekommen. Im vergangenen Sommer sollte Thuram für 37 Millionen zu Inter Mailand wechseln, verletzte sich aber kurz vor dem Ende der Transferperiode, weshalb der bereits ausgehandelte Deal mit dem italienischen Topklub doch nicht zustande kam.

Thuram ging deshalb in seine dritte Gladbacher Saison, in der er weit hinter den Erwartungen geblieben ist. Er markierte nur drei Treffer, lieferte lediglich eine Torvorlage – eine denkbar schwache Bilanz. Beim Benefizspiel gegen die ukrainische Nationalmannschaft (1:2) am Mittwochabend stand er nicht im Kader, gegen Hoffenheim soll er nach einer auskurierten Oberschenkel-Zerrung aber wieder zum Aufgebot zählen. „Er ist ein Thema fürs Wochenende, könnte vielleicht ein paar Minuten spielen“, sagte Hütter, der einen Startelf-Einsatz ausschloss. Gladbach will vielleicht auch nicht das Risiko eingehen, dass sich Thuram erneut vor einem möglichen Wechsel verletzt.

Gladbach-Kader braucht neue Impulse

Virkus mochte sich nun – insbesondere angesprochen auf die Zukunft der Gladbacher Stürmer – nicht zu einzelnen Namen äußern. „Es ist wie immer im Leben: Es gibt Kämpfe, die wirst du gewinnen und es gibt welche, die wirst du verlieren. Mit dem einen oder anderen Spieler hatten wir gute Gespräche. Es wird aber auch Spieler geben, die den Klub verlassen werden“, sagte der 55-Jährige. Er dachte dabei auch schon an frisches Personal: „Wenn du den einen oder anderen Neuen holst, ist es vielleicht gar nicht schlecht, neue Facetten reinzukriegen und Jungs zu bekommen, die neu treiben.“ Gladbachs Kader – auch das ist angesichts der vielen enttäuschenden Leistungen in dieser Saison offensichtlich – kann neue Impulse sicherlich gut gebrauchen. Auf Sportchef Virkus wartet ein arbeitsintensiver Sommer.