Mönchengladbach.. Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach wird in der Bundesliga-Saison 2015/16 unter der Doppelbelastung leiden. Unser Bundesliga-Check.
Vielleicht ist es ja ein gutes Omen. Als Lucien Favre vor einiger Zeit die Spieler des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach zum ersten Training der neuen Saison bat, da knallte die Sonne vom Himmel. Favre war gut gelaunt, kam wie so oft als Letzter vom Trainingsplatz und wirkte so frisch und voller Tatendrang, wie ein Trainer wirken sollte, auf den das größte Jahr seiner Laufbahn zukommt. Knapp drei Wochen vor dem Bundesliga-Start hat sich an Favres guter Laune nichts geändert. In Gladbach läuft fast alles nach Plan, die Saison kann kommen. Und mit ihr die Champions League.
Der Trainer: Freundlich, höflich, verschmitzt – das ist die eine öffentliche Seite von Lucien Favre. Die andere zeigt sich, wenn ihm etwas nicht passt. Dann ist Favre ein Mahner, der immer dann unduldsam wirken kann, wenn im Umfeld der Borussia die Träume allzu groß zu werden drohen. Aber damit hat der Schweizer im Moment wenig Probleme, Gladbach ist auf den 57-Jährigen eingeschworen wie nur wenige Vereine auf ihre Trainer. Und trotz der Premiere in der Champions League schafft Favre es, die Erwartungen auf Normalmaß zu halten.
Fachlich ist der Coach ohnehin absolut unumstritten. Lucien Favre ist ein akribischer Lehrer, einer der besten Taktiker der Bundesliga und seit seinem Antritt vor viereinhalb Jahren zum Aushängeschild der Gladbacher geworden.
Das Personal: Neben Favre gilt Manager Max Eberl als zweiter Architekt des Höhenflugs. Eberl weiß, dass er einen Trainer hat, der Spieler besser machen kann, der nicht die höchste Preisklasse im Kader haben muss oder haben möchte. Das passt perfekt zu Eberls Überzeugung, die Borussia Schritt für Schritt zu entwickeln und nicht mit den Millionen aus der Champions League zu prassen.
Zwei wichtige Abgänge hat Gladbach trotzdem zu verkraften: Christoph Kramer ging zurück zu Bayer Leverkusen, Max Kruse erlag der Verlockung aus Wolfsburg. Sie sollen eins zu eins durch den Hannoveraner Lars Stindl und den Leverkusener Josip Drmic ersetzt werden. Der wird sicherlich weniger Tore als Kruse vorbereiten, könnte aber mehr erzielen. Stindl wirkt abgeklärter als Kramer. Wichtig im Gladbacher System sind die Außenspieler, allen voran Patrick Herrmann, der von Favre an die Nationalelf herangeführt worden ist. Mit dem vom FC Chelsea ausgeliehenen Dänen Andreas Christensen, der gute Ansätze zeigt, hat die Borussia endlich eine junge Alternative in der Innenverteidigung.
Die Probleme: Wie kommt Gladbach damit zurecht, erstmals in der Champions League spielen zu dürfen? Einerseits sollen die Auftritte in der Königsklasse Schub geben, andererseits belasten sie den Kader ab September durch Englische Wochen. Mit der Kombination aus Liga-Alltag und Europa League kam Gladbach in der Vergangenheit nicht gut zurecht, die Königsklasse ist das noch anspruchsvollere Programm. Viel wird davon abhängen, wie die Spieler im Kopf die Umstellung zwischen Festtagen und Auftritten in Darmstadt oder Ingolstadt bewältigen.
Der Anspruch: „Wir wollen uns in der Einstelligkeit etablieren“, sagt Max Eberl gebetsmühlenartig. Das schließt auch Platz neun ein und nimmt den Druck aus dem Kessel. Allerdings wäre das Verpassen eines internationalen Wettbewerbs in der neuen Saison schon ein klarer Rückschritt.
Die Prognose: Gladbach wird wegen der Doppelbelastung in der Liga etwas schwächer abschneiden als zuletzt. Aber für einen achtbaren fünften Platz sollte es reichen.
Unser Bundesliga-Tipp
1. Bayern München
2. Borussia Dortmund
3. VfL Wolfsburg
4. FC Schalke 04
5. Borussia Mönchengladbach
6. Bayer Leverkusen
7. 1. FC Köln
8. VfB Stuttgart
9. FC Augsburg
10. FSV Mainz 05
11. FC Ingolstadt
12. 1899 Hoffenheim
13. Hamburger SV
14. Werder Bremen
15. Eintracht Frankfurt
16. Hertha BSC
17. Hannover 96
18. Darmstadt 98